Langenberg. . Bei einem Patientenbesuch in der Fachklinik Langenberg waren zwei Gäste erschüttert über die Unterbringung von Zwangseingewiesenen. Die Patienten dürften nur bis 20 Uhr Rauchen und die Station wäre in einem tristen Zustand. Bauliche Veränderungen seien bislang aus finanziellen Gründen gescheitert.

Vor Jahren noch waren sie dort selbst Patienten gewesen. Doch als Peter Wießer und seine Bekannte jetzt die Fachklinik Langenberg besuchten, um einen Freund zu besuchen und mit einigen Dingen zu versorgen, zeigten sich die beiden entsetzt: „Wir denken, das ist menschenunwürdig, wie zwangsuntergebrachte Patienten dort behandelt werden“, sagten sie bei einem Redaktionsbesuch.

2010 war der 58-jährige ehemals selbstständige Maurermeister zuletzt Patient in der Fachklinik. Zunächst selbst für eine Woche mit einem richterlichen Beschluss zwangsweise eingewiesen, später freiwillig in Langzeittherapie. „Seit 2010 bin ich raus und trocken“, so der Heiligenhauser.

Rauchen nur bis 20 Uhr, keine Aufenthaltsraum

Dass der Bekannte, den sie jetzt in der Fachklinik besuchten, nach einem tätlichen Angriff auf einen Polizeibeamten zwangseingewiesen und somit „geschlossen“ untergebracht ist, wollen Wießer und seine Freundin keineswegs „schönreden“. Aber: „Dass man die Leute einsperrt, ihnen nur alle zwei Stunden und maximal bis 20 Uhr Gelegenheit gibt, eine Zigarette zu rauchen, dass sie dafür nicht mal ein Raucherzimmer oder einen eigenen Aufenthaltsraum haben, sondern ihre Zigarette auf dem Flur rauchen müssen: Das ist doch nicht in Ordnung“, meint Wießer.

In der Tat: In anderen Häusern - zum Beispiel in der geschlossenen Abteilung des St.-Elisabeth-Krankenhauses Hattingen-Niederwenigern, ebenfalls einer Klinik auch für Suchtkranke – wird das anders gehandhabt. Zwar nimmt man auch dort Patienten die Feuerzeuge weg, damit sie sich und die übrigen Patienten nicht gefährden können. Doch anders als in Langenberg haben die Patienten dort einen Raucherraum mit Zigarettenanzünder, den sie nach eigenem Ermessen aufsuchen können.

Chefarzt begründet Einschränkungen

In Langenberg dagegen sind Patienten, die per richterlichem Beschluss nach dem „Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten“, kurz „PsychKG“, untergebracht sind, tatsächlich mehr als andernorts in ihren Gestaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. Das räumt auch Dr. Thomas Reinert, Chefarzt der Fachklinik, ein. Begründet sei das allerdings in erster Linie in den Räumlichkeiten des Hauses. Denn: „Baulich sind die Verhältnisse hier tatsächlich nicht ideal für die Unterbringung von Patienten, die auf Grund eines Einweisungsbeschlusses hier sind.“

Eine echte „geschlossene Abteilung“ gebe es nämlich nicht. So behelfe man sich, indem man eine von zwei Stationen, in den eingewiesene und freiwillige Patienten gemeinsam untergebracht würden, abwechselnd zu geschlossenen Stationen erkläre. Freiwillig untergebrachte Patienten können sich dann melden, um Auslass zu begehren, für zwangseingewiesene bleiben die Türen geschlossen – bis auf begleitete Spaziergänge auf dem Hof, die man auch diesen Patienten nach Möglichkeit täglich anzubieten versuche.

Umbaupläne scheitern aus finanziellen Gründen

Dass es keine eigene Abteilung für die drei bis fünf Patienten gebe, die nicht freiwillig, sondern infolge ihres gewalttätigen Verhaltens oder wegen suizidaler Absichten zwangsweise in der Klinik behandelt würden, sei allerdings bedauerlich, so der Chefarzt. „Das ist nicht optimal, damit sind wir selbst nicht glücklich“, betont Reinert.

Seit Jahren gebe es daher auch schon Umbaupläne für das Haus. „Die allerdings sind bisher alle an den finanziellen Möglichkeiten gescheitert.“ Nicht zuletzt deswegen begrüßt man im Haus auch, dass die Fachklinik nun von der Tannenhof-Stiftung Remscheid übernommen wird. Dann, so hofft Reinert, werde sich möglicherweise endlich eine Lösung für das Problem finden. Und sei es auch durch die Unterbringung von Patienten im Remscheider Haus.