Neviges. Mitten in Neviges gibt es einen Ort, an dem jedes Gespräch willkommen ist. Egal ob Plausch oder Kummer: Sie ist die Frau, die gerne zuhört-

Was tun, wenn die beste Freundin plötzlich lieber mit einem anderen Mädchen spielt? Wo bekommen Eltern Hilfe in der Trennungsphase, wenn alles zum Wohle des Kindes geregelt werden soll? Der erste Liebeskummer, die Welt geht unter, wie überleb‘ ich das? Es gibt bereits zahlreiche Angebote in Velbert, auch von der Bergischen Diakonie, Stadtteilzentrum Neviges, die dann weiterhelfen. Doch die „Plauderbank“, die neue Beratung des Stadtteilzentrums auf dem Brunnenplatz in Neviges, ist in vielerlei Hinsicht anders. Nicht nur, weil sie draußen an der frischen Luft angeboten wird. Premiere ist am Donnerstag, 23. Mai, von 16 bis 17 Uhr.

Gemeinsam mit dem Kindercafé Bimbilandia hatte das Stadtteilzentrum einen Bastelvormittag für Kinder und Eltern organisiert.
Gemeinsam mit dem Kindercafé Bimbilandia hatte das Stadtteilzentrum einen Bastelvormittag für Kinder und Eltern organisiert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Hinsetzen, sich einfach frank und frei von der Seele reden, was einen bedrückt. Oder auch Freude teilen, weil auch schöne Gefühle rausmüssen. Die „Plauderbank“ , zu der Sozialarbeiterin Anja Gigla-Klockhaus nun an jedem dritten Donnerstag auf dem Brunnenplatz, also Fußgängerzone/Ecke Im Orth, einlädt, ist ein unkompliziertes Angebot und „Erste Hilfe“ für Mann und Frau, Kinder, Jugendliche, einfach für alle, die reden wollen. „Ich schubse niemanden von der Bank, jeder ist willkommen“, sagt Anja Gigla-Klockhaus, im Stadtteilzentrum für den Bereich „Familie“ zuständig. Aber auch einsame Singles, bekommen hier Hilfe – und Adressen, die weiterhelfen.

Die „Plauderbank“ steht mitten in Velbert-Neviges

„Ich habe einfach gemerkt, wie unglaublich wichtig das ist, sich etwas von der Seele zu reden“, sagt die Sozialarbeiterin, die durch ihre „Kummersprechstunde“ an drei Schulen auf die Idee bekam, mitten Neviges die „Plauderbank“ anzubieten. So können Schülerinnen und Schüler von den Grundschulen Tönisheide, Regenbogenschule im Siepen und Kuhstraße in Langenberg an bestimmten Tagen morgens alles loswerden, was sie belastet. „Das Angebot läuft sehr gut, der Bedarf zu reden ist da. Was die Kinder belastet, betrifft oft auch Erwachsene“, sagt die 52-Jährige und fügt lachend hinzu: „Die Kummersprechstunde ist sozusagen erwachsen geworden.“ In der Corona-Zeit, als so vieles nicht möglich war, habe es bereits seitens der Kirche und sozialer Einrichtungen ähnliche Angebote gegeben, etwa Gespräche beim Spazierengehen. „Das kam damals auch gut an.“

Darum fiel die Wahl auf den Platz am Brunnen

Termine der „Plauderbank“

Jeden dritten Donnerstag im Monat, jeweils 16 bis 17 Uhr, lädt Anja Gigla-Klockhaus oder eine andere Mitarbeiterin des Stadtteilzentrums auf die Plauderbank am Brunnenplatz ein, Ecke Elberfelder Straße/Im Orth. Premiere ist am 23. Mai, weitere Termine: 27. Juni, 22. August und 26. September. Der Julitermin fällt wegen der Sommerferien aus.

Das Stadtteilzentrum Neviges, Lohbachstraße 30, gehört zur Bergischen Diakonie, Soziale Dienste Niederberg. In der offenen Sprechstunde, Anmeldung nicht erforderlich, kann man sich über das große Beratungsangebot informieren. Die Sprechstunden sind dienstags von 14 bis 16 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr. Ansprechpartnerinnen sind Anja Gigla-Klockhaus und Mareike Bierig.

