Neviges. In Velbert-Neviges droht einem Schieferhaus aus dem 19. Jahrhundert der Abriss. Warum dieses Haus für viele eine besondere Bedeutung hat.

Diese Nachricht wird viele Menschen in Neviges traurig stimmen: Dem Haus Weinbergstraße 18 mit der „Löv“, dem Durchgang zur Blücherstraße, droht der Abriss. Das schon lange unbewohnte und denkmalgeschützte Schieferhaus aus dem 19. Jahrhundert ist in einem derartig schlechten Zustand, dass seine Standfestigkeit gefährdet ist. Der Durchgang ist gesperrt, dicke Balken stützen das Gebäude. Mal eben von der Blücherstraße auf kurzem Weg in die Stadtmitte von Neviges gehen – zurzeit unmöglich. Was auch die Anwohner an der Weinbergstraße merken: Seit der Sperrung kämen kaum noch Spaziergänger vorbei, die sonst schon mal gern vor den hübschen Häusern mit ihren bunten Vorgärten stehen blieben.

Wie es zu der Sperrung kam: „Wir haben leider festgestellt, dass das Haus in einem sehr schlechten Zustand ist“, sagt Uwe Manteuffel-Bödige. Der Bau-Ingenieur ist sowohl Geschäftsführer der „Ademibau GmbH“ als auch der „Weinberg22 Gmbh“, die das Grundstück vor etwa eineinhalb Jahren von dem Langenberger Handwerksmeister Christoph Kraemer erworben hat. Die Planungen zur Sanierung des jetzt einsturzgefährdeten Schieferhauses und des daneben liegenden kleinen Fachwerkhäuschens hat der Bau-Ingenieur übernommen.

Statiker sieht Einsturzgefahr bei Haus in Velbert-Neviges

Durchgang verboten: Ansicht des Hauses Weinbergstraße 18 von der Blücherstraße aus.
Durchgang verboten: Ansicht des Hauses Weinbergstraße 18 von der Blücherstraße aus. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Als wir das Grundstück gekauft hatten, war das Haus augenscheinlich noch ganz ok, das ist eben ein schleichender Prozess“, sagt Manteuffel-Bödige, der das Haus sehr gerne erhalten würde. Als Grund für den jetzt so schlechten Zustand vermutet er unter anderem die Folgen des Hochwassers vor zwei Jahren. Damals sei der Keller vollgelaufen, die Böden hätten unter Wasser gestanden. An verschiedenen Stellen sei das Holz jetzt verfault. Ein Statiker, so berichtet der Bau-Ingenieur weiter, sei zu dem Ergebnis gekommen: Das unter Denkmalschutz stehende Haus Weinbergstraße 18 mit dem Durchgang zur Blücherstraße ist einsturzgefährdet. „Daraufhin haben wir bei der Stadt Velbert den Abriss beantragt.“ Und da die Verkehrssicherungspflicht bei den Besitzern liege, auch für die Sperrung des Durchgangs gesorgt. „Wir sind ja dafür verantwortlich, wenn etwas passiert.“

Der Abriss ist noch nicht besiegelt

Es gibt noch ein Fünkchen Hoffnung, noch ist nicht entschieden, ob das Haus tatsächlich abgerissen wird. Es sei ja noch nicht einmal sicher, ob es tatsächlich einsturzgefährdet sei, sagt Lea Holota-Fernau, bei der Stadt Velbert zuständig für den Denkmalschutz. „Die Aussage steht im Raum. Und da man eine solche Aussage ernst nimmt, werden auch Vorsichtsmaßnahmen ergriffen.“ Man warte noch das Gutachten eines Fachmannes ab, in Auftrag gegeben vom Eigentümer. Die Unterlagen wolle man sich genau ansehen, wie auch eine professionelle Schadenskartierung.

Das kleine Fachwerkhaus wird chic gemacht

Es gibt aber auch noch gute Nachrichten von der Weinbergstraße. Denn das kleine, pittoreske Fachwerkhäuschen daneben wolle man auf alle Fälle sanieren, betont Geschäftsführer Uwe Manteuffel-Bödige. „Das machen wir richtig chic, in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz.“ Glücklicherweise scheine die Substanz des 300 Jahre alten Gebäudes weitaus besser zu sein. Zwar flossen vor zwei Jahren hier die Wassermassen des Hardenberger Baches hindurch, doch hat das Häuschen keinen Keller. Und wird, da ist sich Uwe Manteuffel-Bödige sicher, in der Weinbergstraße ein echter Hingucker am Hardenberger Bach.

>>> Neubau startet in Kürze

An der Ecke Blücherstraße/Weinbergstraße entstehen in Kürze zwei Doppelhaushälften und ein Mehrfamilienhaus mit sechs Eigentumswohnungen. Bauherr ist die „Weinberg22 GmbH“, errichtet werden die Häuser von der „Ademi Bau GmbH“.

Der Vorbesitzer hat das Areal bereits 2008 erworben. Ein erstes Haus an der Blücherstraße war 2020 fertig. Die vier Häuser an der Ecke, die nicht unter Denkmalschutz standen, ließ er im Frühsommer 2021 abreißen. Danach erfolgte der Verkauf des Areals.