Velbert-Mitte. Die GLW Velbert nimmt das Thema E-Mobilität in den Fokus. Sie hat ein ausgefallenes Vehikel an Land gezogen, das gleich mehreren Zwecken dient.
Eine E-Ladesäule hat die „Gemeinschaftslehrwerkstatt der Industrie von Velbert und Umgebung“ (GLW) ja bereits auf dem eigenen Grund und Boden an der Poststraße. Endlich kommt jetzt auch noch der passende „Werkstattwagen“ dazu: Ein „CityEL“ bzw. „Miniel“ auf drei Rädern, den die GLW gebraucht im Netz aufgetrieben hat. Das ausgefallene und auffällige Vehikel dient gleich mehreren Zwecken. Zum Beispiel sollen die GLW-Teilnehmer am Objekt trainieren, was moderne Berufe ausmacht. Und der Stromer soll später auch durch die Stadt rollen und gut sichtbar platziert werden, um Werbung zu machen. Bewusst nicht für die Werkstatt selbst als Einrichtung, sondern für die Berufe, die dort gelehrt werden.
Jahresprojekt für Elektriker und Mechatroniker
Konkret ist der „CityEL“ das ausbildungsbegleitende Jahresprojekt für die etwa 25 Elektriker und Mechatroniker sowie dualen Studenten im Ausbildungsjahr 2021/22, die just nach den Sommerferien in der GLW angefangen haben, wie Stefan Volz erläutert. Der Ausbilder E-Technik gerät regelrecht ins Schwärmen, wenn er die Geschichte des „CityEL“ erzählt. Er sei Mitte der 80er Jahre von einer dänischen Firma entwickelt worden, die damit allerdings „nicht so super erfolgreich“ gewesen sei. Ein Investor sei aber so dermaßen begeistert gewesen, dass er Entwicklung und Produkt übernommen und die Herstellung nach Deutschland verlagert habe. Eine Zeit lang sei das Vehikel das meistverkaufte E-angetriebene Fahrzeug gewesen; insgesamt seien von der Baureihe rund 10.000 Exemplare gefertigt worden.
Auf niedrigsten Verbrauch getrimmt
„Technologisch ist es nach wie vor State of the Art, aber keiner kennt’s“, bedauert der 61-Jährige, beschreibt das Fahrzeug als „flache Badewanne mit Deckel drauf. Drei Meter lang, einen breit und etwa 1,20 Meter hoch.“ Die Akku-Technologie, lobt er, sei durchaus vergleichbar mit „Tesla“. Vor allem aber sei der „CityEL“ auf niedrigsten Energieverbrauch getrimmt. Der entspreche einem halben Liter Sprit auf 100 Kilometer. „Das ist ziemlich ungetoppt. Schade, dass es keinen Nachfolger gibt.“
Und jetzt dient das Gefährt der Ausbildung am lebenden Objekt. Messtechnik, Fehlersuche, Erstellung von Dokumentationen, Schaltpläne, Recherche von Bauteilen, Wartung und Instandsetzung. Alles das soll exerziert werden. Und „der Theorieunterricht sofort überleiten in die praktische Anwendung“.
In Projekten denken
Dass man nun das Thema E-Mobilität in den Fokus rücke, sei ein Beispiel dafür, sagt Waltraud Reindl, dass sich die Lehrwerkstatt aktueller Themen annehme, auch wenn die nicht unbedingt Kerngeschäft und -aufgabe seien. „Neu ist, dass wir in Projekten denken“, so die Geschäftsführerin weiter. So hätten die Elektriker auch Klein-Projekte, etwa den individuellen Facebook-Zähler, der die Likes für die GLW registriere. Zusammen mit den Produkt-Designern würden mit Hilfe von 3D-Druck vorhandene Produkte modifiziert. Und Marvin Rzok, Youtuber und Student der Mechatronik und Produktentwicklung, stelle auf der Video-Plattform dar, wie er systematisch eine CNC-Fräsmaschine zerlege.
Noch freie Kapazitäten
Nach dem Corona-Neustart laufe die Ausbildung besser als geplant, berichtet Reindl auf Nachfrage. Es gehe spürbar aufwärts: „Wir haben aber noch nicht wieder das Zahlen-Niveau der Vorjahre.“ Im Bereich der Umschulungen habe die Lehrwerkstatt längst noch nicht sämtliche Aspiranten erreicht, für die sie geeignete Plätze und Angebote habe. „Das heißt im Klartext: Wir haben da Kapazitäten frei.“
Auf neuestem Stand der Technik
Nachdem kürzlich an der Poststraße neue Drehmaschinen Einzug gehalten haben, sei überdies auch absehbar, „dass wir bald im Bereich Stanz und Umformung ebenfalls auf neuestem Stand der Technik sind“. Namhafte Hersteller hätten bereits zwei Maschinen zur Verfügung gestellt, mit weiteren liefen Verhandlungen.
Besser und moderner
Die Optimierungs- und Modernisierungsübung am „CityEL“ soll Stefan Volz zufolge bis zum kommenden Sommer abgeschlossen sein. Er plant beispielsweise die Umstellung auf LED-Beleuchtung, den Einbau eines Bordcomputers und die Verbesserung der Federung. Und da das Fahrzeug – es habe eine 63 Km/h-Zulassung – auch mit einem Führerschein ab 16 gefahren werden dürfe, werde man entsprechenden Azubis dann auch die Nutzung ermöglichen.