Kontakt zum Stadtteilzentrum über Telefon 02053 425320 oder per Mail: info@bergische-diakonie.de. Mehr Informationen zum Angebot der Bergischen Diakonie unter www.bergische-diakonie.de.

Warum ihre Wahl auf der Suche nach einem geeigneten Ort für die neue „Plauderbank“ auf den Brunnenplatz fiel? „Es sollte ein Platz sein, der zentral und gut zu erreichen ist. Wo man sich gern niederlässt, den man schnell erreicht, wenn man im Ort etwas zu erledigen hat.“

So wird sie jeden dritten Donnerstag auf einer der drei Holzbänke sitzen, zu erkennen an einem entsprechendem Plakat. „Je nachdem, welche Bank gerade frei ist“. Natürlich habe sie bei der Stadt um Erlaubnis gefragt, „das war ja auch Neuland für mich“.

Krankheit und Tod belasten Kinderseelen

Nicht neu dagegen ist für die Sozialarbeiterin all das, was Kinder häufig belastet: „Krankheit und Tod ist ein großes Thema. Etwa, wie man Abschied von den Großeltern umgeht. Oder auch Krebs in der Familie.“ So sei letztens in der Kummersprechstunde ein kleines Mädchen zu ihr gekommen, deren Mutter schwer krank auf der Intensivstation lag. „Und das Kind durfte ihre Mutter dort nicht besuchen. Ich hatte dem Mädchen damals geraten, der Mama ein Bild zu malen und einen Brief zu schreiben.“

Beim nächsten Termin habe das Kind gestrahlt, es habe alles gut geklappt, Bild und Brief seien im Krankenhaus. Die Mutter ist inzwischen entlassen, die Freude darüber groß. „Auch so etwas teilen die Kinder mir dann mit, das freut einen natürlich immer.“ Kinder sollten möglichst früh lernen, darüber zu sprechen, was sie beschäftigt. „Das ist auch wichtig für später.“

Rat und Hilfe auch bei Trennung

Immer wieder ein Klassiker: Eifersucht, Stress mit der Freundin. „Letztens kamen sie mal zu Dritt, das war ganz spannend.“ Ihr Tipp hier: Den Kreis erweitern, nicht alles gemeinsam unternehmen, flexibel sein. „Die Kinder merken, dass sie ernst genommen werden. Mit großen und auch kleinen Sorgen.“ Wenn in einer Familie dringende Probleme auftauchen, gebe sie den Kindern auch mal ihre Visitenkarte: „Und sage dann: Mama und Papa können mich gerne mal anrufen.“

Erwachsene, so zeige die Erfahrung im Stadtteilzentrum, suchen oft Hilfe bei Trennung, Scheidung, Umgangsrecht. Auch da gelte auf der Plauderbank das Prinzip: zuhören, einfach da sein. „Dadurch wird oft schon vieles klarer. Und dann kann man einen Termin vereinbaren.“ Auch zu Themen wie etwa Pflege, hier ist ihre Kollegin Mareike Bierig spezialisiert.

Stadtteilzentrum hat ein Netzwerk für Schulabgänger

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Neuerdings gibt es im Stadtteilzentrum auch Rat und Hilfe rund ums Thema „Übergang“, wie es Anja Gigla-Klockhaus nennt: „Wo will ich nach der Schule hin, was gibt es für Möglichkeiten?“ Man sei mit verschiedenen Institutionen vernetzt, und könne als erste Anlaufstelle weiter helfen. „Viele Eltern sagten oft: Es hat sich ja so viel geändert, bei uns sah das noch ganz anders aus.“

Auch die Eltern und natürlich die Jugendlichen selbst seien auf der „Plauderbank“ willkommen, auf der die Sozialarbeiterin übrigens bei fast jedem Wetter sitzt: „Ein bisschen Nieselregen macht nichts, dafür gibt‘s Schirme. Nur, wenn es wirklich richtig schüttet, fällt es aus. Denn davonschwimmen wollen wir nicht.“