Velbert. Retriever Silja ist ein Gehölzpathogenspürhund. Sie wird gezielt eingesetzt, um kranke Bäume zu finden. Mit drei Monaten begann ihre Ausbildung.
Wenn Silja ihr Geschirr trägt, dann ist der Flat-Coated Retriever aus Langenberg im Dienst. Dann ist die putzmuntere, fröhliche und an allem interessierte Hündin erstmal nur noch eins, nämlich ein hochkonzentrierter Spürhund. Was Silja kann, ist ungewöhnlich, denn als Gehölzpathogenspürhund erschnüffelt sie, unter welchen Schädlingen Bäume leiden.
Besitzerin Kordula Kloß ist fasziniert von den Fähigkeiten des Hundes
Zu stoppen ist Silja kaum: Aufgeregt schießt sie auf den angezeigten Baum zu, schnüffelt, links, rechts, nah am Boden und so hoch die Nase reicht. Dann zeigt sie an, was vorher nur Vermutung war: Der Baum ist nicht gesund. Ganz alleine kann die zweijährige Hündin diese Arbeit natürlich nicht erledigen – mit im Team ist Frauchen Kordula Kloß, und genau das steht auch auf der Weste, die Kloß trägt: „Spürhunde-Team Silja und Kordula“.
Auf die Idee, einen Hund zum Gehölzpathogenspürhund ausbilden zu lassen, kam Kloß durch einen Artikel im Fachmagazin „Neue Landschaft“ – ihr Mann Michael ist Inhaber der Firma Kloß Garten- und Landschaftsbau, die beiden dementsprechend interessiert. „Da habe ich gelesen, dass es Hunde gibt, die so etwas können und war sofort fasziniert. Von da an stand fest, der nächste Hund wird entsprechend ausgebildet“, erinnert sich die Hundeliebhaberin. Gesagt, getan: Im Alter von drei Monaten begann Silja in Bergen an der Dumme die Ausbildung zum Gehölzpathogenspürhund.
Silja kann jeden beliebigen Geruch aufspüren
Was die Hündin tut, geht so: Zunächst bekommt sie ein geöffnetes Einmachglas unter die Nase gehalten, in dem sich eine Probe des aufzuspürenden Schädlings befindet. Brandkrustenpilz, Schwefelporling, aber auch tierische Schaderreger wie der Borkenkäfer sind möglich. An der Probe wird geschnüffelt, gerne auch einmal ins Glas hinein geleckt, dann geht es los. Auf ein Zeichen hin untersucht Silja den entsprechenden Baum – oder zum Üben auch Holzpaletten – auf den vorher aufgenommenen Geruch.
„Im Grunde kann sie jeden beliebigen Geruch aufspüren, mit das Erste, was sie finden konnte, war Duschgel“, erklärt Kordula Kloß. „Sie erinnert sich nicht an etwas, das sie schon einmal gerochen hat, sondern sucht den Geruch, den sie vorgehalten bekommt. Die Nase ist für den Hund, was die Augen für den Menschen sind“. Findet der Retriever, tatsächlich das Gesuchte, legt er sich hin und lässt die Nase an der entsprechenden Stelle.
Der Hund hat eine Trefferquote von 95 Prozent
„Silja hat eine Trefferquote von 95 Prozent“, ist Kordula Kloß äußerst zufrieden mit ihrem Energiebündel, dem der Spaß an der Sache genauso anzusehen ist wie der 52-jährigen Besitzerin. Silja arbeitet übrigens im Garten- und Landschaftsbau von Herrchen und Frauchen mit, „mein Mann ist auch zertifizierter Baumkontrolleur und genau für diese Arbeit ist Silja ja ausgebildet.“ Eine Rezertifizierung der Fähigkeiten des Hundes ist übrigens jährlich notwendig, um gleichbleibende Qualität gewährleisten zu können. „Was wir brauchen, ist ein konkreter Verdacht, um welchen Schädling es sich handelt. Es werden nicht zehn Möglichkeiten durchgetestet.“
Die Nasenarbeit ist anstrengend für das Tier
Dadurch, dass die Ausbildung universell ist, also nicht auf bestimmte Gerüche beschränkt, ist es Silja theoretisch auch möglich, nach bestimmten Tierarten zu suchen. „Total gerne würde ich mit ihr auch einmal im Bereich des Naturschutzes arbeiten, Silja könnte zum Beispiel auch Fledermausbehausungen aufspüren“, wünscht sich die Langenbergerin, die wöchentlich rund sechs Stunden mit Silja trainiert – Spaziergänge gehen selbstverständlich extra.
Nur 15 Hunde sind so spezialisiert
Menschen haben 5 Millionen Riechzellen, Hunde dagegen zwischen 125 und 220 Millionen. In ganz Deutschland gibt es übrigens nur 15 Hunde, die ebenso spezialisiert sind wie Silja.
Mehr Infos zu Siljas Ausbildungsstätte und zu weiteren Teams mit zertifizierten Hunden gibt es auf www.pathogenspuerhund.de.
Die „Nasenarbeit“ ist übrigens enorm anstrengend für Silja, hat sie 15 bis 20 Minuten gearbeitet, muss darauf eine mindestens 45-minütige Pause folgen. „Wenn wir fertig sind, ist sie erledigt. Das kann sich dann auch so zeigen, dass sie auf 180 ist und überdreht. Dann ist ein Ball zum Abreagieren klasse“, schmunzelt Kordula Kloß. Oder eine Runde toben mit dem anderen Hund der Familie: Jodie ist zwar schon elf, aber ebenso liebenswert und neugierig wie ihre Artgenossin. Silja trägt jetzt kein Geschirr mehr – Freizeit muss auch mal sein.