Langenberg. Seit 30 Jahren ist Fred Manhold an der Grundschule Kuhstraße in Velbert. Er hat Spuren hinterlassen in seinem „zweiten Wohnzimmer“.
Der rote Lesesessel von Schulleiter Wolfgang Köhler dient als Thron, eine Krone gibt es auch und natürlich viel Applaus: Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und noch andere mehr haben in der Grundschule Kuhstraße ihrem Hausmeister Fred Manhold eine kleine Feier gewidmet. Schließlich ist der jetzt schon seit drei Jahrzehnten an der Schule.
„Da sind mir auch schon ein paar Kullertränchen über die Wange gelaufen“, sagt der so Geehrte ein paar Tage später lächelnd. „Es tut schon gut, wenn die ganze Arbeit gewürdigt wird.“ Und Arbeit steckt er viel in „seine“ Grundschule.
Schule ist „zweites Wohnzimmer“
„Ich lebe Schule“, sagt der 58-Jährige, „das ist praktisch mein zweites Wohnzimmer.“ Deswegen soll sie auch was hermachen. „Die Kinder sollen sich wohlfühlen und gerne herkommen, die Lehrer sollen sich wohlfühlen. Und ich mich auch, ich bin schließlich den ganzen Tag hier“, sagt er lachend.
Doch der Reihe nach: Denn bevor er an der Kuhstraße seinen Dienst aufnahm, hatte Fred Manhold schon einige Stationen hinter sich. „Ich komme aus einer Handwerkerfamilie“, erzählt er. Auch als jüngstes von sieben Kindern habe er mit anpacken müssen, „mein Vatter hat uns zu Handwerkern erzogen.“
Lehre als Zimmermann
Für ihn sei es also normal gewesen, immer zu arbeiten. Und so folgte dann auch die Berufswahl: Fred Manhold geht in die Lehre als Zimmermann. „Bin ich dann auch geworden und war stolz wie Oskar. Bin ich heute noch.“ Es folgt der Wehrdienst, und dann eine AB-Maßnahme beim Landschaftsverband. „Die Baubranche hat damals geschwächelt“, blickt er zurück.
Egal, denn wie er es von zu Hause aus gewohnt ist, hängt sich Fred Manhold „so richtig rein“. Das fällt auf und er bekommt einen Job bei der Stadt Velbert vermittelt – zunächst nur vertretungsweise, dann fest. „Sieben Jahre bin ich Unimog gefahren“, sagt er; er habe Winterdienst geschoben und Ascheplätze – heute spielen die Fußballer auf Kunstrasen – erneuert. In den Turnhallen flickt er die Weichbodenmatten oder näht ein Kissen der Stabhochspringer.
Stelle als Hausmeister frei geworden
„Aber nach sieben Jahren habe ich mich gefragt, ob das so weiter gehen soll“, erzählt Fred Manhold. Genau da tat sich eine Chance auf, die Stelle als Hausmeister an der Kuhstraße wurde frei. „Ich habe mich beworben und durchgesetzt. Das ist jetzt 30 Jahre her.“
Der Start, erinnert er sich, war holprig. „Ich war schüchtern und verschüchtert, hab mich kaum etwas getraut.“ Ein Glück, dass der damalige Schulleiter Klaus Wittpoth ihn unter seine Fittiche nahm. „Das ist mein Mentor, mein Ziehvater quasi“, sagt er. „Wir haben noch heute Kontakt und gehen manchmal zusammen essen.“
„Mach was draus“
Ein Herzensmensch sei Klaus Wittpoth für ihn – und er habe ihm direkt am Anfang einen Rat gegeben, den er bis heute befolge: „Er hat gesagt: Das ist jetzt Deine Schule, mach was draus. Es kann nur besser werden.“
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Und Fred Manhold hat was gemacht: In der Eingangshalle der Schule hat er eine kleine Bühne samt Technik eingerichtet. Er hat auf dem Schulhof den in Langenberg legendären Basketballkorb errichtet und sich auch die verschiedenen Atrien des Schulgebäudes vorgenommen.
Hausmeister hinterlässt Spuren
In einem steht eine große Vogelvoliere – ein Projekt, das aus der Not einer Lehrerin geboren wurde, die zwei Wellensittiche betreuen musste. In einem weiteren stehen Liegestühle und eine Hollywoodschaukel bereit. „Wir sind ja die ,Lesende Grundschule’ und dann können die Kinder auch mal unter freiem Himmel lesen.“
Der Ruhebereich im Kellergeschoss ist sein Werk, ebenso das frische Innenleben des Bauwagens im Schulgarten. „Ich werde in sämtliche Bauprojekte mit einbezogen“, sagt der Hausmeister, „und ich sehe zu, dass ich bei allen Gesprächen dabei bin.“ Gott sei Dank, fügt er an, seien er und Schulleiter Wolfgang Köhler ein eingespieltes Team. Auch die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern sei „toll“.
Familie hält Fred Manhold den Rücken frei
„Es hat in diesen 30 Jahren noch keinen Tag gegeben, an dem ich keine Lust auf die Arbeit gehabt hätte“, sagt Fred Manhold, der auch mal Überstunden schiebt, wenn ein Projekt noch nicht ganz fertig ist. Oder der auch mal in der Freizeit etwas für seine Schule bastelt.
Seine Familie unterstützt ihn dabei nach Kräften, „auch wenn die Kinder schonmal gesagt haben: Der Vatter ist bescheuert“, erzählt er lachend. Seine Frau wiederum sei in gewisser Weise froh, dass er so an der Einrichtung hänge: „,Dann weiß ich wenigstens , wo Du bist’, sagt sie: Entweder in der Schule oder bei den Tieren.“
Im Urlaub mal nicht erreichbar
Die Tiere – die sind Fred Manholds zweite Leidenschaft. Er züchtet Rassehühner und davon profitieren auch die Schülerinnen und Schüler [Die WAZ berichtete zum 150-jährigen Bestehen des Rassegeflügelzuchtvereins].
Nur ein Mal im Jahr ist Fred Manhold nicht zu erreichen: In der zweiten Hälfte der Sommerferien ist Jahresurlaub in Südtirol angesagt. Und dann ist die Schule für 18 Tage kein Thema. „Aber nach den drei Wochen“, sagt Fred Manhold, „da kribbelt es wieder.“ Dann werde es Zeit, dass er nach Hause fahre, um seine Schule weiter in Schuss zu halten.
Jäger und Sammler
Fred Manhold bezeichnet sich selbst lachend als „Jäger und Sammler“, ist er doch stets auf der Suche nach Material, das er für sich oder die Schule noch nutzen kann.
So ist er regelmäßig dabei, wenn in Velbert zum Beispiel alte Schulgebäude ausgeräumt werden. Aus der Sontumer Straße hat er so einen ganzen Satz Möbel mitnehmen können.
„So muss dann weniger Neues gekauft werden, das spart Schule und Stadt Geld“, sagt Fred Manhold – der für die Zukunft einen Wunsch hat: Wenn er mal in den Ruhestand gehen muss, dann würde er gerne in seinem Hausmeister-Haus wohnen bleiben.
„Dann kann ich dem neuen Hausmeister mal helfen, ich kann weitere Projekte mit den Schülerinnen und Schülern durchführen. Es wäre einfach schade, wenn ich das nicht mehr machen könnte.“