Velbert. Mehrere Brücken im Zuge des Panorama-Radwegs auf Velberter Gebiet müssen saniert werden. Das kostet zehn Jahre – und über vier Millionen Euro.

Ganz oben auf der Liste steht die größte, nämlich die Saubrücke. Die denkmalgeschützte Natursteinbogenbrücke – 30 Meter hoch und zehn Mal so lang – soll voraussichtlich schon im kommenden Jahr saniert werden. 633.000 Euro veranschlagen nach jetzigem Stand dafür die Technischen Betriebe Velbert (TBV), die einen sich über zehn Jahre erstreckenden Maßnahmenplan aufgestellt haben. Denn das ab 1914 gebaute Viadukt und erst 1924 in Betrieb genommene Bauwerk, das eigentlich Eulenbachbrücke heißt, ist vor Ort nicht der einzige Problemfall.

Nicht planbare Schäden auf Velberter Gebiet aufgetreten

Hat deutlich mehr als 100 Jahre auf dem Buckel: Die Saubrücke steht ganz oben auf der langen Liste der notwendigen Maßnahmen.
Hat deutlich mehr als 100 Jahre auf dem Buckel: Die Saubrücke steht ganz oben auf der langen Liste der notwendigen Maßnahmen. © WAZ FotoPool | KREIMEIER, Detlev

„Zurzeit fallen immer mehr Natursteinbauwerke gerade im Bereich des Panorama-Radwegs durch besondere nicht planbare Schäden auf“, heißt es in dem entsprechenden Bericht zum jüngsten TBV-Verwaltungsrat. „Der Naturstein platzt und reißt durch die Witterungseinflüsse. Besonders aufwendige Mauerwerks- und Kappensanierungen sind daher erforderlich, um die Verkehrs- und Standsicherheit zu gewährleisten.“

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Frost wirkt übel

Die Saubrücke beispielsweise sei im vergangenen Winter durch so genannte Abplatzungen aufgefallen, erzählt Swetlana Kebsch. „Es haben sich Risse gebildet und da ist Feuchtigkeit reingezogen“, schildert die Bauingenieurin und TBV-Sachgebietsleiterin Brückenbau und Stützwände den Hergang. Der Frost habe dann sein Übriges getan. Abplatzungen entstünden allerdings auch bei extremen Temperaturschwankungen.

Alte Schätzchen sind jedoch vergleichsweise nachhaltig

Swetlana Kebsch leitet bei den TBV das Sachgebiet Brückenbau und Stützwände.
Swetlana Kebsch leitet bei den TBV das Sachgebiet Brückenbau und Stützwände. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Wir haben ja eigentlich noch Glück“, meint Bernd Wieneck, „denn die alten Schätzchen sind vergleichsweise wirklich nachhaltig.“ Schließlich hätten diese Bauwerke bereits ein Jahrhundert überdauert und hätte sich hingegen so manche Brücke jüngeren Datums doch schon als wesentlich kurzlebiger erwiesen, so der TBV-Geschäftsbereichsleiter Tiefbau. Vor Eröffnung des Panorama-Radwegs habe man damals in erster Linie den Oberbau auf der ehemaligen Bahntrasse hergestellt.

Aufgabe für Restauratoren und Statiker

Die Ausschreibung für die Sanierung der Saubrücke soll im Frühjahr erfolgen. Dort müssten Restauratoren und Statiker ran, erklärt Kebsch. Man werde für die Arbeiten Spezialfirmen hinzuziehen. In den beiden Folgejahren stehen mehrere kleinere, mitunter jedoch aufwendige Beton- und Mauerwerkssanierungen auf der Agenda. Es folgen die – zum Teil ebenfalls denkmalgeschützten – Radwegbrücken Bogen Bismarck-/Friedrichstraße, Bismarckstraße, Bahnhofstraße/Ostumer Weg, Sieper Straße sowie Friedrich-/Friedrich-Ebert-Straße. Für 2032/2033 sind schließlich jeweils „noch einige kleinere Mauerwerks- und Betonsanierungen“ vorgesehen. Mittels der vorgenommenen Priorisierung versuchen die TBV, die Kosten möglichst gleichmäßig und planbar über die Jahre zu verteilen. Schließlich macht der gesamte Aufwand etwas mehr als vier Millionen Euro aus.

Plan ist nicht statisch

Für den Panorama-Radweg Niederbergbahn ist diese Brücke damals demontiert, anderen Ortes überholt und instandgesetzt und anschließend hier an der unteren Friedrichstraße wieder eingesetzt worden. Das war im Jahr 2011.
Für den Panorama-Radweg Niederbergbahn ist diese Brücke damals demontiert, anderen Ortes überholt und instandgesetzt und anschließend hier an der unteren Friedrichstraße wieder eingesetzt worden. Das war im Jahr 2011. © WAZ FotoPool | Uwe Möller

Allerdings sind die aufgeführten Kosten lediglich eine grobe Schätzung, „die erst während tiefergehenden Planungsstadien konkretisiert werden kann“, heißt es. Priorisierung und Ausmaß der Maßnahmen seien ein fortwährender Änderungsprozess. „Wenn Gravierendes auftritt, wird der Plan natürlich angepasst“, sagt die Bauingenieurin; das gelte z. B. auch für unerwartete Schadenserweiterungen.

Zustand regelmäßig auf dem Prüfstand

Aktuell haben die TBV insgesamt 71 Brücken, 98 Stützbauwerke und zwei Tunnel in der Unterhaltung. Diese werden in einem Rhythmus von drei Jahren entweder als Haupt- oder Einfachprüfung untersucht und auf Dauerhaftigkeit, Verkehr- und Standsicherheit gecheckt. Der Zustand wird nach Schulnoten von Eins bis Sechs bewertet. Für die Bauwerke im TBV-Zuständigkeitsbereich gilt im Schnitt eine 2,2. Ab vier besteht bereits „absolut dringender Handlungs- bzw. Sperrungsbedarf“. Das Durchschnittsalter der Bauwerke liegt bei etwa 60 Jahren.

Brücke hatte schnell ihren Namen weg

Der offizielle Name Eulenbachbrücke stammt vom Rinderbach, der das Tal durchfließt und regional eben auch Eulenbach genannt wird. Noch heute existiert dieser Name als Straßenname in Form von Uelenbeek.

Im Volksmund wurde die Brücke aber schon nach recht kurzer Zeit „Saubrücke“ genannt – nach einem 1965 abgerissenen Hof inmitten des genannten Tals, der „In der Sau“ hieß. Hierbei steht Sau für Sumpf.