Velbert. Hitze und Dürre zwingen die Technischen Betriebe Velbert zu anderen Prioritäten: Die Überlebenshelfer fürs Grün wässern schon seit Wochen.
Wer einen Garten besitzt oder einen Schrebergarten gepachtet hat, der weiß, was Hitze und anhaltende Dürre tagein tagaus bedeuten: weniger Nichtstun in der Freizeit, stattdessen Gießkannen und Wassereimer schleppen und sich mit dem widerspenstigen, meist doch wieder zu kurzen Gartenschlauch herumärgern. Allerdings ist die Dimension bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) noch von ganz anderem Kaliber. Zum Geschäftsbereich „Grün und Friedhof“ gehören – wohlgemerkt ohne den Forst – allein ca. 22.000 Bäume an Straßen, in Parkanlagen und auf Friedhöfen sowie z. B. 2000 qm in jüngster Vergangenheit angelegte, vergleichsweise pflegeintensivere Stauden-Flächen. Letztere mit der Tendenz „perspektivisch zunehmend“. „Wir wässern jetzt schon seit Mai intensiv“, berichtet die Leiterin, Franziska Hübner. Und das hat’s in sich!
An jedem Tag in ganz Velbert im Einsatz
Bis zu sechs Leute sind jeden Werktag und auch am Wochenende im Stadtgebiet unterwegs. Mit einem Unimog, einem 18-Tonner und zwei Elf-Tonnern, deren Tanks zwischen 2000 und 4000 Liter fassen. Aufgefüllt wird das Wasser auf dem TBV-Betriebshof Am Lindenkamp und an speziellen Stadtwerke-Standorten. Die in der Überlebenshilfe fürs Grün eingesetzten Mitarbeiter kümmerten sich sonst um die Grünflächenpflege, erzählt Hübner, „deshalb sind wir beim Unkraut und Heckenschneiden etwas im Rückstand“. Andere Städte, so auch das benachbarte Essen, beauftragten „generell“ Firmen mit dem Wässern, „wir machen das hier alles selbst“. Auch die bepflanzten Beete und Blumenampeln in der Fußgängerzone und das Befüllen von Teichen wie im Herminghauspark, am Schloss Hardenberg oder auf dem Nordfriedhof.
Jungbäume besonders im Fokus
„Wir haben schon Trockenschäden“, bilanziert Tim Bertram und nennt leicht erkennbare Anzeichen für „Trockenstress“: „Die Blätter rollen sich, werden braun und fallen ab. Andere Bäume werfen ihre Früchte frühzeitig ab, und speziell die Platanen schmeißen noch mehr Rinde als ohnehin schon ab.“ Die TBV konzentrierten sich beim Wässern vor allem auf heranwachsende Jungbäume sowie Exemplare in Extremlagen, also etwa an Hängen, in Gehwegen und auf Parkplätzen, schildert der Landschaftsgärtner und angehende Meister das Vorgehen.
Jede Kanne hilft, und jeder Bürger kann helfen
Während die eingangs erwähnten Staudenbeete „je nach Niederschlag“ bis zu zweimal wöchentlich zehn bis 20 Liter/qm brauchen, sind es bei Jungbäumen im ersten oder zweiten Jahr „mindestens 200 Liter“ in der Woche. „Jede Kanne hilft, und jeder darf gerne helfen“, betont die Geschäftsbereichsleiterin und ermuntert die Bürgerschaft zuzupacken: „Am besten gleich mehrere Eimer an den Baum. Langsam und nach und nach, damit der Boden das Wasser aufnehmen kann.“
Fein dosiert leert sich das Reservoir
Wunderbar peu a peu dank kleiner Löcher unten im Boden funktionieren die Wassersäcke am Fuß der Bäume. Das Nass kommt gezielter an; die Arbeit wird einfacher und ist fixer erledigt. Die TBV setzen die Säcke schon seit Jahren ein, haben 800 alte dieser dunkelgrünen Kunststoff-Exemplare in Betrieb und jetzt noch einmal 500 mit TBV-Logo angeschafft. Denn abgesehen von Vandalismusschäden, so Bertram, sei der Schwund durch Diebstahl „beträchtlich“. Deshalb jetzt die Neuen mit hohem Wiedererkennungswert.
Gießränder halten Erde und Wasser zurück
Ein Sack kostet zwischen 18 und 25 Euro, fasst 100 Liter, läuft binnen sechs bis acht Stunden leer. Und lässt sich dank seines Reißverschlusses nicht nur super einfach anlegen und zumachen, sondern auch um bis zu zwei weitere erweitern. Darüber hinaus setzt dann der Stamm-Durchmesser die definitive Grenze. Eine weitere Maßnahme sind seit letztem Herbst die Gießränder aus Kunststoff. Sie halten die Erde rund um de Baum und verhindern ein zu schnelles Ablaufen von (Regen-)Wasser.
Froh über jede Unterstützung
„Wir können uns nicht um jeden einzelnen Baum kümmern“, bedauert Tim Bertram, „und sind wirklich für jede Hilfe dankbar.“ In diesem Zusammenhang heben die TBV besonders die fortwährende Unterstützung durch die Feuerwehr Velbert hervor. Was die Betriebe bewusst nicht machen, ist das Vorgehen privater Rasenbesitzer, die die Halme ganz gezielt nicht gewohnt kurz abrasieren, sondern länger lassen, damit sie sich wechselseitig ein wenig Schatten geben und ggf. den Nachttau länger halten.
Rasen bekrabbelt sich wieder
„Dann kämen wir ja mit unseren Mäh-Intervallen gar nicht mehr durch“, begründet die Geschäftsbereichschefin. Sobald es aber ausreichend Regen gäbe oder starken Nachttau, schieße das Grün wieder. „Wir säen ja auch keinen englischen Rasen aus“, ergänzt Tim Bertram, „sondern extra einen strapazierfähigen.“