Bochum-Wattenscheid. Leerstände in Wattenscheid-Mitte will die Stadt Bochum beseitigen. Mit hohen Zuschüssen. Doch es hilft wohl nicht immer.
Hier wurde früher geschwitzt, trainiert, sauniert – doch die Zeiten des ehemaligen Fitnessstudios in der Wattenscheider Innenstadt sind längst vorbei, die Räumlichkeiten im unteren Bereich des Gebäudekomplexes an der Rosenstraße 4 seit Jahren geschlossen. Und dieser untere Bereich sieht äußerlich nicht sehr einladend aus - kein Aushängeschild in der Wattenscheider City, die Charme und Niveau zeigen will. Und keine Leerstände mit Schmutzecken.
Vermietung in Wattenscheid-City schon seit Jahren geplant
Eine neue Vermietungsoffensive für das Ex-Fitnessstudio hat der Eigentümer, seit 2014 in Besitz dieser Immobilie, jetzt über Ebay gestartet. „Wir suchen schon seit langer Zeit einen Mieter dafür“, so Daniela Runjo vom Büro Dr. Chaled Shaker als Eigentümer, doch es sei in der Regel daran gescheitert, „dass recht aufwändige Renovierungsarbeiten nötig sind, die ein neuer Mieter für diese Nutzung nicht tragen will. Aufwändige Sanierungsarbeiten müssen sich rechnen. In diesem Fall wäre es so, dass wir als Vermieter in Vorlage treten müssten und erst nach rund zehn Jahren mit Plus Minus Null rechnen könnten“. Doch die Förderobergrenze liegt bei 300 Quadratmetern.
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Auch andere Nutzung im Blick
Man könne sich als Nutzung auch „Einzelhandel & Kioske“ vorstellen, heißt es in der Immobilien-Anzeige. Die Vermarktung erfolge „exklusiv über Vidan Real Estate“. Das 1994 erbaute Gebäude sei im vergangenen Jahr grundlegend saniert worden. „Die derzeit vakante Untergeschossfläche wurde lange Zeit als Fitnessstudio genutzt, weswegen auch die Nutzungsgenehmigung für ein solches Vorhaben vorliegt. Aber auch zu Ausstellungs- oder Einzelhandelszwecken wäre die Fläche anmietbar.“
Großes Gebäude in Wattenscheid-City
Die hauseigene Tiefgarage im Untergeschoss (darüber liegt u.a. die Radiologie) biete Platz für 40 Stellplätze. Zusätzlich gebe es auf dem Außengelände weitere fünf Stellplätze zur Anmietung. Und: „Über einen Baukostenzuschuss oder eine günstige Miete bei entsprechender Eigeninvestition kann bei einer langfristigen Anmietung gesprochen werden“ - doch das scheint derzeit die Hürde zu sein. „Anfragen haben wir einige“, so Daniela Runjo vom Büro in Düren. „Als Sportnutzung dieser Räumlichkeiten ist von Kampfsport bis Ballett alles möglich. Auch große Spiegel sind weiter vorhanden.“
Räume in Wattenscheid-City stehen seit Jahren leer
Und es heißt zudem in der Anzeige: „Anfragen zur Nutzung von Veranstaltungen jeglicher Art lehnen wir im Voraus ab.“ Einen Ersteindruck von den Räumen könne man sich auch über eine „virtuelle Begehung“ verschaffen. Die leerstehenden Räume liegen unter der Radiologie Rosenstraße, darüber gibt es in dem großen Gebäudekomplex unweit des Alten Marktes noch zahlreiche Mietwohnungen.
Zwangsversteigerung im Jahr 2014
Rückblick auf 2014: Am Amtsgericht Bochum kam damals im Oktober der riesige Leicher-Gebäudekomplex aus dem Rosenviertel in Wattenscheid-City unter den Hammer. Im Wege der Zwangsvollstreckung wurde das Wohn- und Geschäftshaus Freiheitstraße 11, Rosenstraße 4 und 4a, Old Wattsche 9a sowie Hagenstraße 12 samt Tiefgarage versteigert. Den Zuschlag erhielt am Ende die Immobilienverwaltung Gerresheim für 1,88 Mio Euro Euro. In der Objektbeschreibung hieß es: „Laut Wertgutachten sind die Grundstücke und das Erbbaurecht mit drei viergeschossigen Wohn- und Geschäftshäusern mit Arztpraxen, einem Ladenlokal, einem Fitnessstudio sowie einer Tiefgarage bebaut, die ursprünglich ca. 1993/1994 errichtet und im Laufe der letzten Jahre augenscheinlich nur geringfügig modernisiert wurden.“
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Wertgutachten für die Zwangsversteigerung
Der gesamte Gebäudekomplex, inklusive Tiefgarage, bilde eine wirtschaftliche Einheit. „Die Wohn- und Nutzflächen betragen im Haus Freiheitstraße 11 ca. 638 qm, im Haus Rosenstraße 4 ca. 2 321 qm und im Haus Rosenstraße 4a/ Old Wattsche 9a ca. 546 qm. Die Wohnungen in den Häusern Rosenstraße 4 und Rosenstraße 4a/Old Wattsche 9a unterliegen der sozialen Bindung. In der Tiefgarage befinden sich 40 Stellplätze.“ Ermittelter Verkehrswert: 2,276 Mio Euro.
Versteigerung am Amtsgericht Bochum
Zur Zwangsversteigerung war damals der Schuldner selbst nicht erschienen, jedoch einige Gläubiger und interessierte Bieter wie Dr. Chaled Shaker von der Immobilienverwaltung Gerresheim. Im Gespräch mit der WAZ hatte er anschließend zugesichert, in den prägenden Innenstadtkomplex investieren zu wollen: „Nach vier Jahren unter Zwangsverwaltung ist das Gebäude entsprechend in Mitleidenschaft gezogen. Wir werden jetzt die Wohneinheiten prüfen und Mängellisten nach den jeweiligen Feststellungen abarbeiten.“ Zum ehemaligen Fitnessstudio mit rund 900 Quadratmetern hatte die Immobilienverwaltung damals relativ konkrete Vorstellungen, etwa könnte ein medizinisches Labor oder ein Versandhandel dort einziehen, wie Shaker damals sagte.