Bochum. Der Halt Bochum-Ehrenfeld ist ein Negativ-Vorbild in Sachen Barrierefreiheit. Das zeigt der Bahnhofs-Check am Bahnhof in dem schmucken Viertel.
Er zählt zu den weniger frequentierten Bahnhöfen in Bochum, der S-Bahnhof Bochum-Ehrenfeld. Nur etwa 1850 Fahrgäste steigen hier auf dem Linienweg zwischen Dortmund und Solingen täglich ein und aus. Obwohl der Bahnhof an der Bessemerstraße, der 1977 eröffnet wurde, unweit von hippen Läden, vom Schauspielhaus und von Szene-Gastronomie liegt, fällt er selbst negativ auf.
Bahnhof Bochum-Ehrenfeld: Taktung der Bahnen
Der Bahnhof Ehrenfeld wird nur von der S-Bahn S1 angefahren. Schon nach einer Minute Fahrtzeit erreicht man vom Hauptbahnhof gesehen die Station im gleichnamigen Stadtteil. Die S1 fährt dann weiter über Wattenscheid-Höntrop, Essen, den Düsseldorfer Flughafen bis nach Solingen. In die andere Richtung geht es über Langendreer bis zum Dortmunder Hauptbahnhof. Der Takt liegt dabei je nach Wochentag und Ziel zwischen 15 und 30 Minuten.
Wie ist die Verbindung der Busse?
Mit dem Bus ist der Bahnhof aktuell nicht erreichbar. Eigentlich befindet sich eine Station der Linie 355, die zwischen Dahlhausen und Langendreer verkehrt, direkt am Bahnhof. Diese wird jedoch aktuell aufgrund der Baumaßnahmen an der Hattinger Straße umgeleitet. Wenn sie fährt, verkehrt die Buslinie außerdem nur im 30-Minuten-Takt. Die nächsten Bushaltestellen liegen dann erst wieder am Schauspielhaus (336, 350, 353, 365), etwa zehn Gehminuten entfernt.
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Kann man Fahrräder abstellen?
Am Bahnhof Ehrenfeld befindet sich keine gesonderte Fahrradstation. Einige Radfahrende schließen ihre Räder aber am Geländer direkt an der Unterführung ab. Pluspunkt: Zum Gleis hinauf gibt es eine extra Fahrradrille parallel zu Treppe. Wer ohne Rad am Bahnhof ankommt, aber weiterradeln möchte, muss bis zur „metropolrad“-Station am Schauspielhaus laufen. Über den Fahrradverleih kann man sich ein Rad ausleihen – für wenige Minuten aber auch für einen ganzen Tag. Dann zahlt man für 15 Minuten einen Euro, maximal aber 15 Euro am Tag. Die Buchung erfolgt über die App „nextbike“. Das Fahrrad kann auch an anderen Stationen zurückgegeben werden. Eine Übersicht darüber findet sich unter www.metropolradruhr.de.
Gibt es Carsharing?
Mit einem gemieteten Auto kann man direkt vom Bahnhof Ehrenfeld weiterreisen – aber nur, wenn die Wahl auf einen Transporter fällt. Denn direkt an der Bessemerstraße, zwischen dem S-Bahnhof Ehrenfeld und der Haltestelle Ursulastraße, befindet sich eine Niederlassung des Fahrzeugvermieters „CarlundCarla“. Das günstigste Modell gibt es im Halbtagestarif ab 29 Euro. Der Carsharing-Anbieter „Greenwheels“, der sich in der Nähe befand, hat erst in diesem Jahr Bochum verlassen. Immerhin befindet sich ein großer „Park&Ride“ Parkplatz in der Nähe (Ehrenfeldstraße 52). Beim Ortsbesuch der WAZ befand sich ein E-Roller am Bahnhofsausgang. Planbar ist das aber natürlich nicht.
Wie ist die Atmosphäre?
Die Aufenthaltsqualität am Bahnhof Ehrenfeld bewertet der VRR mit „verbesserungswürdig“. Der Bahnhof wirkt insgesamt eher wie ein Asphaltstreifen, und die Überdachung ist zu kurz, um bei Wind und Wetter gut geschützt zu sein. Positiv zu erwähnen: Der Ticketautomat befindet sich oben am Gleis und nicht unten an den Treppen. Außerdem: der Blick auf die Bochumer Skyline. „4 Sterne, sehr gut, insbesondere der Sonnenaufgang“, bewertet ein Nutzer bei „Google“.
Bahnhofs-Check – was soll das?
Im Bahnhofs-Check nimmt die Redaktion die Bochumer Bahnhöfe unter die Lupe.
Wie oft fahren dort Bahnen? Wie sauber und sicher ist es? Welche Anbindungen und welchen Service gibt es?
Wie barrierefrei sind die Anlagen? Um diese und weitere Fragen geht es.
In loser Reihenfolge werden wir die Bewertung der übrigen Bahnhöfe in den kommenden Wochen veröffentlichen.
Wie steht es um die Barrierefreiheit?
Der Bahnhof ist ein Negativ-Beispiel in Sachen Barrierefreiheit. Aufgeschmissen ist, wer hier mit Kinderwagen, Gehhilfe oder Rollstuhl ankommt: Es gibt weder Rolltreppe noch Aufzug. „Sehr hohen Handlungsbedarf“ attestiert auch der VRR-Test. Der junge Vater mit Kinderwagen, die alte Frau mit Gehhilfe, der verletzte Sportler oder die gehbehinderte Frau im Rollstuhl – ihnen allen dürfte dieser Bahnhof ein rotes Tuch sein. „Entwicklungsbedarf“ sollte hier kein „Kann“ sondern ein dringendes „Muss“ sein.
Wie ist die Atmosphäre am Gleis?
Der Bahnhof macht einen sauberen Eindruck, ist von schöner Atmosphäre aber trotzdem weit entfernt. Die Anzahl der Sitzgelegenheiten scheint beim Ortsbesuch ausreichend, zumindest findet jeder Fahrgast einen Platz. Wer die Treppe zur Bessemerstraße heruntergeht, findet sich direkt unter einer Unterführung wieder. Etwas abseits von der Hattinger Straße ist vor allem Industrie angesiedelt – in dunklen Stunden sicherlich kein einladender Ort.
Was tun bei Hunger und Durst?
Getränke- oder Snackautomaten gibt es am Bahnhof Ehrenfeld nicht. Bei Hunger oder Durst führt der schnellste Weg zur Hattinger Straße, wo sich Döner, Pizza und Büdchen finden. Oder der Hunger treibt Bochumer ganz stilecht zum Bochumer Bratwursthaus Shop: Der befindet sich an der Bessemerstraße 85.
Fazit
Der Bahnhof Ehrenfeld verspricht wenig und hält dementsprechend auch nicht viel. Dass hier nur eine S-Bahn hält, schmälert die Bedeutung des Bahnhofs von vornherein. Auffälligstes Manko ist die mangelnde Barrierefreiheit auf allen Ebenen. Das ist im 21. Jahrhundert ohne Frage eines: beschämend.