Langenberg. Weihnachten ist ein zutiefst emotionales Fest, gerade für Trauernde sind die Tage nicht immer einfach. Eine Langenberger Gemeinde bietet Hilfe an

Weihnachten ist eine besondere Zeit, auch dann, wenn einem das christliche Fest an sich nicht viel bedeutet. Mitten in der dunklen Jahreszeit, wenn die Tage kurz und die Nächte lang sind, wenn es tagsüber kaum richtig hell wird, es regnet und stürmt, dann vermitteln leuchtende Kerzen und Lichter, die Dekorationen und wohligen Gerüche eine ganz besondere Atmosphäre.

„Gerade Weihnachten lässt die tiefsten Gefühle überhaupt nach oben kommen“, sagt Claudia Köring. Sie ist Trauerbegleiterin der katholischen Gemeinde St. Michael und auch an den Feiertagen im Dienst - ganz konkret am zweiten Feiertag, 26. Dezember, von 15 bis 17 Uhr im Erdgeschoss der Begegnungsstätte am Froweinplatz.

Ein offener Treff in Velbert-Langenberg - ohne Anmeldung, ohne Kosten

Gemeinsam mit Christine Buschmann hat sie dann ein offenes Ohr, wenn jemand an diesem besonderen Tag mit der Trauer nicht allein sein möchte. „Es gibt keine Anmeldung, das Angebot ist kostenfrei“, erläutern die beiden. Wer also Redebedarf hat, darf gerne kommen. „Egal, welcher Glaubensrichtung man angehört. Oder ob man überhaupt gläubig ist“, sagt Claudia Köring. „Wir sind ein offener Treff.“

Gerade um Weihnachten herum kommen tiefste Emotionen an die Oberfläche. Manch einer braucht dann Gelegenheit, um sich die Trauer von der Seele zu reden. In Langenberg gibt es dazu am 26. Dezember eine Gelegenheit.
Gerade um Weihnachten herum kommen tiefste Emotionen an die Oberfläche. Manch einer braucht dann Gelegenheit, um sich die Trauer von der Seele zu reden. In Langenberg gibt es dazu am 26. Dezember eine Gelegenheit. © Essen | Kerstin Kokoska

Die beiden Frauen sind geschulte Trauerbegleiterinnen, sind vom Hospizverein Niederberg ausgebildet worden und werden regelmäßig weitergebildet. „Das ist wichtig“, betont Christine Buschmann, „denn wir sind ein professionelles Angebot.“ Wer kommt und sich öffnet, müsse Vertrauen spüren.

Nichts, was besprochen wird, verlässt den Raum

„Dazu gehört auch, dass das, was hier besprochen wird, diesen Raum nicht verlässt.“ Anonymität sei wichtig. Aber geht das in einer Kleinstadt, in einer kleinen Gemeinde wie Langenberg, überhaupt? „Interessanterweise sind die meisten, die zu uns kommen, keine Gemeindemitglieder“, sagt Claudia Köring. Und, ebenfalls interessant: „Es kommen mehr Frauen als Männer.“

Und wie genau läuft das Trauercafé nun ab? Zu Beginn, berichten die beiden Ehrenamtlichen, zündet jede Anwesende und jeder Anwesende ein Licht an und erzählt, um wen getrauert wird. „Wir sind dabei, hören zu. Denn der Rest kommt von ganz alleine.“ In der Regel kämen die Gäste nämlich dann miteinander ins Gespräch: „Sie tauschen sich darüber aus, was die Trauer mit ihnen macht oder wie sie damit umgehen.“

„Manche wollen einfach nur zuhören“

Claudia Köring und Christine Buschmann schauen dann, dass auch jeder an die Reihe kommt - „wobei manche auch einfach nur zuhören wollen. Da müssen wir ganz aufmerksam sein.“ Und im Fall der Fälle, wenn jemand von akuter Trauer völlig überwältigt ist etwa, dann sind auch Einzelgespräche möglich.

Die Trauerbegleiterinnen sind in der Regel Zuhörerinnen: Die Teilnehmenden am Café kommen ins Gespräch und verarbeiten so ihre Emotionen.
Die Trauerbegleiterinnen sind in der Regel Zuhörerinnen: Die Teilnehmenden am Café kommen ins Gespräch und verarbeiten so ihre Emotionen. © FFS | Lars Heidrich

„Die Begleitung durch den Hospizverein ist dabei auch für uns als Trauerbegleiterinnen ganz wichtig“, sagt Claudia Köring. „Es gibt nämlich immer mal wieder Fälle, in denen stoßen auch wir an unsere Grenzen.“ Etwa im Fall der Dame, die den Selbstmord ihres Partners verarbeiten musste. „Da übernehmen dann die Mitarbeitenden des Hospizvereins.“

Hospizverein bildet aus und weiter und bietet Supervision an

Und der Hospizverein steht auch zur Supervision zur Verfügung, hilft also den Trauerbegleiterinnen und -begleitern - immerhin zwei Männer gehören zum achtköpfigen Team - dabei, das Gehörte zu verarbeiten. „Wobei wir diese Unterstützung bislang noch nicht in Anspruch nehmen mussten“, berichten die beiden Damen. „Wir besprechen uns in der Regel unmittelbar nach dem Trauercafé, das hilft“, führt Claudia Köring weiter aus. „Ich habe zum Beispiel noch nie eine Geschichte mit nach Hause genommen.“

Es sei übrigens auch fast egal, wie oft man das Angebot nutze: „Manchen reicht es, ein Mal vorbeizukommen und alles rauszulassen“, sagt Christine Buschmann, „andere kommen öfter“. Die Trauerbegleiter haben das im Blick, jeder Mensch trauere schließlich auf ganz eigene Art.

„Wenn jemand sehr häufig zu uns kommt, suchen wir das Gespräch und klären gemeinsam, wo im Trauerprozess derjenige gerade steht.“ Ganz sanft begleite man die- oder denjenigen dann in den „Komm herein“-Treff: „Auch hier findet Begegnung statt, gibt es Kuchen und einen Kaffee, man kann sich vernetzen.“ Und: „Man erzählt sich dort vom Leben, nicht vom Tod.“ Also der nächste Schritt dahin, wieder in das Leben nach der Trauer zurückzufinden.