Langenberg. Seit 150 Jahren gibt es in Velbert-Langenberg den Rassegeflügelzuchtverein. Mittlerweile hat sich einiges geändert, nicht jeder ist mehr Züchter.

Nicht mehr ganz rund ist das Jubiläum, dass der Rassegeflügelzuchtverein Langenberg/Rheinland an diesem Wochenende feiert. Gegründet 1871 hätte die große Feier eigentlich schon letztes Jahr angestanden. Aber wie bei so Vielen kam auch dem Verein die Corona-Pandemie in den Weg.

Nun also 150 plus 1: An diesem Wochenende, 22. und 23. Oktober, dreht sich in der Turnhalle an der Donnerstraße 13 alles um das rassige Geflügel. Jeweils um 10 Uhr öffnen sich die Türen zur Schau, Samstag ist dann um 18 Uhr Schluss, Sonntag um 16 Uhr.

Brieftaubenfreunde scheren aus

Ein Strupphuhn. Wer Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Langenberg werden möchte, muss nicht zwingend selbst züchten, muss aber Rassegeflügel halten.
Ein Strupphuhn. Wer Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Langenberg werden möchte, muss nicht zwingend selbst züchten, muss aber Rassegeflügel halten. © RGZV Langenberg | Fred Manhold

Soweit die Gegenwart. 1871 schlossen sich in Langenberg Halter und Züchter jeglicher Geflügelart zusammen. doch der Start verlief holprig: Wegen völlig anders gelagerter Zielsetzungen und Wertungen machten sich die Brieftaubenfreunde schon ein Jahr später unter dem Namen „Fauna“ selbstständig. So hielten die Gründer zunächst neben diversen Tauben hauptsächlich robuste bergisch-westfälische Rassen.

Mittelstand und Adel machten dann daraus eine Liebhaberei – und natürlich prima Geschäfte. So wurde Leistung gefördert und es gab weiteren Auftrieb. Schon zur Jahrhundertwende bekam der Langenberger Verein personell und züchterisch immer mehr Oberwasser.

Weltkriege stoppen Vereinsleben

Beide Weltkriege unterbrachen zwar das Vereinsleben, jedoch fanden sich jeweils kurz nach dem Ende der Kriege immer wieder Züchter, die dem Verein neues Leben einhauchten. Heute schaut der Vorstand um Fred Manhold auf eine fast ununterbrochene Serie von weit mehr als 70 Lokalschauen zurück.

Und der Vorsitzende ist optimistisch, wenn es um die Zukunft des Vereins geht. Zwar gebe es derzeit nur drei Jungzüchter, „aber“, sagt er, „wir sehen vermehrt, dass junge Familien sich Geflügel anschaffen und auch zu uns in den Verein kommen.“ Diese Leute, berichtet er weiter, „halten sich Hühner, weil sie die Tiere schön finden. Die holen sich dann bei uns Anregungen auf den Ausstellungen.“

Weniger Züchter, dennoch neue Mitglieder

Es müssen nicht immer Hühner sein – auch Züchter von Zwergenten sind Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Langenberg.
Es müssen nicht immer Hühner sein – auch Züchter von Zwergenten sind Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Langenberg. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Zwar seien diese Neumitglieder in der Regel keine Züchter, „aber was nicht ist, kann ja noch werden“, sagt Fred Manhold lachend. Deswegen sei der Verein auch offen gegenüber solchen Anfragen. „Nur eine Bedingung muss erfüllt sein“, unterstreicht der Vorsitzende, „es muss sich um Rassegeflügel handeln.“ Und Züchter gebe es ja auch noch, „was wichtig ist, um die Arten zu erhalten.“

Der Verein

Der Rassegeflügelzuchtverein Langenberg ist einer der ältesten Vereine dieser Art im Umkreis und besteht zur Zeit aus 36 Mitgliedern, 33 Alt- und drei Jungzüchtern.

An jedem dritten Mittwoch im Monat (also auch jetzt am 19. Oktober) trifft man sich in geselliger Runde um 19 Uhr in der Gaststätte Alt Langenberg, Hellerstraße 15.

Über den Verein sind die Mitglieder, genauer gesagt natürlich ihre Tiere, auch bei einem Tierarzt angemeldet. „Was zum Beispiel ein Vorteil ist, wenn die Tiere geimpft werden müssen“, sagt Fred Manhold.

Kinder machen „Unterricht am Ei“

Der Vorsitzende der Rassegeflügelzüchter ist im Hauptberuf Schulhausmeister an der Kuhstraße – und auch dort kann er sich mit seinem Hobby einbringen. Sehr zur Freude der Schülerinnen und Schüler. Jedes Jahr bringt er nämlich Hühnereier mit und legt die in einen Brutkasten.

Ein weiblicher (l.) und ein männlicher Goldfasan: Bei der Werbeschau in der Turnhalle an der Donnerstraße gibt es viel zu sehen.
Ein weiblicher (l.) und ein männlicher Goldfasan: Bei der Werbeschau in der Turnhalle an der Donnerstraße gibt es viel zu sehen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„So können die Kinder beobachten, wie aus dem Ei neues Leben entsteht.“ Unterricht am Ei, sozusagen. Sobald die Tiere geschlüpft sind, kommen sie in Fred Manholds Garten. „Und auch da können die Kinder immer wieder vorbeischauen und gucken, wie es den Hühnern geht.“ Manche kämen sogar zu den – normalerweise – jährlich stattfindenden Ausstellungen, „die zeigen dann ihren Eltern, was sie bei mir gelernt haben“.

Wie es früher einmal war

Für ihn sei diese Aktion eine rundum schöne Sache, sagt Fred Manhold. „Ich kann den Kindern zeigen: Es gibt auch noch etwas anderes als Smartphone, Tablet oder Laptop – nämlich Natur.“ Und während die Kleinsten von ihm lernen, wie neues (Hühner-)Leben entsteht, lernt er noch einiges von den Ältesten.

„Wir haben auch viele Senioren als Besucher auf unseren Ausstellungen“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Die erzählen uns dann gerne von früher, aus ihrer Kindheit, als es selbstverständlich war, dass Familien zu Hause Geflügel gehalten haben.“

Weitere Informationen zum Verein gibt es auf www.rassegefluegel-langenberg.de.