Wuppertal/Velbert. . Jürgen L. räumt vor dem Landgericht Wuppertal die Betrugs- und Untreuevorwürfe ein. Der ehemalige Schatzmeister des DRK soll mehrere hunderttausend Euro auf seine Konten umgeleitet haben. Der 63-jährige Velberter nahm über einen seiner Anwälte zu jedem der 51 Anklagepunkte Stellung.

Jürgen L. hörte ruhig zu, als einer seiner Anwälte am Montag in seinem Namen eine Erklärung verlas. Darin nahm der 63-jährige Velberter zu jedem der 51 Anklagepunkte Stellung, wegen derer er sich vor der zweiten Wirtschaftskammer des Landgerichts Wuppertal verantworten muss. Stattliche 528 000 Euro soll der frühere Steuerberater aus einer Stiftung, von Mandanten und vom DRK-Ortsverein auf seine Konten gelenkt haben. Diese Vorwürfe der gewerbsmäßig begangenen Untreue räumte er gestern „weitgehend ein“.

L. hatte das Geld benutzt, um private und berufliche Verbindlichkeiten zu tilgen. Nachdem er eine eigene Sozietät gegründet und viele Mandanten vom vorherigen Arbeitgeber mitgenommen hatte, musste er diesem nach einem Prozess Ende 2000 einen Jahresumsatz in Höhe von 1,1 Millionen Mark zahlen. Diese stotterte er zuletzt mit 31 000 Euro halbjährlich ab, dazu kamen noch zweimal 2800 Euro Zinstilgung. Und obwohl der Umsatz seiner neuen Kanzlei nicht zurückgegangen sei, wunderte sich der Richter gestern, wie L. so in Schieflage geraten sei.

Kanzlei machte nur wenig Gewinn

Dafür gab’s zwei Gründe: Damit die Kanzlei, in der er seit 2002 zwei Geschäftspartnerinnen hatte, wenigstens etwas Gewinn abwarf, behielt L. teilweise sein Monatsgehalt von 9000 Euro ein, baute zwischen 2005 und 2007 Forderungen in Höhe von 55 000 Euro auf. Dazu kam 2005 eine „grenzenlose Dummheit“: L. leistete sich im doppelten Sinne eine Geliebte. „Das Geld saß locker, man will etwas imponieren“, sagte der Richter. Zudem ging sein Rettungsplan in die Hose: Während die Partnerinnen sich um die Alltagsgeschäfte kümmern sollten, wollte L. mit Nachfolgeregelungen für zahlungskräftige Mandanten Kasse machen. So hätte ihm 2005 bei einem Millionen-Geschäft eine Erfolgprämie in Höhe von 350 000 Euro zugestanden, er bekam aber „nur“ 175 000 Euro. Die Schulden aber wuchsen weiter.

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Den größten Batzen Geld, nämlich 369 000 Euro, verteilt auf mehrere Überweisungen, holte sich L. über eine Stiftung, zu der er 2003 einen Mandanten nach dem Tod von dessen Frau riet. Er bekam eine Generalvollmacht, die auszunutzen, „war nicht von vornherein beabsichtigt“; am Ende räumte dies L. aber ein. Dass er Anfang 2008 nach dem Tod des Stiftungsgründers 500 000 Euro transferieren wollte, war bei der Sparkasse schon abgesegnet; einem Mitarbeiter des Kreditinstituts und L.s Nachfolger beim DRK fiel die Überweisung „mit Geschmäckle“ aber auf, sie wurde gestoppt.

L. konnte beide Betriebe nicht aufrecht erhalten

Denn auch das Velberter DRK hatte mit seinem Schatzmeister gebrochen und diesen des Amtes enthoben. „Denen ich auf die Füße getreten bin, die wollten mich eliminieren“, sagte L. gestern. Als das Rote Kreuz 2005 an der Kolpingstraße ein Seniorenheim baute, musste es auch den Rheinischen Hof bewirtschaften und gründete dafür eine Restaurationsbetriebs-GmbH. L. kaufte 2007 dem DRK die Anteile für 25 000 Euro ab und war alleiniger Gesellschafter. Das DRK stellte dann die Zahlung von monatlich 9000 Euro für die Bewirtung einiger Bewohner der Seniorenresidenz ein. Weil L. inzwischen mit dem Stiftungsgeld für 135 000 Euro auch die Gaststätte Alte Herrlichkeit erworben hatte, er beide Betriebe aber nicht aufrecht erhalten konnte, „brach mir das endgültig das Genick“.