Velbert/Wuppertal. . Ein ehemaliger Schatzmeister des Deutschen Roten Kreuzes in Velbert muss sich wegen Untreue vor dem Landgericht Wuppertal verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Gelder aufs eigene Konto gelenkt zu haben. Der finanzielle Schaden ist beträchtlich. Es geht um 528.000 Euro.

Seriös wirkt er, fast könnte man in ihm einen Rechtsanwalt vermuten. Aber der 63-jährige Velberter im dunklen Sakko mit Krawatte und grauem Haar ist vor dem Landgericht Wuppertal tatsächlich der Angeklagte: Ex-DRK-Geschäftsführer Jürgen L., von seinen Funktionen eher ein „Wohltäter“, muss sich vor der 2. Strafkammer wegen Untreue in 51 Fällen verantworten. Es geht um 528 000 Euro, die illegal auf seine Konten geflossen sein sollen.

„Steuerberater?“, fragt Richter Norbert Müller die Personalien des Angeklagten ab. „Zurzeit nicht“, antwortet Jürgen L. und erinnert damit an den Bruch in seiner Karriere. Mandanten hatten für ihren Todesfall eine Stiftung ins Leben gerufen, die aus ihrem Erbe finanziert werden sollte. Eine dieser Stiftungen, in ihr sitzt heute sogar Bürgermeister Stefan Freitag als Kuratoriumsvorsitzender, tauchen in der Anklage der Staatsanwaltschaft auf.

Als Alleinvorstand der Velberter Stiftung soll Jürgen L. von Mai 2005 bis Januar 2008 seine Generalvollmacht ausgenutzt haben. Laut Anklage gab die Stiftung elf zu einem Großteil unbefristete Darlehen über einen Gesamtbetrag von 369 000 Euro, die alle auf seine Konten flossen. Zurückgezahlt seien bislang nur 26.000 Euro.

Unregelmäßigkeit aufgefallen

Anfang 2008 hätte er zudem versucht, 500.000 Euro vom Konto des Stifters als Darlehen für das DRK zu überweisen. Das funktionierte deshalb nicht, weil einem Sparkassenmitarbeiter und dem Vorsitzenden des DRK Unregelmäßigkeiten auffielen. Im Juli 2005 soll er vom Konto eines Mandanten, der ihm Vollmacht erteilt hatte, 100.000 Euro auf eines seiner Privatkonten überwiesen haben, heißt es weiter in der Anklage.

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Schließlich kommen noch mindestens 27 Fälle hinzu, in denen er sich an Konten des DRK bedient haben soll. Kosten für Bewirtung in einem Restaurant oder für einen privaten Rechtsstreit hätte er mit Geldern des Velberter Ortsverbandes oder des DRK-Seniorenzentrums. bestritten. Die Staatsanwaltschaft geht hier von einem Schaden in Höhe von 85 000 Euro aus.

Neun Sitzungstage sind zunächst geplant

Äußern muss Jürgen l. sich zu den Vorwürfen am Donnerstag noch nicht. Er wird sich erst einmal mit seinen Verteidigern besprechen. Richter Müller weist ihn aber darauf hin, mit welchem Strafrabatt er bei einem Geständnis rechnen könne: „So um die 25 Prozent.“ Strafmilde hat er auch schon sicher, weil das Verfahren laut Richter Müller „rechtsstaatswidrig verzögert“ wurde. Weil Jürgen L. nicht in U-Haft saß, hätte das Landgericht das Verfahren immer wieder hinausgeschoben.

Neun Sitzungstage hat die 2. Wirtschaftskammer des Landgerichtes Wuppertal für das Verfahren gegen Jürgen L. reserviert. Bei einem Geständnis könnte es sehr viel schneller gehen. Falls der Angeklagte verurteilt wird, muss Jürgen L. für eine gewerbsmäßig begangene Untreue mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren rechnen.