Neviges. Auch Kinder sollen in Zukunft gerne den Kreuzberg in Velbert-Neviges besuchen. Kleine Besucher haben für die Wallfahrtsstätte fleißig gewerkelt.

Er ist künstlerisch wertvoll, geschichtsträchtig, doch außer vielleicht am Karfreitag nur wenig beachtet: Der Kreuzberg mit seinen 14 Stationen, ein in Serpentinen angelegter Prozessionsweg, liegt in unmittelbarer Nähe des Mariendomes. Doch wer das nicht weiß, der ahnt nichts von dieser kunstvoll geschaffenen Anlage – das soll jetzt anders werden. „Wir wollen den Kreuzberg aus seinem Dornröschenschlaf holen“, sagt Günter Erner, Vorsitzender des Fördervereins Nevigeser Wallfahrtsstätten. „Handlungsbedarf ist überall, aber wir fangen erstmal an der ersten Station an.“

Den Kreuzberg in Velbert-Neviges besser ins Licht rücken

Wildwuchs war gestern: Freigeschnitten und daher auch gut sichtbar ist die erste Station auf dem Kreuzberg in Velbert-Neviges.
Wildwuchs war gestern: Freigeschnitten und daher auch gut sichtbar ist die erste Station auf dem Kreuzberg in Velbert-Neviges. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Bei der Ausschreibung hatte der Landschafts- und Gartenbaubetrieb Fügler aus Tönisheide die Nase vorn. Und gut, dass Tochter Noelle Fügler nicht nur in erster Linie Politikwisschenschaft im Masterstudiengang studiert, sondern auch Mutter Andrea, der preisgekrönten Floristin, im Geschäft hilft. Außerdem gestaltet sie erfolgreich Trockenblumen-Sträuße und war auch bei diesem Projekt gleich Feuer und Flamme. „Die erste Station vom Kreuzberg, das war mir eine Herzensangelegenheit.“ Ihre Idee: Diese wichtige Wallfahrtsstätte nicht nur sichtbarer und damit bekannter, sondern auch kinderfreundlicher gestalten. Ihre gezeichneten Pläne, umgesetzt von Vater Carl-Frank Fügler nebst Mitarbeitern, stießen auch beim Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten und bei der katholischen Kirchengemeinde Maria, Königin des Friedens, auf offene Ohren.

Weintrauben zum Naschen

„Der Kindergarten ist ja in unmittelbarer Nähe, ich dachte mir, die könnten ja dann auch mal rauf auf den Kreuzberg“, so Noelle Fügler. So sollen unter anderem an der ersten Station Weinreben zum Naschen gepflanzt werden. Das ist erst einmal Zukunftsmusik, doch passiert ist rund um die erste Station schon jede Menge. Am wichtigsten ist auch Günter Erner: „Man sieht den Kreuzberg wieder, wenn man vom Dom kommt und nach links schaut.“ Landschaftsgärtner Fügler hat hier ganze Arbeit geleistet, und auch Kinder waren schon fleißig – aber dazu später.

Koniferen versperrten die Sicht

„Da stand eine regelrechte Wand von Koniferen, die haben wir gerodet, gehäckselt, das Schnittgut hinter der Station verteilt“, erläutert der Fachmann. Sein Wunsch: Auch die vor der ersten Station stehende Weide und die Hainbuche könnten etwas weniger buschig aussehen und somit für freie Sicht sorgen. Das müssten allerdings die Technischen Betriebe Velbert (TBV) übernehmen, da die Bäume auf städtischem Boden stünden. Man werde sich die Sache vor Ort einmal anschauen, meinte dazu auf WAZ-Anfrage Franziska Hübner, Geschäftsbereichsleitung Grün und Friedhöfe.

Ein Bauzaun sichert die Mauer ab

Ein Bauzaun verhindert, dass Besucher der ersten Station des Kreuzbergs von der Mauer stürzen.
Ein Bauzaun verhindert, dass Besucher der ersten Station des Kreuzbergs von der Mauer stürzen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Wer sich über den Bauzaun vor der ersten Station wundert: Er wurde zur Absicherung aufgestellt, damit niemand die jetzt frei gewordene Mauer herunter fällt. Carl-Frank Fügler: „Da muss auf jeden Fall ein verzinkter Zaun hin, das ist sonst zu gefährlich.“ An diesem sollten dann auch die Weinreben ranken, noch sei nicht ganz klar, wer dafür die Kosten trägt. Viel passiert ist in den letzten Wochen direkt an der Station: Der Bodendecker Waldsteinia wurde gepflanzt, dekorativ wirken zudem Carex-Stauden. „Ansonsten haben wir alles rundherum frei geschnitten, auch zum Schutz des Mauerwerks“, erläutert Fügler und bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass auf den Statuen nichts abgelegt werden dürfe: keine Blumen, keine Kerzen. „Dafür gibt es extra drei Platten, die Statuen müssen geschützt werden.“ Und das Schild „Betreten und klettern verboten“ stehe dort leider auch nicht ohne Grund...

Kinder bemalen ein eigenes Kreuz

Schon bald soll es an der Auftakt-Station, sozusagen der Visitenkarte des Kreuzbergs, auch an grauen Tagen ein bisschen fröhlicher aussehen: Wenn das neue weiße Kreuz erst richtig aufgestellt ist, das Kinder des Familienzentrums St. Antonius in Tönisheide bemalt haben. Nicht zu vergessen die zwei Bänke, deren Bretter kleine Künstler der Sonnenschule und der katholischen Kita St. Mariä Empfängnis verschönern. Skeptiker seien beruhigt, der Kreuzberg ist und bleibt ein Ort der Stille – nur eben ein bisschen kindgerechter.

>>>Bildhauer Toni Stockheim schuf Steinreliefs

Der Förderverein Nevigeser Wallfahrtsstätten, Auftraggeber der Arbeiten, besteht seit 2005 und hat 101 Mitglieder.

Die Franziskaner hatten 1888 unter der Leitung von Bruder Alexander Potthast die 14 Stationen angelegt. Terrakotta-Reliefs erzählten den Leidensweg Christi nach. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Der Kölner Bildhauer Toni Stockheim schuf stattdessen von 1949 bis 1955 in Stein gehauene Hochreliefs.