Neviges. Davin Di Stefano (27) ist Unternehmer geworden und hat eine Firma in Velbert-Neviges übernommen. Wer er ist und was er vorhat.

Das Alter des Firmengebäudes, 1965 an der Ringstraße in Velbert-Neviges errichtet, lässt sich ob seines Aussehens ziemlich problemlos schätzen. Der Besprechungsraum mit seinen holzvertäfelten Decken und Wänden sowie der Heizkörperverkleidung besitzt den Charme vergangener Zeiten. Aber davon brechen nun bei der „Störring & Brückmann GmbH“, dem Spezialisten für Befestigungselemente im Gewerbegebiet Siebeneicker Straße, neue an. Hier hat nicht nur das Duzen Einzug gehalten. Davin Di Stefano, 27 Jahre jung, ist jetzt geschäftsführender Gesellschafter – ein stiller Teilhaber ist mit an Bord – und ist angetreten, z. B. auch den Umstand zu ändern, dass die Eigenfertigung längst nicht mehr die Rolle spielt wie in den zurückliegenden Jahrzehnten.

Mehr Produkte „Made in Velbert-Neviges“

Peter Garcorz und Serife Akcer gehören zu der kleinen Belegschaft an der Ringstraße.
Peter Garcorz und Serife Akcer gehören zu der kleinen Belegschaft an der Ringstraße. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„In Deutschland zu fertigen ist nicht unbedingt teurer, wenn man’s richtig macht. Und auch nur da, wo’s sich lohnt“, sagt der gebürtige Velberter sehr überzeugt: „Das Know-how ist ja da.“ Er hat zunächst am Campus Velbert-Heiligenhaus und dann in Bochum Maschinenbau studiert, hat seinen Bachelor of Engeneering in der Tasche. Und hat im Zuge der dualen Ausbildung bei CES Werkzeugmechaniker gelernt.

Praxis von Anfang an, die Theorie an der Uni

„Das ist einfach super. Praxis von Anfang an, die Theorie bekommt man an der Uni vermittelt.“ Seine berufliche Richtung sei schon von der achten Klasse an klar gewesen. In der neunten war ein Praktikum bei BKS an der Reihe. Und noch eine Sache war offenbar stets sonnenklar: „Ich wollte nie aus Velbert weg.“ Da fügte es sich, dass ihn „ein guter Freund“ auf die Plattform des Bundeswirtschaftsministeriums mit der Unternehmensbörse „nexxt-change“ stubste, wo auch „Störring & Brückmann“ – Motto: „Probleme lösen – Verbindungen schaffen“ – als Übernahme-Kandidat stand. Die beiden letzten Eigentümer, erzählt er, hätten aus Altersgründen verkaufen wollen.

Nicht auf den Kopf gefallen

Das Firmengebäude im Gewerbegebiet Siebeneicker Straße stammt laut Di Stefano aus dem Jahr 1965.
Das Firmengebäude im Gewerbegebiet Siebeneicker Straße stammt laut Di Stefano aus dem Jahr 1965. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Davin Di Stefano war nach seinem Abschluss in 2019 bei CES geblieben. Er habe dort „relativ zeitnah“ die Leitung der Abteilung Produktionstechnik bekommen: „Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen“. Er sei bei CES sehr zufrieden gewesen, bekräftigt er. „Aber die Chance, etwas Eigenes zu machen, muss man in dem Alter ergreifen. Ich wollte selbst Unternehmer werden.“ Er manage und entscheide alles Operative; ab gewissen Grenzen spreche er sich mit dem erwähnten Teilhaber ab. Ein- bis zweimal im Monat geht’s aktuell übrigens für ihn nach Kassel. Nachdem es bereits „erste Berührungspunkte mit Management“ gegeben hat, studiert der Velberter nämlich jetzt in Hessen noch Industrielles Produktionsmanagement.

Umorganisiert, umstrukturiert und optimiert

Findet den Umschwung „mehr als spannend“: Susanne Bürger arbeitet bereits seit 35 Jahren bei „Störring & Brückmann“.
Findet den Umschwung „mehr als spannend“: Susanne Bürger arbeitet bereits seit 35 Jahren bei „Störring & Brückmann“. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Der Grundstock ist gelegt, er hat ja ein solides Unternehmen vorgefunden“, meint Susanne Bürger. Sie ist seit 35 Jahren im Betrieb, kümmert sich verantwortlich um Finanzen, Buchführung und Korrespondenz. Der Umschwung sei „mehr als spannend“, Di Stefano komme halt mit ganz anderen Ideen und EDV-Ansätzen. Es werde umorganisiert und umstrukturiert, die Arbeitsabläufe optimiert. Zudem erlebe man eine ganz andere Mitarbeiter-Führung: „Wirklich erwähnenswert und lobenswert.“

Bau- und Agrar-Branche

In alten Zeiten habe es an der Ringstraße bis zu 25, 30 Mitarbeiter gegeben; aktuell seien es lediglich sechs, berichtet der Gesellschafter. Das liege maßgeblich daran, dass – branchenabhängig – wesentlich mehr als früher zugekauft werde. Wöchentlich verließen 400.000 Teile den Betrieb, gingen an Kunden in Deutschland und der EU. Die beiden größten seien Abnehmer in der Baubranche und Zulieferer für den Maschinenbau in der Agrar-Industrie. Darunter befinden sich solch bekannte Namen wie Würth, Fischer, Hilti und BTI.

Keine Änderungen für die Kunden

Rund 400.000 Teile verlassen Woche für Woche den Betrieb.
Rund 400.000 Teile verlassen Woche für Woche den Betrieb. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Das Wichtigste sei“, betont Davin Di Stefano, dass sich für die Kunden von „Störring & Brückmann“ durch die erfolgte Übernahme nichts ändern solle. Unabhängig davon hat er „Einiges im Kopf“, was er anpacken will: „Erstmal Platz schaffen, Flächen effektiver nutzen, Ergonomie für die Mitarbeiter, neue Arbeitsmittel.“ Und natürlich dafür sorgen, dass künftig möglichst wieder deutlich mehr Produkte „Made in Neviges“ von der Ringstraße kommen.

>>> Kreis Mettmann ist gut für Gründungen

Das Neanderland ist offenbar ein recht gutes Pflaster für unternehmerisches Handeln. So gab es nach Auskunft der für die Landeshauptstadt und den Kreis Mettmann zuständigen IHK Düsseldorf in 2022 insgesamt 6337 Gründungen. Das seien zwar weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Gründungen läge jedoch über dem ersten Corona-Jahr 2020 (plus 920) und liege auch höher als in den beiden Vor-Corona-Jahren 2019 (plus 447) und 2018 (plus 230), kommentiert Dr. Nikolaus Paffenholz. Er leitet den Unternehmensservice der IHK.

„Dass Düsseldorf im Gegensatz zum bundesweiten Trend konstant sein Gründungsgeschehen halten kann, lässt sich dadurch erklären, dass es hier mehr Neugründungen als Abgänge gibt“, sagt Paffenholz. Auch die starke wirtschaftliche Situation und Standortfaktoren seien relevant.