Langenberg. Handpuppenshow und Buchlesung in einem – wie das geht, zeigte die Autorin Annette Haupt aus Velbert-Langenberg in der Grundschule Kuhstraße.

Die Kinder der ersten Klasse der Grundschule Kuhstraße sitzen auf dem Boden und auf Stühlen verteilt. Sie sind so nah wie möglich an Annette Haupt heran gerutscht und hören ihr aufmerksam zu. Die Autorin liest den Grundschülerinnen und Grundschülern aus ihrem Kinderbuch „Der verlorene Comic“ vor. Mit von der Partie ist die Handpuppe einer der Hauptfiguren – Graupapagei Edgar.

„Sitzen alle gemütlich?“, fragt Annette Haupt in die Runde, bevor sie anfängt zu lesen. Nach allgemeiner Zustimmung geht es auch schon los. Normalerweise schreibt Annette Haupt keine Kinderbücher sondern Drehbücher. Genau genommen Drehbücher für die Theatergruppe „Kuhstall“ aus Langenberg.

Kinderbuch statt Drehbuch

Annette Haupt hatte zur Lesung an der Grundschule Kuhstraße in Velbert-Langenberg (nicht nur) den Graupapagei Edgar als Handpuppe mitgebracht – sehr zur Freude der Kinder.
Annette Haupt hatte zur Lesung an der Grundschule Kuhstraße in Velbert-Langenberg (nicht nur) den Graupapagei Edgar als Handpuppe mitgebracht – sehr zur Freude der Kinder. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Aber dann kam Corona“, sagt die Autorin. Während der Pandemie habe sie keine Drehbücher schreiben können, weil es auch keine Auftritte gegeben habe. Not mache aber erfinderisch – so auch in diesem Fall.

Das Lesen sei bei den Kindern durch Corona nach hinten gerückt, sagt die Autorin. „Die Leseförderung war im Lockdown äußerst problematisch für Kinder.“ Aus dem Grund wolle sie nun das Lesen vermehrt auf spielerische Art und Weise fördern.

Graupapagei und Taube

Darum ist Handpuppe Edgar auch stets bei den Lesungen der Autorin dabei. Der Graupapagei und seine Freundin, Taube Guuhdruuhn, die ebenfalls mit zur Kuhstraße gereist ist, spielen wichtige Rollen im Buch. Und eine wichtige Rolle spielt Edgar auch bei der Lesung in der Grundschule.

Die Erstklässler sind begeistert von ihm. Elisa (6) findet: „Edgar ist total lustig, aber auch ein bisschen frech.“„Es ist einfach etwas anderes, wenn man etwas bildlich zeigt“, sagt die schauspielerfahrene Autorin. Bei normalen Lesungen schweife die Konzentration der Kinder nach einer gewissen Zeit ab. „Durch die Interaktion mit Graupapagei Edgar sind die Kinder viel aufmerksamer“, hat Annette Haupt festgestellt.

Bilder zum Ausmalen im Buch versteckt

„Schimpft mal alle mit dem Zeigefinger“, sagt die Autorin zu den Grundschülern. Daraufhin wackeln um die 30 Kinderfinger wild in der Luft hin und her. Zum Selber aktiv werden ruft Annette Haupt nicht nur in ihren Lesungen auf, sondern auch in ihrem Buch. Darin verstecken sich nämlich einige illustrierte Comics zum selber ausmalen.

Wer die Kinderbücher von Annette Haupt bei Peter Kape kauft, bekommt immer auch ein paar Buntstifte dazu – (aus-)malen ist ausdrücklich gestattet.
Wer die Kinderbücher von Annette Haupt bei Peter Kape kauft, bekommt immer auch ein paar Buntstifte dazu – (aus-)malen ist ausdrücklich gestattet. © Sascha Döring

Das habe ein ganz bestimmten Grund, sagt die Autorin: „Meine Mama hat mir als Kind immer gesagt: ,Nicht reinkrickeln in die Bücher’“ – das habe sie immer „total blöd“ gefunden. Damit die Kinder aber auch wirklich zu den Stiften greifen beim Lesen, gebe es beim Kauf eines Buches in der Buchhandlung Kape immer ein paar Buntstifte dazu.

Regelmäßige Lesungen an der Kuhstraße

Aber nicht nur Annette Haupt ist zur Gast bei den Lesestunden der Grundschule Kuhstraße. „Wir haben regelmäßig Autoren hier“, sagt Schulleiter Wolfgang Köhler. Solche Autorenlesungen wecken seiner Erfahrung nach das Interesse am Buch bei den Kindern, helfen aber auch generell die Schülerinnen und Schüler für das Lesen zu sensibilisieren.

„Wir üben mit den Schülern das präsentieren eines Buches und das Gestalten eines Lesevortrags“, sagt Wolfgang Köhler. Die Autoren seien den Kinder also ein gutes Vorbild.

Veranstaltung für ukrainische Kinder

Nach der Lesung sagt Magô (6) aus der 1b: „Jetzt möchte ich gerne wissen, wie es weiter geht“. Auch Klassenkameradin Helena (6) sagt, sie wolle das Buch gerne weiterlesen. Die sechsjährige Milla findet: „Die Lesestunde heute mit Edgar war besonders lustig“.

Aber nicht nur für die Klasse von Milla war die Lesestunde am Mittwoch besonders, sondern auch für die ukrainischen Kinder. Denn: „Zeitgleich fand heute die allererste Lesestunde für die ukrainischen Kinder auf Russisch statt“, sagt Wolfgang Köhler erfreut.

Studie: Lesekompetenz lässt nach

Eine Studie des Instituts für Schulentwicklungsforschung der Universität Dortmund (IFS hat sich mit der Lesekompetenz von Grundschülerinnen und -schülern beschäftigt.

Ein Ergebnis: Die vierten Klassen 2021 weisen eine „substanziell geringere“ Lesekompetenz auf, als die Viertklässler im Vergleichsjahr 2016.

Und der Anteil der starken und sehr starken Leser sank von 44 Prozent (2016) auf 37 Prozent. Im Durchschnitt, so die Forschenden, fehle den Grundschülerinnen und -schülern ein halbes Schuljahr.