Langenberg. Werke aus dem Jahr 1783 brachte das Bürgerhausorchester in Velbert-Langenberg zur Aufführung. Besonderen Anklang beim Publikum fand eine Solistin
Für die Qualität eines Weines ist der Jahrgang von entscheidender Bedeutung, aber dass man diese Art der Bewertung ebenso auf die Ergebnisse musikalischer Erfindungen übertragen kann, auf Kompositionen also, welche zu einem gewissen Zeitpunkt entstanden sind, ist neu, doch gar nicht so abwegig.
Das Velberter Bürgerhausorchester „Collegium musicum“ jedenfalls hat sich bei der Werkauswahl für sein jüngstes Kammerkonzert im Langenberger Bürgerhaus von diesem Gedanken leiten lassen und hatte drei musikalische Schätze mit engem Bezug zum Jahr 1783 gefunden. (Wein aus jener Zeit würde aber heute wohl kaum noch zu probieren sein.) So entstand das Motto des Abends „1783 - ein guter Jahrgang“.
Orchester präsentiert „musikalische Edelsteine“
Nun, Edelsteine waren es wirklich, die dort erklangen, und man konnte an ihnen Gefallen haben: Michael Haydns Sinfonie Nr. 25, Carl Ditters von Dittersdorfs Sinfonie Nr. 3 (nach Versen des Ovid) „Die Verwandlung Actaeons in einen Hirsch“ und W. A. Mozarts bezauberndes Klavierkonzert Nr. 11 F-Dur, KV 413, was im Mittelpunkt des Abends stand und durch die noch außergewöhnlich junge Wuppertaler Pianistin Hanako Schatz zu einer besonderen Überraschung werden sollte.
Die Orchesterleitung lag diesmal in Händen von Klaus Saeger, der kurzfristig für den erkrankten Claus Tinnes eingesprungen war. Unüberhörbar, wie sehr die Musik an diesem Abend vom Geist der Jagd inspiriert daherkam und somit ein wenig auf den Herbst anspielte.
Mozart adelte Haydns Sinfonie durch ein Vorwort
Das gut disponierte und ebenso motivierte Orchester – verstärkt durch Blasinstrumente – fühlte sich in Haydns Sinfonie sichtlich wohl, übrigens ein Werk, das der 1783 in Linz weilende Mozart durch eine von ihm selbst verfasste Einleitung adelte. Wieder einmal nahm er sich auch hiermit in unterstützender Weise des Kollegen an, der Zeit seines Lebens im Schatten seines berühmten Bruders Joseph gestanden hatte. Das Finale mit der Jagdthematik geriet überzeugend; ein vitales Stück Programm-Musik mit allen Merkmalen klassischer Ausgeglichenheit.
Herausfordernde Jagd-Sinfonie
Hochgradig herausfordernd für alle Beteiligten gab sich die Jagd-Sinfonie Dittersdorfs mit ihren äußerst eigenwilligen Charakterzügen in Fragen des Tempos, des Rhythmus sowie der Darstellung ihrer literarischen Vorlage aus Ovids „Metamorphosen“, wobei es galt, den Mythos vom griechischen Helden Actaeon erkennbar werden zu lassen, der von Göttin Artemis, weil er sie heimlich beim Baden beobachtet hatte, in einen Hirsch verwandelt wurde, um dann tragischerweise von seinen eigenen Hunden zerrissen zu werden.
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Sehr dezidiert und entschlossen formte Klaus Saeger das mitunter hochdramatische Geschehen, und er konnte dabei stets auf seine Musikerinnen und Musiker zählen. War es nun die Jagdstimmung, die das Orchester entfachte, die wunderbare Schäfer-Romantik des Flötenspiels im 2. Satz oder die hochdramatische Szene mit dem Tod Actaeons im Finale? Allesamt bühnenreife Stationen, bei denen der Rezensent es nicht leicht hatte, welcher er die meiste Anerkennung zollen sollte. Schon erstaunlich, was dieses Ensemble zu leisten vermag.
Junge Solistin begeister das Publikum
Im Mittelpunkt des Abends stand Mozarts Klavierkonzert F-Dur KV 413 mit der jungen Wuppertaler Solistin Hanako Schatz. Die erst 13-jährige Pianistin überzeugte inzwischen bei vielen Auftritten sowie als Gewinnerin mehrerer Wettbewerbe durch ihr großes Talent. Zur Zeit studiert sie an der Robert Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf bei Prof. Eisner-Smirnova.
Hanako Schatz’ Mozart kam in sehr ausgewogener Weise daher, mitunter jedoch auch zupackend und kraftvoll in seiner Aussage, wenn angebracht. Ihr großes technisches Potenzial konnte sie im makellos beherrschten, reichlich vorhandenen Passagenwerk präsentieren. Eine Freude, dieser jungen Dame im unvergleichlich gesanglichen „Larghetto“ des 2. Satzes zuzuhören, einem Konzertsatz mit dem gehobenen Anspruch an die künstlerische Reife eines Interpreten, denn hier geht es nicht allein um die Kantabilität, sondern die Intimität des Ganzen muss eine passende Ausdrucksform erreichen.
Mit großem Applaus dankte das Publikum für die beachtliche künstlerische Leistung. Resümierend betrachtet bewies der interessant gestaltete Konzertabend, zu welch schönen Kulturbeiträgen die örtliche Musikszene in der Lage ist.
Hanako Schatz
Die Pianistin Hanako Schatz wurde 2009 in Wuppertal geboren. Sie erhielt bereits mit vier Jahren Klavierunterricht bei ihrem Vater. Mit fünf setzte Hanako die Klavierausbildung im Koyama Klavierstudio in Meerbusch fort.
Im Herbst 2015 gewann sie den 2. Preis beim Steinway Klavierspielwettbewerb in Hamburg, im Frühjahr 2016 den 1. Preis beim Mendelssohn-Wettbewerb in Frankfurt, 2017 errang sie den ersten Platz beim Regionalwettbewerb„Jugend musiziert”.
Im Mai 2017 ging Hanako Schatz als Jungstudentin an die Robert Schumann Musikhochschule Düsseldorf in die Klasse von Prof. Lisa Eisner-Smirnova.