Langenberg. An der Walzenstraße in Velbert-Langenberg ist eine Buche umgestürzt. Eigentlich müssten dort Bäume gefällt werden, doch es gibt Widerstand.
Glück im Unglück hatten die Menschen, die tagtäglich über die Walzenstraße fahren oder laufen: Denn eine der Buchen, die dort am Hang stehen, ist umgestürzt. Getroffen hat der Baum dabei ein Auto und ein Dach – ausschließlich Sachschäden, Menschen sind nicht verletzt worden.
In dem Hang neben der Straße stehen noch mehr Buchen, teils auf Gelände, das die Technischen Betriebe Velbert (TBV) bewirtschaften, teils auf dem Grundstück von Markus Maag. Und der ärgert sich mächtig über diesen Vorfall.
Dürresommer haben Bäumen massiv geschadet
„Es ist für mich einfach schwer nachzuvollziehen, dass hier extra viel Wert auf den Vogelschutz, aber nur ganz wenig Wert auf den Schutz von Menschen gelegt wird“, echauffiert sich der Inhaber von Landmaschinen Maag, also der Firma, die ihren Sitz am Ende der Walzenstraße hat.
Schon vor geraumer Zeit, fährt er fort, habe er die Bäume fällen wollen. „Die sind nach den Dürresommern kaputt“, sagt er und zeigt auf die umgestürzte Buche. „Sehen Sie den Wurzelteller? Der ist total verkümmert.“
Und in der Tat: Was vom Wurzelwerk übrig geblieben ist, ist kaum breiter als der Stamm des Baumes selbst. „Wenn dann, so wie jetzt, die Erde vom Regen aufgeweicht ist, hält das einfach nicht mehr“, sagt Markus Maag.
Umweltschützer haben protestiert
Hinzu komme, dass die Dürre das Wachstum eines Pilzes begünstigt habe. Der zerstöre die Zellstruktur innerhalb des Baumes, erläutert Markus Maag. „Das Material wird weich, der Halt geht verloren.“ Und genau deswegen müssten zahlreiche Buchen in dem Hang eigentlich weg.
Nur: Im Sommer 2020 hatten Umweltschützer gegen eine Rodung protestiert, die Untere Naturschutzbehörde des Kreises schritt ein und stoppte die Arbeiten vorläufig. „Seitdem ist es schwieriger geworden, eine Genehmigung zu bekommen“, beklagt sich Markus Maag.
Unvernünftige Spaziergänger ignorieren Absperrungen
Was ihm besonders Sorgen macht: Durch das betreffende Gelände verläuft ein beliebter Spazier- und Wanderweg. „Der ist auch mal gesperrt gewesen“, erinnert er sich. Die TBV hätten Zäune aufgestellt. „Aber die Leute ignorieren das einfach und gehen trotzdem da lang.“ Oder räumen gleich die Absperrungen zur Seite. „Davon geht aber die Gefahr nicht weg.“
Nun dränge die Zeit, nur noch bis Ende des Monats dürften Bäume gefällt werden. „Aber es ist bislang so nass gewesen. Arbeiten am Hang ist da nicht möglich.“ Allerdings bekomme er keine Ausnahmegenehmigung mehr, um auch noch nach Monatsende fällen zu dürfen.
Ärger über Anschuldigungen
Und Markus Maag betont: „Wir fällen keine gesunden Bäume. Das stimmt einfach nicht.“ Es sei einfach dringend notwendig, die Buchen zu entnehmen – wie es im Amtsdeutsch heißt, „sonst fallen da noch mehr um“, befürchtet Markus Maag. Und er fügt an: „Es kann doch nicht sein, dass Laien uns erklären, wann und welche Bäume wir fällen dürfen.“
Stadtförster Peter Tunecke von den TBV hatte sich erst im November zum Zustand des Waldes gegenüber der WAZ geäußert: Vier der vergangenen fünf Sommer seien zu trocken gewesen, erläuterte der Fachmann und darunter hätten die Bäume sehr gelitten – und zwar egal ob Nadel- oder Laubbäume. Das dicke Ende komme erst noch, sagte er damals: „Wir müssen die Zeiträume beachten. Die Folgen von Dürrejahren machen sich teilweise erst nach zehn Jahren in der Vegetation bemerkbar.“
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Sicherung von Wegen und Parkplätzen
Selbst Buchen seien angeschlagen, „die können nicht geschlossen erhalten werden“. Vor allem die ältesten Exemplare – die, die mehr als 120, 130 Jahre alt seien – wären kaum noch zu retten. „Wir machen das alles ja nicht aus Jux und Dollerei“, erläuterte Peter Tunecke im November.
„Wir müssen Wege und Parkplätze sichern, schließlich ist der Wald“ – hier ging es um den Senderwald, trifft aber auch auf das kleine Waldstück am Walzenweg zu – „ein stark frequentiertes Erholungsgebiet.“ Nicht auszudenken, wenn Wanderer oder Spaziergänger von herabstürzenden Ästen oder umstürzenden Bäumen verletzt würden. „Dann heißt es ganz schnell wieder: Warum habt ihr nichts gemacht?“
>>>Bäume am Pütterfeld kommen weg<<<
Nein, betont Stadtförster Peter Tunecke, anders als manches Gerücht besage, würden die gefällten Bäume nicht nach China oder in die USA verkauft. „Die bekommt ein regionaler Händler.“
Die nächste Maßnahme der TBV steht schon diese Woche an: Seit Mittwoch werden so genannte Gefahrenbäume am Pütterfeld sowie an der Kohlenstraße gefällt.
Dabei kann es sein, dass die Waldstücke vorübergehend gesperrt werden.
>>>KOMMENTAR von Sascha Döring<<<
Markus Maag und Peter Tunecke können es eigentlich nur falsch machen: Fällen die beiden Bäume, gibt es Kritik von Naturschützern – mal berechtigte, mal unberechtigte. Lassen sie die Bäume stehen und die stürzen um, kommen andere und beklagen sich, dass nichts unternommen worden ist.
Dabei sollte selbst Laien klar sein, dass die vergangenen, viel zu trockenen Sommer auch den gesündesten Bäumen ganz schön zugesetzt haben. Die Buche am Walzenweg mit ihren verkümmerten Wurzeln ist ja kein Einzelfall, so geht es vielen Bäumen. Oberflächlich mag das Holz gesund aussehen, aber die Schäden an Wurzeln – und auch an den Kronen – sind groß. Statt also darauf zu warten, dass die Buchen von alleine umfallen und dabei womöglich noch Menschen verletzen, ist Fällen die bei weitem bessere Alternative. Lassen wir die Fachleute doch einfach ihre Arbeit machen. Ihnen dabei auf die Finger schauen können wir ja trotzdem.