Witten. Der Ambulante Hospizdienst hat in Witten „Trauerbänke“ auf Friedhöfen getestet. Zum Winter soll das ungewöhnliche Gesprächsangebot wachsen.

Deutschlandweit gibt es bereits seit einiger Zeit sogenannte „Trauerbänke“ auf Friedhöfen. Auch in Witten stehen seit dem Sommer solche Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Dahinter verbirgt sich ein besonderes Gesprächsangebot. Damit es jetzt bei schlechter Witterung nicht ständig ausfallen muss, haben die Organisatoren eine neue Idee.

Der Ambulante Hospizdienst Witten-Hattingen hat das Projekt angestoßen. Der Verein möchte die Menschen dort erreichen, wo sie in der Regel in Trauersituationen sind. „Gerade auf dem Friedhof ist die Verbindung zu den Verstorbenen oft sehr nah, die Gefühle und die Trauer sind sehr groß“, sagt Susanne Gramatke vom Verein. Einfühlsame Gespräche seien daher wie „Balsam für die Seele“ und Teil einer lebendigen Friedhofskultur.

Ehrenamtliche sitzen auf der Bank und bieten Gespräche an

Auf mehreren Friedhöfen im Stadtgebiet haben ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer im Sommer erst mal getestet, wie das Gesprächsangebot ankommt. Sie sitzen dann auf der betreffenden Bank mit einem Schild. Darauf steht: „Hier ist ein Platz für Trauer und Begegnung“. Sitzkissen haben sie auch dabei, damit es nicht zu frisch von unten wird. Offenbar gefällt das Angebot. Denn es soll ausgeweitet werden.

Der Hospizdienst kooperiert dabei mit dem Ev. Kirchenkreis Hattingen-Witten und den zuständigen Friedhofsverwaltungen. Das Gesprächsangebot auf der Bank, bei der es sich um irgendeine Sitzgelegenheit auf dem Friedhof handeln kann, findet naturgemäß nur zu Zeiten statt, in denen es nicht zu kalt, zu nass oder zu heiß ist. So ist eigentlich eine jahreszeitliche Begrenzung auf die Monate April bis spätestens Oktober festgelegt.

Gespräche auch in ehemaliger Gärtnerei

Damit das Angebot jedoch gerade in den oft besonders von Trauer geprägten Herbst- und Wintermonaten nicht brachliegt, haben sich alle Beteiligten über eine Alternative Gedanken gemacht: Die schon lange ungenutzten Räume der Gärtnerei Zappe am Ev. Friedhof werden demnächst für Trauergespräche zur Verfügung stehen. Sie sollen zuvor entsprechend dekoriert werden. Auch eine Tasse Tee wird es dort geben.

Ehrenamtliche Hospizhelferinnen und -helfer werden – wie sonst auch auf der Bank – als Ansprechpartner vor Ort sein. Sie können bei Bedarf weitere Kontaktadressen wie z. B. zu einem Trauercafé vermitteln und so die Betroffenen in ihrer Trauersituation vielfältig unterstützen. Einer der Helfer wird außerdem im Winter den Schlüssel für die Trauerhalle am Trantenrother Weg bekommen und dort Gespräche anbieten. In Kürze soll es ähnliche Gespräche ebenso im Awo-Seniorenzentrum Egge geben. „Gerade in solchen Einrichtungen wird viel getrauert“, sagt Susanne Gramatke vom Ambulanten Hospizdienst.

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Der Ev. Kirchenkreis, die Friedhofsverwaltung und der Ambulante Hospizdienst wollen am Ewigkeitssonntag (26. November) nicht nur gemeinsam der Verstorbenen gedenken, sondern auch das Projekt „Trauerbank“ vorstellen. Pfarrer Schuklat wird ab 14 Uhr die Andacht in der Trauerhalle an der Pferdebachstraße 48 halten.

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Im Anschluss bleibt die Halle bei ruhiger Musik als Einladung zu Stille und Einkehr geöffnet. Vor und in den ehemaligen Geschäftsräumen der Gärtnerei Zappe laden die Hospizhelferinnen auch an diesem Tag schon einmal zu Gesprächen und Erinnerungen bei Tee und Gebäck ein. Dem Verein, betont Susanne Gramatke, liegt das Projekt „Trauerbank“ sehr am Herzen. Weitere Gesprächsangebote sind also vermutlich nicht ausgeschlossen.