Velbert-Mitte. . In drei Wochen findet die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Am Velberter Geschwister-Scholl-Gymnasium stellten sich Politiker.

„Im Alltag begegnet man diesen Politikern ja eher selten“, fasst Anna zusammen. Die 16-jährige Schülerin hat gerade zwei Stunden lang in der Aula des Geschwister-Scholl-Gymnasiums gesessen – und zugehört. Denn auf der Bühne saßen neben der Sprecherin des Velberter Jugendparlaments drei Politikerinnen und Politiker, die ins nächste Europaparlament möchten: Uwe Pakendorf von der CDU, Petra Kammerevert von der SPD (seit 2009 im Europaparlament) und Jonathan Lessing von YES, einer europaweiten Initiative junger Leute.

„Ein Signal, das wir begreifen müssen“

Uwe Pakendorf tritt für die CDU an. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer eines Sportverbandes und kommt aus Rösrath.
Uwe Pakendorf tritt für die CDU an. Der 40-Jährige ist Geschäftsführer eines Sportverbandes und kommt aus Rösrath. © Sascha Döring

„Diese Leute haben eine Vorbildfunktion für uns“, fährt die Schülerin fort. „Deswegen ist es gut, deren Meinung zu hören.“ Und die gab es ganz besonders zu zwei Themenschwerpunkten: Umwelt- und Flüchtlingspolitik.

Alle vier Diskutanten etwa nannten die Freitagsdemos der „Fridays for Future“-Bewegung ein gutes Zeichen, dass „Jugend

Petra Kammerevert sitzt seit 2009 für die SPD im Europäischen Parlament. Seit zweieinhalb Jahren ist die 52-Jährige Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung.
Petra Kammerevert sitzt seit 2009 für die SPD im Europäischen Parlament. Seit zweieinhalb Jahren ist die 52-Jährige Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Bildung. © Sascha Döring

politisch ist und immer war“. Für Uwe Pakendorf sind die Proteste „ein Signal, das wir begreifen müssen und uns viel mehr engagieren“. Petra Kammerevert verwies auf Richtlinien, die das EU-Parlament bereits verabschiedet hat und sprach sich dafür aus Anreize zu setzen, umweltbewusst zu leben. Jonathan Lessing plädierte dafür, dass Umwelt- und Energiepolitik künftig auf EU- und nicht auf nationaler Ebene angesiedelt sein sollten.

„Thema Umwelt hat eine ungeheure Bedeutung“

„Für uns hat das Thema Umwelt eine ungeheure Bedeutung“, stellt Anna fest – für die CDU-Kandidat Uwe Pakendorf „die Fragen sehr gut beantwortet hat. Er hat viele gute Argumente genannt“. Zwar habe auch Petra Kammerevert sehr ausführlich geantwortet, „aber mich hat gestört, dass sie auf der Bühne schon die Bemerkungen der anderen kommentiert hat. Das hat mich ein bisschen raus gebracht“. [Anmerkung der Redaktion: Sie hat die anderen ausreden lassen, aber ab und an ihren Nebenleuten Bemerkungen zugeraunt.]

Schüler fragen nach Reform der Dublin-Abkommen

Jonathan Lessing ist Mitbegründer der europaweiten Initiative YES. Der 23-Jährige lebt in Düsseldorf und arbeitet bei einer Bank.
Jonathan Lessing ist Mitbegründer der europaweiten Initiative YES. Der 23-Jährige lebt in Düsseldorf und arbeitet bei einer Bank. © Sascha Döring

Zweiter Schwerpunkt war die Flüchtlingspolitik, hier besonders die Dublin-Abkommen. Ob es eine Reform geben werde, wollten die Moderatoren, Jeroen Haak und Jonathan Gemerski, wissen. Dominika Barsczak vom Velberter Jugendparlament sprach sich für eine Quotenregelung zur Aufnahme von Flüchtlingen aus und stellte fest: „Wer die Vorteile der EU

Dominika Barsczak ist Sprecherin des Velberter Jugendparlaments. Die 18-Jährige macht gerade am GSG ihr Abitur.
Dominika Barsczak ist Sprecherin des Velberter Jugendparlaments. Die 18-Jährige macht gerade am GSG ihr Abitur. © Sascha Döring

genießt, darf sich bei sowas nicht herausziehen.“

Der Vertreter der YES-Initiative, Jonathan Lessing, – YES steht für Young European Spirit – sprach sich für ein Europa der zwei Geschwindigkeiten aus, denn: „Unter den aktuellen Bedingungen sehe ich nicht die Voraussetzungen gegeben, dass sich etwas ändern wird.“

„Schönwetterverordnung“

Petra Kammerevert ging noch einen Schritt weiter und nannte Dublin eine „Schönwetterverordnung“. Es mangele jedoch an europäischer Solidarität, um etwa die Mittelmeerländer zu entlasten. Das Parlament habe diese Solidarität regelmäßig eingefordert, auch schon vor 2015. Aber: „Die

Blick in die Aula: Interessiert verfolgten die Oberstufenschüler die Diskussion auf der Bühne.
Blick in die Aula: Interessiert verfolgten die Oberstufenschüler die Diskussion auf der Bühne. © Sascha Döring

Mitgliedstaaten sind das Problem, auch Deutschland tritt eher als Bremser auf“, bemängelte die SPD-Politikerin. Uwe Pakendorf kritisierte in dem Zusammenhang die „Rosinenpickerei“ einiger Mitgliedstaaten und sprach sich ebenfalls für eine Quotenregelung aus.


Optimistischer Blick in die Zukunft

Optimistisch blickte Dominika Barsczak am Ende in die Zukunft: „Ich denke, wir jungen Leute können den Ausschlag geben und wir werden auch dafür sorgen, dass sich etwas ändert.“ Das sehen auch Anna und Mitschülerin Leni (17) so – die allerdings etwas vermissten: „Es wäre schön gewesen, wenn ein Vertreter der AfD da gewesen wäre“, sagt Leni. „Denn die sehen ja Vieles anders und ich hätte da einige Fragen gehabt.“

>> GEWÄHLT WIRD AM 26. MAI

  • Vom 23. bis 26. Mai wählen die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union zum neunten Mal das Europäische Parlament. In Deutschland wird am Sonntag, 26. Mai, gewählt.
  • Die Zeitspanne erstreckt sich grundsätzlich auf einen für alle Mitgliedstaaten gleichen Zeitraum von Donnerstag bis Sonntag, um zu gewährleisten, dass die verschiedenen Wahltraditionen in den Mitgliedstaaten beibehalten werden können.
  • Die Wahlen zum Europäischen Parlament finden alle fünf Jahre statt. Weitere Informationen auf www.bundeswahlleiter.de/europawahlen/2019.html.