Velbert. Bestimmte Bauwerke im Stadtgebiet von Velbert werden regelmäßig kontrolliert und instandgesetzt. Eine TBV-Kolonne hat deshalb dauernd Brückentage.

Marode und überlastete Autobahnbrücken, für deren Benutzung eine Tonnage-Begrenzung gilt, gibt’s ja hierzulande gleich mehrere. Sie bieten eine Menge Gesprächsstoff – doch gerät darüber aus dem Blick, dass bundesweit ein Großteil solcher Bauwerke in kommunaler Hand ist. Hier in Velbert gibt’s gleich 80 davon. Sie und auch die gut 100 Stützwände – darunter vor allem etliche alte Bruchsteinwände in Langenberg – gehören den Technischen Betrieben Velbert (TBV), denen die Stadt vor Jahren mal die Zuständigkeit für die Straßen übergeben hat. Ergo sind die TBV auch für die Unterhaltung und Sicherheit der Brücken verantwortlich.

Zweimal jährlich Sichtkontrollen

Diese Stahlbrücke in der unteren Friedrichstrasse ist vor mehr als zehn Jahren für den Bau des Panorama-Radwegs Niederbergbahn erst herausgehoben, dann komplett überholt und schließlich wieder eingesetzt worden.
Diese Stahlbrücke in der unteren Friedrichstrasse ist vor mehr als zehn Jahren für den Bau des Panorama-Radwegs Niederbergbahn erst herausgehoben, dann komplett überholt und schließlich wieder eingesetzt worden. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das Verfahren läuft zweigleisig. Da sind zunächst einmal die Sichtkontrollen, die Karl-Heinz Diederichs und Herbert Frischko turnusgemäß zweimal im Jahr machen. Die beiden Maurer sind schon etliche Jahre bei den TBV und bilden deren Bauwerkskolonne. Sie prüfen z. B. auf Risse, schauen nach Verformungen und Verschiebungen oder ob irgendwo Eisen hervorlugt, nehmen die Gehwege und Übergänge in den Blick, sehen nach den Auflagern der Widerlager – stets ist eine lange Liste abzuhaken.

Aufräumen nach der Überflutung

„Wir sind ständig am Ball“, versichert Diederichs. Die gemeinsame Einsatzbesprechung frühmorgens mit ihrer Chefin Swetlana Kebsch – sie ist Sachgebietsleiterin im TBV-Geschäftsbreich Brückenbau und Stützwände – ist erledigt. Jetzt geht’s rüber auf den TBV-Betriebshof, den Wagen vom Vortag entladen, ihn neu beladen und dann beginnt das Tagesprogramm: Fugen ausbessern und mit Hochdruck reinigen, Grünschnitt erledigen, bei Bedarf Geländer entrosten und streichen. In den letzten Tagen mussten Diederichs und Frischko infolge der Überflutungen vor allem aufgestautes Treibholz, Baumstämme und Äste beiseite schaffen sowie die Brücken obendrauf von Ästen und Schlamm reinigen.

Stand- und Verkehrssicherheit

Zwei Verluste durch das Hochwasser

Das Hochwasser vom 14./15. Juli hat eine Holzbrücke der TBV über den Deilbach in Höhe des Nizzabades stark beschädigt. Sie sollte eh durch eine Alubrücke ersetzt werden. Der dortige Weg ist gesperrt. Ersatz wird vermutlich noch dieses Jahr geschaffen.Zerstört ist außerdem auf Höhe von ehemals „Schmahl am Schmalen“ eine zweispurige Straßenbrücke über den Deilbach zwischen Langenberg und Hattingen. Das Wellblechprofil steht noch. Auch für dieses Bauwerk, das innen Korrosionsschäden hatte und dessen Widerlager jetzt auf einer Seite komplett ausgespült worden sind, war schon Ersatz ins Auge gefasst worden. Die TBV waren bereits mit der Stadt Hattingen im Gespräch und hatten schon einen ersten Termin mit dem Hersteller.Der Neubau hänge vor allem davon ab, meint Swetlana Kebsch, „wie schnell wir eine Firma kriegen“. Und der Ersatz müsse natürlich wirtschaftlich und nachhaltig sei. Die Bauzeit werde etwa ein halbes Jahr betragen.

Über die Sichtkontrollen hinaus lassen die TBV die Brücken alle drei Jahre einer Neben- und alle sechs Jahre einer Hauptprüfung nach DIN-Norm unterziehen. „Wir schreiben dafür um die 50 Bauwerke pro Jahr aus“, erzählt Swetlana Kebsch. Die Bau-Ingenieurin ist seit 2015 bei den Technischen Betrieben. Der für die Prüfung bestellte Bau-Ingenieur bzw. Bauwerksprüfer müsse z. B. etwaige Schäden in Augenschein nehmen, müsse auch „handnah“ abklopfen, Risse messen und nicht zuletzt Standsicherheit, Dauerhaftigkeit und Verkehrssicherheit fachmännisch beurteilen.

Ausreichend reicht nicht aus

Swetlana Kebsch ist Bau-Ingenieurin und Sachgebietsleiterin bei den TBV.
Swetlana Kebsch ist Bau-Ingenieurin und Sachgebietsleiterin bei den TBV. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Letztlich fertigt er einen Prüfbericht mit Empfehlungen und einer Bewertung nach Schulnoten an. „Ab Vier ist der Handlungsbedarf dringend“, erklärt Kebsch. Zehn Prozent der Brücken vor Ort stammten noch aus der Zeit vor 1920, der Großteil sei hingegen zwischen 1950 und 1990 gebaut worden. „Sie liegen alle in der Bewertung bei Zwei.“ Das habe jetzt auch das Hochwasser gezeigt, „sie haben fast alle gut standgehalten“.

Katalog mit Maßnahmen

Doch zurück zum Prüfbericht: Auf Grundlage seiner Empfehlungen und Bewertungen wird ein Maßnahmenkatalog erstellt, der wiederum maßgeblich das Arbeitsjahr der TBV-eigenen Kolonne bestimmt. Neubau-Projekte macht entweder ein externer Planer oder plant die Sachgebietsleiterin selbst. So wie zuletzt die Brücke Kreiersiepen und die Stützwand Donnerstraße oder aktuell die teilweise Aufhebung der Verrohrung des Hardenberger Bachs parallel zur Bernsaustraße.