Langenberg. Das aktuelle Besuchsverbot ist mit das größte Problem für das Wendepünktchen in Velbert-Langenberg. Aber es gibt auch Lichtblicke.

Christina Höhne ist momentan ganz besonders stolz auf ihre Klienten. „Die gehen so vernünftig mit der Situation um, das ist schon toll“, freut sich die Bereichsleiterin des Wendepünktchens, des Mutter-Kind-Hauses von dem Verein Wendepunkt.

Denn für die Einrichtung, in der psychisch kranke Eltern und deren Kinder untergebracht sind, stellt die Corona-Krise eine besondere Herausforderung dar. „Das Besuchsverbot ist das größte Problem momentan“, sagt Christina Höhne, „das ist eine sehr hohe Belastung für die Leute.“

Besuchsverbot und keine externen Aktivitäten

Die Arbeit des Wendepünktchens in Velbert-Langenberg ist in drei Bereiche gegliedert: Die ambulante Betreuung, den Mutter-Kind-Bereich und die Betreuung psychisch kranker Jugendlicher.
Die Arbeit des Wendepünktchens in Velbert-Langenberg ist in drei Bereiche gegliedert: Die ambulante Betreuung, den Mutter-Kind-Bereich und die Betreuung psychisch kranker Jugendlicher. © FFS | Uwe Vogler

Doch nicht nur der persönliche Kontakt zur eigenen Familie fehlt den Bewohnern derzeit, auch der Kontakt zu anderen Menschen außerhalb der Einrichtung: „Wir haben die Mütter und Kinder aus allen Aktivitäten heraus genommen, die nicht bei uns stattfinden“, berichtet die Bereichsleiterin.

Auch für die Jugendlichen, die in einem anderen Bereich der Einrichtung untergebracht sind, gab es viele Veränderungen: „Praktika finden nicht statt, und die können sich nicht so mit ihren Freunden treffen, wie sie es sonst gewohnt sind“, sagt Christina Höhne.

Jugendliche mit Gartenprojekt beschäftigt

Und Videochats ersetzen eben auch nicht den persönlichen Kontakt – obwohl die technische Lösung den Jugendlichen leichter fällt als anderen Klienten. Damit die Heranwachsenden aber nicht nur Langeweile haben, hat sich das Team des Wendepünktchens Aktivitäten ausgedacht – etwa ein Gartenprojekt, „das auch sehr gut angenommen worden ist“, sagt Christina Höhne. „Und natürlich haben wir dabei die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten.“ Und die Kinder dürfen den Außenbereich der benachbarten Kita nutzen, denn die ist ohnehin aktuell geschlossen.

Mitarbeiter müssen mit Klienten weiterarbeiten

Das Wendepünktchen in Velbert-Langenberg ist bei seiner Arbeit auch auf Spenden angewiesen – so wie hier: Ivonne Backhaus (l.) und Dr. Jasmin Schrobang-Ley (r.) von der Adler-Apotheke übergaben Ende Januar 2019 eine Warenspende.
Das Wendepünktchen in Velbert-Langenberg ist bei seiner Arbeit auch auf Spenden angewiesen – so wie hier: Ivonne Backhaus (l.) und Dr. Jasmin Schrobang-Ley (r.) von der Adler-Apotheke übergaben Ende Januar 2019 eine Warenspende. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dazu hat die Bereichsleiterin auch noch eine kleine Erfolgsmeldung: „Wir haben gerade eine Lieferung Toilettenpapier bekommen“, berichtet sie lachend. Eine Nachricht, über die sich in normalen Zeiten niemand freuen würde, ist sonst halt eine Selbstverständlichkeit. „Wir fühlen uns gerade sehr reich.“

An die Hygienegeln halten sich auch die Bewohner, die vom Team intensiv aufgeklärt worden sind: Abstand halten, Hände waschen, desinfizieren – was eben in dieser Zeit nötig ist. Ein Risiko für die Mitarbeiter bestehe dennoch: „Wir haben Kontakt zu den Klienten, darunter sind auch kleine Kinder, das stellt schon ein gewisse Gefahr dar“, weiß die Bereichsleiterin. Für die Therapie sei der Kontakt aber nötig.

Ambulante Betreuung läuft unter strengen Bedingungen

„Wir versuchen aber, unsere Bereiche intern strikt zu trennen. Falls ein Fall auftritt, müssen wir so nicht gleich die ganze Einrichtung zu machen“, sagt Christina Höhne. Die Teamsitzungen laufen dementsprechend per Telefonkonferenz oder Videochat.

Gleiches gilt für den Bereich der ambulanten Betreuung. „Wir versuchen, unsere Klienten bestmöglich zu begleiten.“ Vieles sei über Videotelefonie möglich, aber manchmal gehe es eben nicht ohne persönlichen Kontakt, sagt Christina Höhne. „Dann vermeiden wir aber, die Wohnung des Klienten zu betreten.“ Das Treffen finde dann draußen statt, zum Beispiel bei einem Spaziergang. „Da kann man dann auch den Abstand gut einhalten.“ Auch das Wetter spiele gerade gut mit.

Nicht mit dem Bus zum Einkaufen

Gesundheit geht vor

Aktuell sind alle Mitarbeiter und Klienten des Wendepünktchens gesund. „Sobald eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter auch nur leichte Symptome zeigt, wird die- oder derjenige sofort krank geschrieben“, sagt Bereichsleiterin Christina Höhne.

So solle das Risiko minimiert werden. Eine Kollegin sei auch bereits auf Corona getestet worden, „das Ergebnis war aber zum Glück negativ“, berichtet Höhne.

Die Krise bringt aber auch tragische Momente mit sich, berichtet Christina Höhne: „Eigentlich sollte einer der Jugendlichen in seine Familie zurück.“ Doch die Rückführung musste ausfallen, „das ist schon hart.“

Außerdem gehe den Klienten im Wendepünktchen derzeit auch ein Teil ihrer Selbstständigkeit verloren – allerdings fänden das viele nicht ganz so tragisch, sagt Christina Höhne lachend – denn: „Zum Einkaufen fahren wir die jetzt mit unseren Autos. Bus und Bahn sind tabu. Das genießen die meisten schon.“