Neviges. Die Stadt Velbert informiert zum Umbau Schloss Hardenberg. Bei den Bürgern stößt der Entwurf des Architekten-Teams nicht nur auf Zustimmung.
„Wie bespielen wir das Schloss Hardenberg?“ Wie im Bezirksausschuss angekündigt, stellte der Beigeordnete Jörg Ostermann auf einer Informationsveranstaltung das Sanierungskonzept zum Herrenhaus und des Mühlengebäudes vor. Dabei geht es um den Umbau zum „Erlebniszentrum Natur“, dessen Herz das Herrenhaus mit der Ausstellung „Wehrhafte Natur“ wird. In die Planungen einbezogen sind auch die Wehrtürme und die Kasematten. „Trotz der Altlastenfunde unter dem Domparkplatz gehen dort und am Schloss die Bauarbeiten noch in diesem Jahr los“, versicherte der Baudezernent und versprach die Eröffnung der Ausstellung für 2026.
Der Prozess habe länger gedauert, weil man viele Belange habe berücksichtigen müssen. Corinna Cardaum vom Dortmunder Architekturbüro Lindener-Lohse bescheinigt dem Herrenhaus von außen einen guten Eindruck. „Aber im Inneren sieht es schlimm aus: Da wurden Notabstützungen vorgenommen, es gibt viel Handlungsbedarf, seit der ersten Bauphase 1496 hat es viele Überformungen je nach der Nutzung gegeben, die Wehranlage wurde der Verteidigung angepasst. Der Westflügel weist drei Etagen auf, der Ostflügel zwei, die dazu verschoben sind. Das macht die Erschließung so schwierig.“
In den Westflügel des Schlosses in Velbert kommen Ausstellungsräume
Besucher erreichen künftig das Herrenhaus stufenlos über den Haupteingang mit erneuerter Brücke. In den Eingangsbereich kommen WC, Garderobe und Technikräume. Der Westflügel wird durch die Ausstellungsräume bestimmt, der Rittersaal mit einem Foyer und Teeküche wird im Ostflügel einem Raum für Veranstaltungen bis zu 200 Personen bieten, darüber hinaus Seminarräume, weitere davon und Büros kommen in die Mansarde. Architektin Corinna Cardaum erläutert: „Von außen wird sich nicht viel ändern, auffälligste Veränderung wird der Treppenturm mit Aufzug an der Nordseite sein, ohne den sich das Objekt nicht nutzen lässt und weiter verfallen würde. Das Schlimmste was man machen kann, ihn so wie das Schloss zu bauen. Bei der Materialität wird kein Kunststoff genommen, sondern ein mineralischer Baustoff. Es geht in Richtung beiger Ziegel.“
Statt Fenster schlägt die Planerin ein Filtermauerwerk vor, bei dem fehlende Ziegel Licht einlassen. Das Dach des Anbaus fällt in nordöstlicher Richtung ab, damit beim Blick von der Bernsaustraße das Mansardendach nicht ganz verdeckt wird. Flächenheizungen im Schloss sorgen für Wärme, die durch Geothermie in einem Nahwärmezentrum auf dem Wirtschaftshof hinter der Vorburg erzeugt wird, unterstützt durch Holzpellets im Winter.
Architektin verteidigt modernen Anbau
Corinna Cardaum verteidigt den Turm: „Wir machen das draußen, um das Alte zu erhalten.“ Und: „Es müssen sieben Ebenen als erster Rettungsweg erreicht werden. Anders wäre es nicht möglich gewesen, ohne die historische Bausubstanz zu zerstören. Deshalb mussten wir an diese Stelle gehen“, fügt Jörg Ostermann hinzu. Die Pläne stießen nicht auf Zustimmung. „Muss das denn so ein Klotz sein, könnte es nicht kleiner sein?“, lautete ein Einwand. „Wir haben bei allen Funktionen die Normflächen berücksichtigt: Ein Rollstuhl muss sich drehen können“, informiert die Architektin über die Vorgaben. „Mit vielem, was im Inneren geplant ist, kann ich mich identifizieren, aber nicht mit der hässlichen Kiste, die hinten dran kommt“, so Wilbert Hager und fragt, ob Glas nicht die Möglichkeit von mehr Durchsichtigkeit bieten würde.
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„Glas ist in der Wahrnehmung schwer, es spiegelt, es bringt Unruhe“, argumentierte die Architektin. Gerd Rocholz empfindet den Treppen- und Aufzugsturm als vorgesetzten Bunker. Er hatte in Langenberg den „Hirschen“ neben dem Bürgerhaus saniert und den barrierefreien Zugang zu den oberen Wohnungen mit einem gläsernen Aufzug hergestellt: „Glas wäre das kleinere Übel.“ Jörg Ostermann machte deutlich, dass man auf den Zuwendungsgeber angewiesen ist. „Noch ist keine endgültige Entscheidung getroffen.“ Da war der Bezirksausschussvorsitzende Rainer Hübinger (SPD) froh, dass der politische Prozess noch nicht abgeschlossen ist. August-Friedrich Tonscheidt, Vorsitzender der Wählergemeinschaft Velbert anders, ist vom Turm nicht begeistert, gibt sich aber realistisch: „Jetzt haben wir die Gelder und es ist behindertengerecht. Über eins müssen wir uns im Klaren sein: Die eine oder andere Kröte werden wir schlucken müssen.“
>>>Vorschläge werden aufgearbeitet
Die Umbau-Pläne wurden bereits auf dem letzten Bezirksausschuss vorgestellt. Doch da können Bürgerinnen und Bürger keine Fragen stellen. Der Wunsch nach weiteren Informationen war groß, daher erläuterte das Architektenbüro nochmals seinen Entwurf.
Der Beigeordnete Jörg Ostermann versprach, die von den Bürgern geäußerten Vorschläge aufzuarbeiten und sie dem kommenden Haupt- und Finanzausschuss vorzustellen.