Neviges. Schlange vor dem Metzgerwagen, Andrang am Gemüsestand. Warum der Wochenmarkt in Velbert-Neviges so viele zufriedene Stammkunden hat.
Einige ziehen ihren „Hackenporsche“ hinter sich her, andere kommen mit Einkaufstaschen, fast alle haben gute Laune. Schlendern durch die Fußgängerzone, alle paar Meter großes Hallo, denn irgendjemanden trifft man donnerstags hier immer. Wochenmarkt in Neviges, das ist mehr als Treffpunkt und Kontaktbörse. „Neviges ohne Markt, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Man ist ja mit dem Markt alt geworden“, sagt Lothar Häger, der gerade Blumen gekauft hat. „Die sind preiswert und die Qualität ist super. Und beim Bäcker gibt‘s mal was anderes, als das, man sonst so hat.“ Der Markt in der Fußgängerzone ist beliebt wie eh und je, im Gegensatz zum Markt in Tönisheide, der im November 2023 schon nach einem halben Jahr wieder schließen musste.
Geduldiges Anstehen beim Obst- und Gemüsestand, aber das Warten macht Aloys Hartmann nichts aus. „Ich kauf hier immer, jeden Donnerstag. Ich geh nirgendwo anders hin“, meint der 82-Jährige vergnügt und fügt hinzu: „Man kann hier probieren, und das ist immer gut.“ Inhaber Riza Köse lacht, an diesem Morgen gibt‘s ein Stück Wassermelone und - „hier, für unterwegs“ - eine Banane. Während ihr Chef mal schnell um den Stand geht und einer älteren Kundin die Äpfel direkt in die Tasche packt, hat Mitarbeiterin Maria Müller ordentlich zu tun. Die Kauflust scheint ungebrochen, doch Maria Müller hat früher noch bessere Tage gesehen: „Die Leute achten mehr auf den Preis, oder sie kaufen weniger.“ Man merke schon, „alle haben weniger in der Tasche, und das wird immer schlimmer“.
Faire Preise auf Markt in Velbert-Neviges
Dabei seien Obst und Gemüse nicht teurer als im Supermarkt, wirft Christin Gruber ein. „Im Gegenteil, ich hatte neulich mal eine Kohlrabi, die war sogar billiger.“ Ihre Freundin Stefanie Schulten nickt: „Ich bin auch total zufrieden, die Qualität ist prima, die sind so nett hier. Und die Kinder bekommen immer eine Banane.“ Auch Rentnerin Renate Prasse ist ein großes Fan des Wochenmarktes: „Ist schön hier, es macht einfach Spaß.“ Oder, wie es Martina Schwäbe auf den Punkt bringt: „Erst Markt, dann geht‘s donnerstags woanders hin.“ Schräg gegenüber wickelt Kerstin Dirkes von der gleichnamigen Gärtnerei Stiefmütterchen in Zeitungspapier, auch sie hat gut zu tun, die Sonne scheint, der Frühling ist da. „Unser Geschäft ist natürlich extrem wetterabhängig, heute läuft es gut. Aber auch sonst kann ich nicht klagen. Dass Leuten Sachen zu teuer sind, das hat es immer schon gegeben.“ Tanja Vöth, die ein paar Stiefmütterchen mitnimmt, findet „die Preise sehr fair. Und der Betrieb ist in der Region, das finde ich gut“.
Marktmeile Fußgängerzone
Der Wochenmarkt erstreckt sich in der Fußgängerzone Elberfelder Straße vom Brunnenplatz bis zur Sparkasse.
Geöffnet ist er donnerstags von 7 bis 13 Uhr. Betreiberin ist die Stadt Velbert.
Heimische Wurstwaren bietet auch die Metzgerei Kuhlendahl an; das schätzt die Kundschaft, zu der auch Christa Brückmann gehört: „Roastbeef, sehr lecker, und Bierschinken“ hat sie an diesem Morgen gekauft. „Auch die Sülze kann ich empfehlen, schön sauer.“ Derweil hat Sebastian Mateja im Metzgerwagen alle Hände voll zu tun. „Nein, Einbrüche hatten wir bis jetzt nicht, unsere Stammkunden kommen.“ Die Qualität findet Christa Brückmann überall auf dem Markt „richtig gut“. Zum Beispiel die Eier, „die gibt‘s nur sonntags zum Frühstück, das ist etwas Besonderes“. Und auch am Gewürzstand kann sie nur schwer vorbeigehen, ohne zu kaufen. Was sie sich wünscht: „Ein oder zweimal im Monat den Wochenmarkt auf den Spätnachmittag verlegen, dann könnten auch Berufstätige dahin.“
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Bei „Amir Feinkost“ verkauft Amine Rabih Oliven allerlei Antipasti wie gefüllte Peperoni, marinierte Champignons sowie verschieden gewürzte Käse-Aufstriche. „Ach, es läuft mal gut, mal weniger gut, aber unter dem Strich ganz okay.“ Die Familie ist mit ihrem Stand auf diversen Wochenmärkten in der ganzen Region vertreten, auch in größeren Städten. In Neviges gibt es „Amir Feinkost“ seit 1989, so erzählt Amine Rabih. „Damals musste man um jeden Meter Platz kämpfen, so viel war hier mal los.“ Das sieht, bei aller Begeisterung für den Wochenmarkt, jetzt ein wenig anders aus.