Velbert. Wer künftig in Velbert essen geht, muss mit höheren Preisen im Restaurant rechnen. Drei Gastronomen nehmen Stellung zur angehobenen Umsatzsteuer.

Wie teuer wird der Restaurantbesuch in Velbert? Ab Januar 2024 steigt die Mehrwertsteuer auf Speisen in Innenräumen wieder auf die ursprünglichen 19 Prozent. Dabei hatte sich die Ampelregierung vergangene Woche noch auf eine Verlängerung der Absenkung auf sieben Prozent geeinigt. Eine Folge: Viele Gastronomen müssen die Preise bald drastisch anheben, worunter vor allem die Gäste leiden. Drei Velberter Restaurants haben gegenüber der WAZ-Redaktion berichtet, was auf ihre Besucher zukommt.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein-Westfalen (DEHOGA NRW) beschreibt die Entscheidung des Haushaltsausschusses als „schwarzen Tag für die Gastronomie“. Als Folge sehe der Verband deutlich steigende Preise, weniger Gäste, Arbeitsplatzverluste sowie eine Verlagerung hin zu To-Go und Lieferdiensten, heißt es in einer Pressemitteilung. Gleichzeitig wirke sich die Steuererhöhung auf die Gastronomie als sozialen Treffpunkt aus. Der DEHOGA NRW rechne mit circa 2200 Betrieben, die ihr Unternehmen in NRW aufgeben müssen.

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Landhaus Stolberg verzichtet „so lange es geht“ auf Preiserhöhung

Klare Worte kommen ebenfalls von Kai Uwe Stachelhaus, dem Inhaber des Landgasthauses Stolberg in Velbert: „Die Inkompetenz der Regierung ist kaum noch zu toppen“, erzählt der Gastronom hörbar aufgebracht. Nach der Corona-Pandemie, weswegen die reduzierte Umsatzsteuer eingeführt wurde, fehlten ihnen schlichtweg die Rücklagen. „Es ist nichts mehr da.“ Unter dem neuen alten Steuersatz würden besonders kleinere Betriebe und solche mit wenig Erfahrung leiden.

Das „Landgasthaus Stolberg
Das „Landgasthaus Stolberg" liegt im Hespertal in Velbert – die Preise sollen vorerst nicht erhöht werden. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Was kommt auf die Gäste des Landhauses Stolberg in Velbert zu? „Wir sind sehr gut aufgestellt als Betrieb“, heißt es. Es gelte, als Betrieb kreativ zu werden. Sowohl mit veganen Gerichten auf der Karte als auch mit dem eigenen Veranstaltungskalender fühle sich Stachelhaus sicher. Er hebt hervor: „So lange es geht, werden wir auf eine Preiserhöhung verzichten. Wir hoffen, dass der Zuspruch unserer Gäste so groß ist, dass wir auf jeden Fall durchkommen.“ Das vorrangige Ziel für viele Gastronomen sei erstmal, kostendeckend zu arbeiten.

Kleine Schweiz muss Steuererhöhung an die Gäste weitergeben

„Es ist natürlich ärgerlich“, sagt Jonas Wiehoff, Inhaber der Kleinen Schweiz. Schließlich müsse er jetzt schauen, wie die Gäste die Preiserhöhung annehmen. Für die Gäste sei es wiederum schade, dass sie mehr zahlen müssten. Dennoch ist klar: Die Mehrwertsteuer als durchlaufender Posten müssten die Betriebe an die Besucher weitergeben – und das bereits zum 1. Januar 2024.

Der Gastronom sagt, er habe sich eher über die sieben Prozent Umsatzsteuer gewundert als darüber, dass diese wieder auf 19 Prozent steigt. Jedoch bringe es den Gastronomen nichts, mehrere Monate Geld aus eigener Tasche zu bezahlen, um die Preissteigerung zu vermeiden. Wie genau die Speisekarte samt Preisen im nächsten Jahr aussieht, ist noch unklar: „Wir haben das noch nicht genau durchgerechnet.“ Im Schnitt könnten Gäste der Kleinen Schweiz allerdings 15 Prozent mehr bezahlen müssen.

Die „Kleine Schweiz“ in Velbert-Tönisheide rechnet mit durchschnittlich 15 Prozent Preisanstieg.
Die „Kleine Schweiz“ in Velbert-Tönisheide rechnet mit durchschnittlich 15 Prozent Preisanstieg. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Walter Stemberg: „Jammern hilft nichts“

Inwiefern wirkt sich der Anstieg der Steuer auf das Haus Stemberg in Velbert aus? „Uns wird es wohl nicht so stark betreffen“, antwortet der Gastronom Walter Stemberg. Andere Kolleginnen und Kollegen treffe es jedoch sehr. „Da muss man mit leben“, sagt er, schließlich sei nicht nur die Gastronomie Preissteigerungen ausgesetzt. Große Themen seien branchenübergreifend die CO2-Steuer ebenso wie die Mautpflicht, die ab Juli 2024 für kleiner Transporter ab 3,5 Tonnen gilt.

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Stemberg fügt hinzu: „Jammern hilft nicht.“ Aufgabe der Gastronomen sei es, dass die Gäste so wenig wie möglich von der Veränderung merken, indem weder die Qualität der Speisen noch der Service darunter leide. Ob es 2024 dennoch höhere Preise im Haus Stemberg geben wird, lässt der Velberter offen. „Wir müssen erstmal abwarten“, sagt er. Ein Lieferant habe bereits signalisiert, dass die Fracht wegen der kommenden Mautpflicht teuerer werde. Dennoch gilt: „Wir werden auf keinen Fall an der Qualität sparen!“

Gastronomen deuten auf weitere Herausforderungen hin

Kai Uwe Stachelhaus sowie Walter Stemberg verweisen auf zahlreiche weitere Probleme, die auf die Gastronomie-Branche zukommen. Dabei spielten insbesondere die kommen Mautpflicht, die CO2-Steuer, aber auch der steigende Mindestlohn eine Rolle. „Wer weiß, was in 14 Tagen ist?“, so Stachelhaus. Die Umsatzsteuer sei nur der Anfang, durch den zahlreiche Betriebe wohl schließen müssten.

Stachelhaus stellt in dem Zuge die Frage, ob es für den Staat nicht besser gewesen wäre, die „geringen“ Steuereinnahmen vieler Gastro-Betriebe zu haben, anstatt höhere Steuern von wenigen Betrieben gezahlt zu bekommen. „Klassischer Fall von ‘selbst ins Knie geschossen’“, so sein Fazit.