Der 69-jährige Wittener, der im September 2010 zwei Nachbarn mit einem Schlagstock verprügelte, muss sich in psychiatrische Behandlung begeben. Das entschied das Bochumer Landgericht am Donnerstag. Der Rentner leidet unter Verfolgungswahn und hatte ein polnisches Nachbars-Paar für ein iranisches Agenten-Duo gehalten.
Dass der aggressive Stockumer, selbst Iraner, nicht ins Gefängnis kommen würde, war bereits vor dem Urteil klar: Ein Gutachter hatte ihm aufgrund des Verfolgungswahns Schuldunfähigkeit attestiert. In Frage kam daher nur die Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt oder die Bewährungsauflage, selbst einen Psychiater aufzusuchen.
Das Gericht entschied sich für die zweite Variante, auch weil der Iraner in Deutschland jahrzehntelang unbescholten lebte. Falls er der Auflage nicht nachkommt, wird er in eine Anstalt zwangseingewiesen.
Das junge Ehepaar, das von dem 69-Jährigen jahrelang terrorisiert wurde, hatte am Dienstag vor dem Bochumer Landgericht von Todesangst berichtet. Immer wieder habe der Iraner nachts gebrüllt, vor Türen geschlagen, hätte auch Kinder verfolgt und verängstigt. Zwei Nachbarn waren daraufhin ausgezogen, vor kurzem war auch das polnische Paar in einen anderen Stadtteil geflüchtet, nachdem es mit dem Stock verprügelt worden war.
Grund für die ständigen Attacken auf seine Nachbarn: Der Rentner hält sie für bewaffnete Spione des iranischen Geheimdienstes, wollte sich nach eigenen Angaben nur selbst verteidigen. „Sie verfolgen mich, weil ich einer religiösen Minderheit angehöre“, hatte der 69-Jährige am Dienstag vor Gericht gesagt. Selbst seinen Verteidiger hält er für einen Agenten.