Neviges. Der Umbau historischer Gebäude ist immer eine Herausforderung. Was den „Wohnpark Altes Rathaus“ in Neviges so spannend macht.
Es dürfte wohl die ungewöhnlichste Küche in Velbert werden. Nicht wegen der 3,50 Meter Deckenhöhe, nicht wegen der zwei großen unterteilten Fenster. Hier wurden bis 1975 hitzige politische Diskussionen geführt, wichtige Entscheidungen gefällt. In einem Teil des früheren Sitzungssaales des ehemaligen Rathauses werden künftig Spiegeleier gebraten, Kuchen gebacken – oder wie auch immer die Bewohner ihre neue Küche nutzen werden. Der „Wohnpark Altes Rathaus“ an der Wilhelmstraße, das wohl spannendste Bauprojekt in Neviges, macht Fortschritte.
Insgesamt 27 Wohnungen lässt Investor André Grimmert, Bauunternehmer und Geschäftsführer der Crone GmbH, Hoch-, Tief- und Straßenbau, im Herzen von Neviges bauen: In dem unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Rathaus 16 Wohnungen, nebenan in der alten Post elf. Sie sind etwa 43 bis 200 Quadratmeter groß, die kleinste Single-Wohnung hat ein Schlaf- und ein Wohnzimmer, dazu Küche und Bad, die große Penthouse-Wohnung wird über 4,5 Zimmer verfügen. Die Mietwohnungen, so der Investor, werden voraussichtlich noch in diesem Jahr fertig.
Eine langwierige und spannende Baustelle in Velbert
Vor allem zwei große Herausforderungen gelte es hier zu stemmen, sagt André Grimmert. Und deshalb ist diese Baustelle nicht nur die wohl aufregendste in Neviges, sondern auch eine sehr langwierige. Immerhin hat die Sanierung des früheren Rathauses bereits 2016 begonnen.
Was die Sache so reizvoll, aber auch kompliziert macht: Zum einen muss beim Umbau des alten Rathauses jeder Schritt mit gleich zwei Denkmalbehörden abgestimmt werden, nämlich mit dem Denkmalamt der Stadt Velbert und dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. Vor allem aber, und das ist auch für den erfahrenen Bau-Unternehmer Grimmert eine Premiere: „Wir bauen hier im Rathaus ja ein Haus im Haus, von innen ist alles neu, Böden, Wände, alles. Wir bewahren den Charme des Altbaues, auch die Deckenhöhe von 3,50 Metern bleibt, aber wir stehen hier in einem Neubau.“
Tradition trifft Moderne
Tradition trifft Moderne, ein spannender und gewagter Spagat. So wurden Fenster in Abstimmung mit dem Denkmalschutz originalgetreu nachgebaut, andere zum Hof auf Wunsch des Denkmalschutzes saniert und wieder eingesetzt. Reizvoller und gewollter Gegensatz wird der gläserne Aufzug sein, der die Post mit dem Rathaus verbindet. Während die Fassade der alten Post der historischen Front des Rathauses angeglichen wird, soll sich das Dachgeschoss der Post durch eine kühl wirkende Blech-Verblendung betont sachlich abheben. Zutritt zu den Wohnungen gibt es durch insgesamt vier Treppenhäuser und vier Fahrstühle.
Große Fortschritte macht der Anbau im rechten Winkel zum alten Rathaus, auch er ist zum Innenhof betont sachlich gehalten. Wie auch der Neubau hinter der Post, geplant über der Tiefgarage. Dessen begrüntes Dach ist gleichzeitig Dachterrasse für die Post-Wohnungen, während im alten Rathaus alle Wohnungen Balkone haben. „Zurzeit laufen hier Arbeiten zum Innenausbau“, erläutert Bauleiter Carsten Erdmann, der noch immer Freude an seiner Baustelle hat: „Ist eben etwas Besonderes.“
Neue Dächer und historische Schmuckfenster
Und wer meint, „hier passiert ja gar nichts, man sieht ja nichts“, so sagen viele in Neviges, dem sei auf der Wilhelmstraße nur ein Blick nach oben zum Dach des Rathauses empfohlen. Dort stechen zwei wunderschöne Schmuck-Fenster ins Auge, kreisrund, von hellem Mauerwerk umgeben. „Die haben wir neulich eingebaut. Das Dach ist auch komplett neu, auch nebenan bei der alten Post“, sagt Investor André Grimmert.
Nachträglich eingebaute Gauben sind weg
Die beiden Schmuckfenster lagen ihm am Herzen: Sie wurden nach alten Zeichnungen des 1887 erbauten Rathauses originalgetreu nachgebaut und von seiner Firma eingesetzt, eines in Richtung Wilhelmstraße, eines hin zur Schaesbergstraße. Die Gauben, die irgendwann nachträglich in das historische Gebäude eingesetzt wurden, als es noch nicht unter Denkmalschutz stand und daher gar nicht zum Stil passten, sind bereits vor längerer Zeit abgerissen worden.
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Ja, diese Baustelle erfordere einfach einen langen Atem, sagt André Grimmert, der ebenso wie sein Bauleiter nicht die gute Laune verliert. Grund zum Optimismus hat er: Sind doch die im Sommer 2021 fertiggestellten zehn Mietwohnungen im Neubau an der Tönisheider Straße, der auch zum „Wohnpark Altes Rathaus“ gehört, damals wie warme Semmeln weggegangen.
>>>Der Kauf liegt lange zurück
Die alte Post steht, im Gegensatz zum früheren Rathaus, nicht unter Denkmalschutz. Sie wurde bereits 1996 von André Grimmert erworben. Das Rathaus hat der Investor 2012 von der Stadt Velbert gekauft.
Bei Interesse: Auskunft zu Details der Wohnungen erteilt die Firma Crone GmbH unter 02051 96330 oder per Mail: info@crone-gmbh.de.