Langenberg. Der Verein Wendepunkt aus Langenberg betreibt auf dem Hordthof eine Wohngruppe für Jugendliche. Die zieht im Frühjahr um - aus guten Gründen.
Vorweihnachtlicher Stress mal anders: Beim Wendepunkt stehen nämlich derzeit weder Geschenke noch Dekorieren auf der Tagesordnung, sondern Wände ziehen, Böden legen und Möbel schleppen. Die ehemalige Hordtherberge auf dem Senderberg ist gerade Baustelle, hier sollen im Frühjahr zwei Wohngruppen einziehen.
Drei Standbeine hat der Verein Wendepunkt: das betreute Wohnen, aktuell in einer alten Villa in Langenberg; das Mutter-Kind-Haus am Hahn und die Jugendhilfe. Und um letztere geht es. Bislang wohnen die Teenager auf einem Bauernhof in Sendernähe, dem Hordthof.
Der Hordthof ist in die Jahre gekommen und für Therapien nicht zwingend geeignet
Doch der ist in die Jahre gekommen und hat alles, was einen Hof ausmacht. Inklusive unerwünschter tierischer Mitbewohner wie Mäuse. „Hinzu kommt, dass das Gebäude sehr hellhörig ist“, sagt Maik Kilian, der stellvertretende Leiter der Wohngruppe. „Je nach Thema, das wir mit den Jugendlichen besprechen müssen, ist das nicht so wünschenswert.“
Und ein weiterer Grund spricht für den Umzug: Bislang war in der Hordtherberge eine stationäre Reha für Erwachsene untergebracht. Doch ein neues Gesetz hat dafür gesorgt, dass sich Maßnahmen wie diese nicht mehr rentieren. Das Haus stand also leer. „Dieses Gebäude ist für unseren Verein ein wirkliches Pfund“, erläutert dazu Maik Kilian. „Es wäre viel zu schade, wenn das leer stehen würde.“
Wendepunkt will eine zweite Wohngruppe eröffnen
Und so läuft nun also der Umbau auf vollen Touren. Im Keller sind bereits die ersten Büros bezogen, im Erdgeschoss immerhin ein Gemeinschaftsraum nutzbar. In den Etagen darüber sind die Handwerker schwer beschäftigt. „Durch den Umzug können wir uns auch vergrößern“, sagt Maik Kilian, „eine zweite Wohngruppe eröffnen.“ Das sei auch dringend nötig, „denn der Bedarf ist immens.“
Allein in Nordrhein-Westfalen hätten zahlreiche Einrichtungen aufgegeben: „Kein Personal, kein Geld“, fasst der stellvertretende Wohngruppenleiter des Wendepunkts zusammen. „Aber Anfragen bekommen wir bundesweite, auch aus Dresden oder München.“ Zwei mal fünf Jugendliche sollen zukünftig auf dem Senderberg Hilfe bekommen, „allein aufgrund der Warteliste könnten wir sofort loslegen.“
Kleiner Haken: Auch der Wendepunkt braucht Personal. „Natürlich müssen die Leute fachlich geeignet sein“, sagt Maik Kilian. „Da wir aber auch ein christlicher Verein sind, müssen sie auch unsere Werte vertreten.“
Die Jugendlichen werden in den Umbau einbezogen
Eine, die demnächst mit umziehen wird, ist Lisa. Die 15-Jährige wohnt derzeit auf dem Hordthof. Was sie von dem Umbau mitbekommt? „Momentan noch nicht so viel“, sagt sie. „Ich hoffe aber, dass es in dem neuen Haus so familiär bleibt, wie jetzt.“ Dass dann eventuell fünf neue Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner dazu kommen, stört sie nicht sonderlich: „Das ist dann halt so.“
Worauf sich die 15-Jährige aber freut, „ist besseres WLAN“, sagt sie lachend. Denn zum Hordthof führt nur eine alte Telefonleitung. „Wenn da einer einen Film streamt, können die anderen nichts mehr machen“, ergänzt Maik Kilian lachend. Gut sei auch, dass die Jugendlichen in den Umzug eingebunden werden.
Große Aktion mit Ehrenamtlichen im Januar geplant
„Wir haben zusammen den Fußboden ausgesucht“, sagt Lisa. „Und wir waren gemeinsam mit dem Leiter Thomas Clever in einem großen Möbelhaus und durften mitreden.“ Das sei auch ziemlich nötig gewesen: „Es gab da so einen Sessel“, erzählt sie grinsend, „den hat der Herr Clever ausgesucht. Der ging gar nicht.“ Also hätten sie und ihre Mitbewohner letztlich die Entscheidung getroffen.
Noch aber wohnen die Jugendlichen auf dem Hordthof, „wenn alles gut läuft, ziehen wir im Frühjahr endgültig um“, sagt Maik Kilian. Im Januar plant der Wendepunkt bereits eine große Aktion mit Ehrenamtlichen: „Wir wollen möglichst an einem Tag alle Möbel zusammenbauen und aufstellen“, sagt der stellvertretende Wohngruppenleiter. „Dafür brauchen wir ein ganzes Heer an Helferinnen und Helfern.“ Wer unterstützen wolle, könne sich gerne beim Wendepunkt melden.
Gleiches gelte auch für potentielle Sponsoren. „Gerade wenn wir eine zweite Wohngruppe eröffnen, sind Unterstützer gerne gesehen.“ Alle notwendigen Kontaktdaten gibt es auf der Homepage des Wendepunkts: www.wendepunkt.nrw.