Bochum. Der Wattenscheider Bahnhof ist der zweitwichtigste Halt im Stadtgebiet. Seine einstige Bedeutung hat er aber längst verloren.

Der Wattenscheider Bahnhof an der gleichnamigen Straße zählt täglich etwa 5.300 Fahrgäste, die dort ein- und aussteigen. Der Halt ist in Sachen Fahrgastzahlen der zweitwichtigste Bahnhof im Stadtgebiet. Seine einstige Bedeutung hat er aber längst nicht mehr.

Bahnhofs-Check: Bahnhof Wattenscheid – ein Lichtblick, aber keine Kehrtwende

Einen Bahnhof gibt es hier schon seit dem Jahr 1874. Als Wattenscheid noch eine eigenständige Stadt und die Zechen aktiv waren, hatte der Bahnhof eine deutlich größere Bedeutung: Es gab zehn Gleise, eine eigene Gepäckabfertigung und einen direkten Anschluss an die Zeche „Fröhliche Morgensonne“.

Täglich steigen am Bahnhof Wattenscheid etwa 5300 Fahrgäste ein und aus.
Täglich steigen am Bahnhof Wattenscheid etwa 5300 Fahrgäste ein und aus. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Wie ist die Taktung der Bahnen?

Neben dem Bochumer Hauptbahnhof ist der Wattenscheider Bahnhof der einzige im Stadtgebiet, an dem Regional-Express-Züge stoppen. Die Regional-Express-Züge halten hier stündlich und teilweise nur alle zwei Stunden. Es verkehren der NRW-Express RE1, der Rhein-Weser-Express RE6, der Rhein-Hellweg-Express RE11, der Ruhr-Sieg-Express RE16 und die Ruhr-Lenne-Bahn RB40. Damit ist man von Wattenscheid zum Beispiel bis nach Aachen, Hamm, Köln, Düsseldorf, Iserlohn und Hagen gut angebunden.

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Wie ist die Verbindung der Busse?

Etwa 100 Meter entfernt vom Bahnhofsgebäude fahren unter der Autobahnbrücke die Buslinien 344, 365, 386, 389 und SB33. Hinzukommt der Nachtexpress NE6. Damit ist der Bahnhof Wattenscheid Station auf dem Weg zwischen August-Bebel-Platz und Ruhr-Universität (SB33), zwischen Freiheitsstraße und Hochschule Bochum (344), zwischen Hauptbahnhof und Ottostraße (365), zwischen Schlaraffiastraße und Westenfeld (386) sowie zwischen Gelsenkirchen Hauptbahnhof und Zilleweg (389).

Bahnhofs-Check – was soll das?

Im Bahnhofs-Check nimmt die Redaktion die Bochumer Bahnhöfe unter die Lupe.

Wie oft fahren dort Bahnen? Wie sauber und sicher ist es? Welche Anbindungen und welchen Service gibt es?

Wie barrierefrei sind die Anlagen? Um diese und weitere Fragen geht es.

In loser Reihenfolge werden wir die Bewertung der übrigen Bahnhöfe in den kommenden Wochen veröffentlichen.

Kann man Fahrräder abstellen?

Der Wattenscheider Bahnhof verfügt über Fahrradschließfächer des Anbieters „DeinRadschloss“. Online kann man dabei einen Stellplatz für das eigene Rad buchen. Geparkt werden die Räder in Sammelabstellanlagen und Boxen. Eine Schlüsselübergabe ist nicht nötig: Entweder erfolgt der Zugang mit der Abo-Chipkarte (z.B. Ticket 2000), mit einer speziellen Chipkarte oder einem vierstelligen PIN-Code. Das Abstellen in der Fahrradbox kostet pro Tag einen Euro, pro Woche fünf Euro, pro Monat 15 Euro und pro Jahr 90 Euro. Die Sammelabstellanlagen sind günstiger. Weitere Informationen gibt es unter: www.dein-radschloss.de.

Fahrradschließfächer, Boxen und sonstige Radständer gibt es am Halt Wattenscheid zu Genüge.
Fahrradschließfächer, Boxen und sonstige Radständer gibt es am Halt Wattenscheid zu Genüge. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Gibt es Carsharing?

