Langenberg. Gaston Uwayezu hat gerade seine Ausbildung in der Pflege absolviert. Nun arbeitet er im Elisabethstift in Velbert-Langenberg – und das mit Herz.

Strahlend kommt Gaston Uwayezu um die Ecke. Schnell noch ein Pläuschchen mit der alten Dame im Rollstuhl, ein fröhlicher Gruß an die Kollegin, die gerade im Gemeinschaftsraum den Kaffeetisch deckt. Dann nimmt er sich die Zeit für ein kurzes Gespräch mit der Zeitung.

Seit 2018 ist der 26-Jährige in Deutschland, stammt gebürtig aus Ruanda. Im Elisabethstift hat er eine Ausbildung zum Pfleger absolviert, ist seit Kurzem fertig und nun in der Seniorenresidenz in Langenberg angestellt.

Für ein FSJ nach Deutschland

„Nach Deutschland gekommen bin ich eigentlich für ein Freiwilliges Soziales Jahr“, erzählt er. In Wuppertal habe er dazu als Hausmeisterhilfe gearbeitet. „Anschließend habe ich noch sechs Monate Praktikum in einem Altenheim gemacht.“

Erste Erfahrungen mit der Pflege habe er da schon gehabt, „in Ruanda habe ich mich um meine Großeltern gekümmert“, sagt der 26-Jährige. Die Arbeit mit den alten Menschen machte dem jungen Mann Spaß, so viel Spaß, dass er beschloss, an das Praktikum eine Ausbildung anzuhängen.

„Den Job mit dem Herzen erledigen“

Die Seniorenresidenz Elisabeth in Velbert-Langenberg: Hier arbeitet Gaston Uwayezu, nachdem er dort auch seine Ausbildung zum Pfleger absolviert hat.
Die Seniorenresidenz Elisabeth in Velbert-Langenberg: Hier arbeitet Gaston Uwayezu, nachdem er dort auch seine Ausbildung zum Pfleger absolviert hat. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ja, sagt er, vom schlechten Image der Pflegeberufe habe er gehört: viel Arbeit, schlechter Lohn, Personalmangel. „Aber ich mache das ja nicht wegen des Geldes“, sagt Gaston Uwayezu lachend. „Ich mache diese Arbeit wirklich gerne.“

Er könne diesen Beruf anderen jungen Leuten auch nur wärmstens empfehlen, aber: „Man muss diese Arbeit von Herzen gern machen“, sagt er. „Wir arbeiten oft mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Das ist wirklich fordernd. Oder es gibt Phasen, in denen wir unterbesetzt sind.“ Wer seinen Job aber liebe und mit dem Herzen dabei sei, „der kommt auch durch schwierige Phasen gut durch“.

Keine Probleme mit Rassismus

Er jedenfalls liebe seinen Beruf. Es vergehe kein Tag, an dem er nicht viel lache. „Ich verstehe mich gut mit den Menschen“, sagt er. Und die wiederum mögen ihn sehr, erzählt eine seiner Kolleginnen später. Seine Art komme an – immer fröhlich, immer gut gelaunt.

Probleme ob seiner Herkunft gebe es auch nicht, sagt der 26-Jährige. Andere Pfleger hätten ihm während der Ausbildung berichtet, dass gerade ältere Menschen in Deutschland ein Problem damit hätten, wenn sie von Dunkelhäutigen gepflegt werden würden. „Aber das ist zumindest hier im Haus überhaupt nicht wahr. Den Leuten hier ist das völlig egal.“

Deutsch lernen im Gespräch mit den Bewohnern

Ganz im Gegenteil: Die Bewohnerinnen und Bewohner helfen Gaston Uwayezu dabei, sein Deutsch zu verbessern. Das ist ohnehin schon gut, „aber je mehr ich mit den Leuten hier spreche, desto besser wird es“. Eine ehemalige Lehrerin etwa habe ihm beigebracht, wie das Wort „Wattestäbchen“ richtig ausgesprochen werde – der 26-Jährige lacht herzlich, als er diese Anekdote erzählt.

In der Pflege fehlt es oft an allen Ecken und Enden an Fachkräften. Und nicht alle, die sich ausbilden lassen wollen, schaffen auch den Abschluss: Aus der Klasse von Gaston Uwayezu waren das 19 von 29 Azubis.
In der Pflege fehlt es oft an allen Ecken und Enden an Fachkräften. Und nicht alle, die sich ausbilden lassen wollen, schaffen auch den Abschluss: Aus der Klasse von Gaston Uwayezu waren das 19 von 29 Azubis. © Getty Images | FG Trade

Einzig sein Akzent stehe ihm manchmal im Weg: „Wenn ich mit Schwerhörigen rede, muss ich schon mal besonders langsam sprechen, weil die mich sonst nicht sofort verstehen.“ Aber auch darauf könne er sich einstellen, „das klappt schon“, sagt er und nickt bestätigend.

Stolze Mutter in der Heimat

Eigentlich, erzählt er weiter, wohne er ja in Wuppertal und dort gebe es genug Altenheime, in denen er hätte arbeiten können. „Aber hier in Langenberg fühle ich mich so richtig wohl.“ Die Kolleginnen und Kollegen unterstützten ihn, auch die Chefin helfe, wo sie nur könne. „Ich möchte ja auch lernen“, sagt Gaston Uwayezu, „ich habe Interesse.“

Eine, die sich über seinen beruflichen Erfolg besonders freut, ist seine Mutter, sagt der junge Mann. „Ja, die freut sich sehr für mich und ist auch ein bisschen stolz.“ Denn: „Sie ist selber Krankenschwester und findet es richtig gut, dass ich in die gleiche Richtung gehe.“

Zurück an die Arbeit

Mit seiner Familie in Ruanda steht der 26-Jährige regelmäßig in Kontakt, aktuell ist er dort auch zu Besuch. „Wir telefonieren jeden Tag“, sagt er und scherzt: „Ich weiß sogar, was die immer zu Mittag essen.“

Dann wird es auch wieder Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen. Vor dem Dienstzimmer unterhalten sich zwei Bewohnerinnen des Elisabethstifts etwas lauter. Als sie Gaston erblicken, huscht ein Lächeln über die Gesichter der Damen. Der scherzt noch ein wenig mit den beiden, dann verschwindet er wieder in den Fluren der Seniorenresidenz.

Das ist Ruanda

Ruanda ist ein Binnenstaat in Ostafrika und wird aufgrund seiner Landschaft auch „Land der tausend Hügel“ genannt. Hier verläuft auch die Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsbieten des Nils und des Kongos.

Von 1884 bis 1916 war Ruanda als Teil Deutsch-Ostafrikas eine deutsche Kolonie.

Das Land hat rund 13,3 Millionen Einwohner was einer Bevölkerungsdichte von 504 Einwohnern pro Quadratkilometer entspricht (Deutschland: ca 230 Einwohner/km2).

Ruanda grenzt im Norden an Uganda, im Osten an Tansania, im Süden an Burundi und im Westen an die Demokratische Republik Kongo.