Velbert. Der Verein Clavis hat alle Velberter zum gemeinsamen Fastenbrechen in der Christuskirche eingeladen. Knapp 150 Menschen feierten zusammen Ramadan.
Immer mehr Menschen tragen Kisten voller Essen in das Gemeindehaus der Christuskirche. Hier sind einige Tische aufgestellt worden, dekoriert mit leuchtenden Kerzen, Blumen und Tellern voller gefüllter Datteln. Die ankommenden Gäste werden herzlich begrüßt und zu ihren Plätzen gebracht: Heute wird hier Ramadan gefeiert.
Salate, Fladenbrot, Obst, türkische und kulinarische Spezialitäten reihen sich nach und nach auf den Tischen auf. Sich am Buffet bedient und gegessen wird allerdings noch nicht: Erst um etwa halb neun wird das Buffet für alle 150 Gäste eröffnet. Der Fastenmonat findet im Zeitraum vom 22. März bis 21. April statt und endet mit dem Fest des Fastenbrechens, dem zweithöchsten islamische Feiertag. Was passiert im Ramadan? Zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang verzichten Muslime weltweit auf Essen und Trinken. Doch der Ramadan ist nicht nur die Zeit des Fastens, sondern auch die der Begegnung. So nutzen auch Muslime hier in Deutschland den Ramadan dazu, Freunde, Bekannte und Nachbarn zum Abendessen einzuladen.
Velberter wollen in den interkulturellen Dialog kommen
Um diese islamische Tradition zu zelebrieren, lädt der gemeinnützige Bildungs- und Integrationsverein Clavis e.V. zusammen mit den Stadtlotsen Velbert zum sechsten Dialog-Fastenbrechen ein. Alle sind dabei willkommen und erwünscht, egal welchen Glaubens. Ziel dabei sei es, Brücken des Dialogs, der Verständigung und der Freundschaft aufzubauen und zu vertiefen, erklärt der Vorsitzende Fikret Doğan: Der Ramadan werde zum Anlass genommen, Vorurteilen entgegenzutreten und sich gegenseitig kennenzulernen.
Elisabeth Trompelle ist mit ihrer Tochter hergekommen, sie sind keine Muslime. Die beiden sind zum wiederholten Male beim Dialogfasten dabei und finden: „Die Gemeinschaft ist einfach toll, es macht total Spaß, sich interkulturell auszutauschen.“ Der Ramadan sei ein tolles Event, das man gemeinsam mit viel leckerem Essen feiern könne.
Kinder singen, Vortrag zeigt Gemeinsamkeiten
Zuerst begrüßt Pfarrer Martin Schmerkotte alle zusammen mit den Worten: „Am heutigen Abend wollen wir Leute zueinander bringen, die unter anderen Umständen vielleicht nicht gemeinsam an einem Tisch sitzen.“ Nach der kurzen Ansprache des Pfarrers begrüßt Ebru Celik von Clavis die Velberterinnen und Velberter.
Während ein Kinderchor ein Lied anstimmt, wird im Hintergrund zeitgleich auf einer Leinwand der deutsche Untertitel gezeigt: „Willkommen Ramazan, der Monat der Barmherzigkeit“, singen sie. Was das genau ist, darüber klären in einer kurzen Präsentation zweier Studentinnen auf: „Der Ramadan ist der spirituelle Höhepunkt im Islam“, sagt die 21-jährige Architekturstudentin Ceyda Celik. Nach der Erklärung über das islamische Fasten informiert Pfarrer Martin Schmerkotte das christliche Fasten. Eins habe, so sind sich die Verantwortlichen einig, das Fasten in beiden Religionen gemeinsam: Es gehe darum, sich auf das wirklich Wichtige zu besinnen.
Ein Derwisch sorgt für Staunen
Mit dem Auftritt eines Derwischs folgt der Programmhöhepunkt. Derwische sind Angehörige einer muslimischen asketisch-religiösen Ordensgemeinschaft. Sie sind für ihre Musik und ihre Tänze bekannt. Der Derwisch begibt sich mit gesenkten Blick auf die freie Fläche zwischen den Tischen und beginnt sich wie in Trance zu den Klängen der Musik zu drehen. Nach dem gemeinsamen Gebet wird dann endlich das Fasten gebrochen – die knapp 150 Leute dürfen sich an den zahlreichen Spezialitäten bedienen. Ein wahres Fest.
>>> Über den Ramadan
- Der Ramadan ist der neunte Monat im islamischen Mondjahr. Das Mondjahr ist elf Tage kürzer als ein normales Kalenderjahr.
- Darum verschiebt sich der Ramadan immer um diese Tage, weshalb er jedes Jahr zu einem anderen Zeitraum stattfindet.