Velbert. Nach dem Europadiplom vor zwei Jahren hat der Europarat der Stadt Velbert nun auch seine dritthöchste Auszeichnung, die Ehrenfahne, verliehen.
Wenn über Europa gesprochen wird, dann fallen oft vermeintliche Phrasen. Dann ist häufig von einer Gemeinschaft die Rede, von Frieden, von Chancen und Möglichkeiten. Auch in Velbert – seit 2017 europaaktive Kommune – wird viel über Europa geredet, zuletzt bei der Europawoche im Sommer, die unter dem Motto „Talking about Europe“ stand.
In Velbert bleibt es aber nicht beim Reden – erst recht nicht bei Phrasen. Es gibt enge Verbindungen zu den Partnerstädten Châtellerault in Frankreich, Corby in England, Igoumenitsa in Griechenland, Podujeva im Kosovo und Morąg in Polen. Darüber hinaus bestehen beispielsweise am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) als Europaschule mit bilingualem Zweig projektorientierte Partnerschaften und Austauschprogramme mit verschiedenen Schulen im europäischen Ausland. So sind ganz aktuell auch Schüler aus Italien und Polen in Velbert.
Christian Petry lobt das Engagement der Stadt und der Schulen in Velbert
Die vielfältigen Europa-Aktivitäten in Velbert werden auch vom Europarat – Europas führender Organisation für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg – seit längerer Zeit wohlwollend verfolgt, wie Christian Petry, europapolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied der parlamentarischen Versammlung des Europarates, am Donnerstag berichten konnte. Bei seinem Besuch in Velbert hatte er aber noch mehr als wohlwollende Worte im Gepäck. Er überreichte Bürgermeister Dirk Lukrafka und Schulleiterin Gabriele Commandeur die Ehrenfahne des Europarates – und damit die dritthöchste Auszeichnung, die der Europarat vergibt.
Velbert hat sich um die Förderung des europäischen Gedankens verdient gemacht
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Mit der Ehrenfahne werden – ungeachtet ihrer Größe und Einwohnerzahl – von einer Jury Städte und Gemeinden, ausgezeichnet, die sich um die Förderung des europäischen Gedankens besonders verdient gemacht haben. Die jetzige Auszeichnung ist quasi die Steigerung des Europa-Diploms, das Velbert vor zwei Jahren vom Europarat verliehen wurde.
Nur etwa 20 Städte pro Jahr in ganz Europa erhalten die Ehrenfahne des Europarates
Die Ehrenfahne werde pro Jahr nur an etwa 20 Städte in ganz Europa verliehen, erläuterte Cristian Petry die hohe Bedeutung. Die nächste Stufe sei dann die Europaplakette und die höchste Auszeichnung der Europapreis, der in diesem Jahr an die türkische Stadt Izmir ging.
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„Hier in Velbert wird der europäische Gedanke mit Leben gefüllt“, so Petry in seiner Laudatio. Das sei keine Selbstverständlichkeit. Vor allem das Engagement junger Menschen in Velbert sei beachtlich, so das Europaratsmitglied weiter. Es sei gigantisch, was am GSG für ein Programm an den Tag gelegt werde. Und gerade im derzeit schwierigen politischen Umfeld sei es wichtig, den europäischen Gedanken immer wieder nach vorne zu bringen.
Petra Kammerevert motiviert Schüler: Chancen, die Europa bietet, nutzen
In einer Videobotschaft gratulierte auch Petra Kammerevert, Mitglied des Europaparlaments. zu der „verdienten Auszeichnung“. Sie motivierte vor allem die anwesenden Schülerinnen und Schüler, aktiv zu schauen, was Europa für Möglichkeiten biete. Das Erasmus-plus-Programm und die Aktion „DiscoverEU“, durch die ausgewählte Bewerber kostenlos mit dem Zug Europa bereisen können, seien nur zwei Beispiele. „Habt Mut – nutzt die Chancen für euch“, so Kammerevert. Aus Begegnungen könnten Verständnis und sogar Freundschaften entstehen – etwas, was man weder kaufen könne noch von der Politik angeordnet werden könne.
Lukrafka: Aufeinander zugehen trägt zum Frieden in Europa bei
Bürgermeister Dirk Lukrafka sieht das ähnlich: Aufeinander zugehen, das trage zum Frieden bei – und Europa biete so viel. Das müsse man nicht nutzen – „aber man kann es“, so Lukrafka, der sich sichtlich über die Auszeichnung freute und ankündigte, dass die Ehrenfahne einen Platz im Ratssaal erhalten werde. „Die Einheit Europas war ein Traum von Wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für Viele“, zitierte der Bürgermeister Konrad Adenauer, der diese Worte 1954 sprach. Heute – 68 Jahre später – sei Europa wichtiger denn je, so Lukrafka. Und so ist es aus seiner Sicht auch wichtig und richtig, die Kontakte zu Partnerstädten sowie Partnerschulen zu pflegen und mit Leben zu füllen. Zwar könne man mittlerweile in aller Welt Urlaub machen – im Rahmen eines Austausches lerne man Länder und ihre Bewohner aber ganz anders und viel intensiver kennen. Man wachse zusammen und das Verständnis füreinander werde größer.
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Wie das in der Praxis aussieht, konnten die Gäste in der GSG-Aula in den anschließenden Wortbeiträgen der Schüler erleben: Sie erzählten, was Europa für sie bedeutet. Und obwohl auch hier die Begriffe „Heimat“, „Sicherheit“, „Zuhause“ und „Zukunftschancen“ fielen, waren es definitiv keine Phrasen.
>>> Der Europarat
Der Europarat – englisch Council of Europe, französisch Conseil de l’Europe – ist eine am 5. Mai 1949 gegründete europäische internationale Organisation.
Der Europarat bezeichnet sich selbst als Hüter von Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Demokratie. Auch der Internationale Gerichtshof für Menschenrechte ist Teil des Europarates.
46 Mitgliedsstaaten gehören dem Europarat an, Russland wurde die Mitgliedschaft entzogen.