Velbert. Der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Metall sieht die Wirtschaft in einem gewaltigen Transformationsprozess. Lob für den Tarifabschluss.
Auch die heimische Metallindustrie beklagt Lieferengpässe, die die Produktion behindern. „Stahl, Federn oder Halbleiter sind knapp, die Unternehmen müssen deutlich höhere Preise dafür zahlen“, sagt Michael Schwunk, seit Anfang April Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Metallindustrie Wuppertal/Niederberg.
Unterbrochene Lieferketten
Gründe für die unterbrochenen Lieferketten seien Produktionsverzögerungen durch die Corona-Pandemie, vor allem aber durch die große Nachfrage aus China und den USA, sagte Schwunk im Gespräch mit der WAZ. Kurzfristig rechnet er deswegen aber noch nicht mit Kurzarbeit, wie sie jetzt die Ford-Werke angekündigt hatten, schließt sie aber künftig auch nicht aus.
Gewaltiger Transformationsprozess
Die heimische Wirtschaft sieht der Arbeitgeber-Vertreter in einem gewaltige Transformationsprozess, der sich durch die Corona-Pandemie beschleunigt habe: „Nur diejenigen Unternehmen mit einer modernen Produktion werden dauerhaft Chancen haben“. Die Digitalisierung erfordere auch eine besondere Ausbildung und spezielle Kenntnisse der Mitarbeiter. „Einfache Tätigkeiten werden wegbrechen“, sagt Michael Schwunk.
Mit der Gemeinschaftslehrwerkstatt in Velbert, deren stellvertretender Geschäftsführer Schwunk ist, gibt es eine Einrichtung zur Weiterbildung der Arbeitnehmer. Hier werden nicht nur die Azubis der Unternehmen der Region ausgebildet, sondern auch Mitarbeiter qualifiziert. „Für einen knappe Millionen Euro werden dort in Kürze neue Präzisionsdrehmaschinen installiert. Denn nur an neuen Geräten können die Mitarbeiter lernen und für künftige Aufgaben fortgebildet werden“, erklärt Schwunk.
Zur Person
Michael Schwunk ist 57 Jahre alt, verheiratet, hat drei Kinder und war als Volljurist langjähriger Leiter der Rechtsabteilung. Er ist Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes der Deutschen Lederindustrie e.V., des Arbeitgeberverbandes Solingen e.V., des Arbeitgeberverbandes der Metallindustrie von Wuppertal und Velbert e.V. sowie des Verbands von Arbeitgebern im Bergischen Land e.V. (VABI).Er ist Mitglied im Arbeitskreis der BDA zur Tarifpolitik und Verwaltungsrat der AOK, Referent des Bildungswerkes NRW und ehrenamtlicher Richter beim Landessozialgericht
„Wegweisender Tarifabschluss“
Als wegweisend im Transformationsprozess lobte der Metallarbeitgeber den jüngsten Tarifabschluss, an dem er bereits mitgewirkt hat. „Das Ergebnis trägt der momentanen Situation Rechnung“, sagt er. Es wurde keine flächendeckende Tariferhöhung vereinbart. Die Arbeitnehmer bekommen im Juni eine Einmalzahlung von 500 Euro. Im Februar 2022 gibt es dann ein „Transformationsgeld“ in Höhe von 18,4 Prozent des Monatsentgelts. Zur Sicherung von Arbeitsplätzen können Betriebe in Krisen das Transformationsgeld auch in Freizeit umwandeln oder es aber ganz streichen.
„Hohes Maß an Flexibilität“
„Das bringt ein hohes Maß an Flexibilität, die Betriebsräte können mit der Unternehmensführung ganz individuell verhandeln, was für die Firma momentan die beste Lösung ist“. Unter den unsicheren Rahmenbedingungen sei dieser Abschluss – seine Laufzeit ist bis September 2022 – die richtige Lösung. Schwunk rechnet damit, dass die heimische Wirtschaft erst 2023/24 das alte Niveau vor der Corona-Pandemie erreichen wird.
Impfungen durch Betriebsärzte
In der Pandemie setzt Schwunk auf flächendeckende Impfungen durch die Betriebsärzte in den Unternehmen: „Impfstofflieferungen sollen in der ersten Juniwoche kommen. Dann kann es losgehen“. Die Firmen hätten ein hohes Interesse daran, dass ihre Belegschaften gesund bleiben. Auch zuvor, so Schwunk, hätten sich die heimischen Firmen gut gegen die Pandemie gerüstet. Überall habe es ausgefeilte Hygienekonzepte gegeben, die Unternehmen hätten viel getan, um mobiles Arbeiten zu ermöglichen. Und jetzt gebe es breit angelegte Kampagnen, um für das Impfen zu werben.