Velbert/Bergische Region. Die Automotive-Branche muss einen grundlegenden Wandel meistern. Die Velberter Gemeinschaftslehrwerkstatt unterstützt die Unternehmen dabei.
Erstausbildung und Weiterbildung, traditionell für Berufe in der heimischen Metall- und Elektroindustrie – sie sind das Kerngeschäft der Gemeinschaftslehrwerkstatt Velbert (GLW). Mit diesen Kernkompetenzen macht die Einrichtung „der Industrie von Velbert und Umgebung“ an der Poststraße jetzt einen neuen Schritt in die Zukunft: Sie reiht sich als Mitstreiter bei einem Projekt ein, das für zahlreiche Unternehmen vor Ort und in der Region sowie ihre Mitarbeiterschaft zukunftsrelevant, ja wenn nicht gar überlebenswichtig ist. Es geht dabei um nichts Geringeres als die „Transformation der Automotive-Industrie in der Bergischen Region“. So der Name des im Vorjahres-Oktober gestarteten Projektes, dessen Laufzeit bis zum Sommer 2025 geht.
Campus Velbert/Heiligenhaus ist ebenfalls mit im Boot
Erklärtes Ziel ist es, diese Branche rundum fit für die Zukunft zu machen. Damit sie sowohl den Wandel der Produktion im Hinblick auf E-Mobilität meistert als auch den Wandel in der Produktionsweise selbst. Als Stichworte nennt Clemens Faller hierzu u. a. die Digitalisierung und den weiteren Ausbau der Automatisierung. Der Professor für Automatisierungstechnik am Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum beschäftigt sich mit der Entwicklung eines so genannten Reifegrad-Modells. Hierbei geht es, wie der Campus-Professor in einem Gespräch auf WAZ-Anfrage erläuterte, um die Einstufung, wie weit bzw. gut eigentlich das jeweilige Unternehmen für die zu bewältigende Transformation vorbereitet ist. Zu dem „Interdisziplinären Institut für angewandte KI und Data Science Ruhr“ gehören neben Clemens Faller seine beiden Professoren-Kollegen Jörg Frochte und Markus Lemmen.
Hier für Studierende, dort für Auszubildende
Als nächster Schritt folgt eine Untersuchung, bei der Faller zufolge in den einzelnen Unternehmen individuell ein passender Entwicklungsplan aufgestellt wird. Und danach kommen Hochschule und GLW ganz praktisch ins Spiel. Beide sind gleichermaßen in der Ausbildung engagiert: hier für die Studierenden, dort für die Auszubildenden. Nämlich mit maßgeschneiderten Lehr- und Lernkonzepten, sowohl für die Erst- als auch die Weiterbildung.
Maßgeblicher Anstoß von der IG Metall
„Wir setzen das ganz praktisch um. Wir haben die Teilnehmer, wir haben die Kurse“, kündigt Waltraud Reindl an. Die maßgeschneiderten Kurse zum Thema Transformation werde das GLW-Team selbstverständlich eigens entwickeln, so die GLW-Geschäftsführerin weiter. „Die IG Metall als Hauptinitiator des Projektes und der Arbeitgeberverband Wuppertal werden auf die in Frage kommenden Unternehmen zugehen.“
Auch auf die GLW Velbert zugegangen
„Ich freue mich, dass die GLW bei dem Prozess mitzieht und das Projekt unterstützend begleitet“, erklärt Hakan Civelek. Die Gewerkschaft sei gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Wuppertal auf alle Konsortialpartner zugegangen, so auch auf die GLW. Die Einrichtung werde eine wichtige Rolle spielen, wenn die Bedarfe mit den Unternehmen, den Sozialpartnern und den Betriebsräten erst einmal ermittelt seien, führt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall- Geschäftsstelle Velbert (seit 2018) sowie Geschäftsführer weiter aus, und wenn damit klar sei, welche Zusatzqualifikationen genau erforderlich seien.
Auch selbst Teil der Transformation
„Wir überprüfen bestehende Kurse auf Anknüpfungspunkte“, schildert Tobias Tielsch das Vorgehen. „Außerdem schauen wir, wo wir uns selbst entwickeln und den Horizont erweitern müssen. Wir sind ja schließlich selbst Teil der Transformation“, so der GLW-Ausbilder und interne Projektleiter. Parallel kümmere sich die GLW um die Erweiterung ihrer Ausstattung und Hardware – zum Beispiel schaffe man zwei neue Roboter an. Den grundsätzlichen Stellenwert der Arbeit der GLW beschreibt Tielsch so: „Weiterbildung bei uns erhöht die Jobsicherheit. Und die Ausbildung der Azubis bietet ihnen größere, breitere Möglichkeiten Jobs zu finden. Auch bessere.“ Die im Zuge des geplanten Prozesses modifizierte Ausbildung z. B. hin zu Robotik und Automatisierung werde man absehbar auch in der Weiterbildung implementieren, kündigt Waltraud Reindl an. Dadurch werde die GLW Bildungspartner für alle Unternehmen mit entsprechendem Bedarf im Bereich der Transformation.
Interessierte Unternehmen können sich via E-Mail an das Projekt selbst (koordination@traiber.nrw), an die Hochschule Bochum (clemens.faller@hs-bochum.de) und natürlich auch an die Lehrwerkstatt (t.tielsch@glw-velbert.de) wenden.
>>> Bund fördert Projekt bis 2025 mit 4,1 Millionen Euro
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt das Projekt in der Bergischen Region im Rahmen der Förder-Bekanntmachung „Transformationsstrategien für Regionen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie“ bis Mitte 2025 mit 4,1 Millionen Euro.
Förderung bekommen laut Auflistung die Bergische Uni Wuppertal, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die Hochschule Bochum und die Velberter GLW.
Das „Bergische“ ist übrigens bemerkenswert weit gefasst. Alleine zur so genannten Kernregion des Projektes zählen neben dem Neanderland und bergischen Städte-Dreieck offiziell nämlich auch Düsseldorf, Ennepe-Ruhr- und Rhein-Kreis Neuss.