In Bochum sind die Carsharing-Anbieter „Flinkster“ von der Deutschen Bahn und der E-Auto-Anbieter „Stadtmobil“ vertreten. Im Stadtgebiet gibt es sechs Stationen, Wattenscheid gehört bislang nicht dazu. Das könnte sich ändern, denn „Stadtmobil“ will seine Flotte ausbauen. Bis dahin gibt es die Möglichkeit, privates Carsharing zu nutzen. Über Portale wie „SnappCar“ kann man das Auto vom Nachbarn mieten. Beim WAZ-Test gibt’s in Wattenscheid am Bahnhof zum Beispiel gerade einen Alfa Romeo für 30 Euro am Tag oder einen VW Polo für 35 Euro am Tag. Weitere Informationen unter: www.snappcar.de.

Wie ist die Atmosphäre?

Die Atmosphäre am Wattenscheider Bahnhof war schon mal schlechter, von „einladend“ und „gut“ ist sie aber immer noch weit entfernt. Schmierereien und tiefe Decken machen einen bedrückenden Eindruck, die Empfangshalle wirkt leer besonders trostlos und ist nicht selten verdreckt. Kein Wunder, dass sich Fahrgäste bei Google beschweren: „innen alles dreckig“ oder „die ganz, ganz finsteren Zeiten sind hier vorbei, mehr aber auch nicht“. Negativ fällt auf, dass es keine Toilette gibt.

Ein Aufzug soll Gehbehinderten den Zugang zum Gleis ermöglichen. Doch dieser sei häufiger defekt.
Ein Aufzug soll Gehbehinderten den Zugang zum Gleis ermöglichen. Doch dieser sei häufiger defekt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Wie steht es um die Barrierefreiheit?

In Sachen Barrierefreiheit landet der Wattenscheider Bahnhof bei den VRR-Testern in der besten Kategorie – folglich gibt es „keinen Handlungsbedarf“. In der Theorie stimmt das auch: Zwar gibt es keine Rolltreppen, dafür aber Aufzüge zum Gleis und teilweise Rampen. Aber: Der Aufzug soll häufig defekt sein und macht damit die Erfolge in Sachen Barrierefreiheit schnell wieder zunichte.

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Wie ist die Atmosphäre am Gleis?

Die zwei Gleise mit Mittelbahnsteig sind häufig verdreckt und bieten aus Sicht vieler Fahrgäste zu wenig Sitzmöglichkeiten und Unterstände. Die Überdachung ist sehr kurz. Immerhin befinden sich Ticket-Automaten direkt am Gleis und man muss nicht erst den Weg bis ans andere Ende des Bahnhofs antreten. Wie mehrere Fahrgäste berichten, überschreiten Fußgänger häufig am Westkopf die Gleise – gefährlich!

Der Wattenscheider Bahnhof gibt kein gutes Zeugnis ab – so das Fazit des Bochumer Bahnhofs-Checks.
Der Wattenscheider Bahnhof gibt kein gutes Zeugnis ab – so das Fazit des Bochumer Bahnhofs-Checks. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Was tun bei Hunger und Durst?

Einen Dönerladen gibt es nicht mehr im Wattenscheider Bahnhof, aber ein großer Kiosk hat sich gehalten. Hier bekommt man neben Getränken und Snacks auch Leselektüre für die unter Umständen lange Wartezeit am Gleis. Fußläufig vom Bahnhof befindet sich außerdem der Bunkerkiosk, der vor Kurzem wiedereröffnet hat und auch von den Schülerinnen und Schülern der nahe gelegenen Berufskollegs oft besucht wird. Dort gibt es dann auch etwas für den größeren Hunger im Stile von belegten Baguettes.

Fazit

Der Wattenscheider Bahnhof gibt kein gutes Zeugnis ab. Zwar ist Wattenscheid keine eigenständige Stadt mehr, einen ansehnlicheren Bahnhof verdient es dennoch. Handlungsbedarf gibt es vor allem in puncto Sauberkeit und Sicherheitsgefühl: Wenn der Bahnhof belebter und beleuchteter wäre, könnte der Eindruck schon ein ganz anderer sein.