Neviges. Die Stadtkirche ist ein Juwel im Herzen der Altstadt. Dass sich ein Besuch lohnt, zeigt ein neuer Flyer der evangelischen Gemeinde.

Elfie Backhaus singt seit Jahrzehnten im Kirchenchor, letztes Jahr feierte sie Diamantene Konfirmation. Und ja, die Stadtkirche, die sei auch ein bisschen ihr Zuhause. Daher war die Freude groß, als sie als einerder ersten die neue Informations-Broschüre über die Stadtkirche in den Händen hielt. "Ich hab ein bisschen geblättert, hab mich so gefreut. Die ist so toll geworden, da hab ich gleich Britta angerufen", sagt die 75-Jährige noch immer ganz begeistert. Britta, das ist Dr. Britta Burkhardt, von Haus aus Bio-Chemikerin, engagiertes Gemeindemitglied und eine Frau der Tat. Angesichts des alten, ziemlich in die Jahre gekommenen Kirchen-Flyers hatte sie kurzerhand entschieden: Da muss was Neues, Moderneres her. Sie möchten keine Nachrichten aus Neviges, Langenberg und Velbert verpassen? Dann abonnieren Sie einfach unseren Newsletter.

Kurzweilig und informativ

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf zwölf Seiten erfährt der Leser sehr kurzweilig und informativ Wissenswertes zur Architektur und Geschichte der Kirche. Er liest, warum die Orgel 1953 gründlich umgebaut wurde, wie die Kirchenglocken genau funktionieren und was es mit der Inschrift der neuen Glocke auf sich hat - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und er erfährt auf der ersten Seite, warum die Gemeinde 2020 das Jubiläum "800 Jahre Kirche in Neviges" so gern richtig groß gefeiert hätte, was Corona nicht zuließ.

Erste Erwähnung 1220

Im Jahr 1220 wird am heutigen Standort der Stadtkirche im Zusammenhang mit der Stiftung einer Priesterbruderschaft auch eine größere Kapelle erwähnt. Sie war eine Eigenkirche der Familie des Grafen zu Hardenberg am "Hoffs zo Neeveeghis". Der Vorläuferbau der heutigen Stadtkirche, so ist zu lesen, entstand im späten 14. Jahrhundert. Noch heute sei der spätgotische Stil an Säulenfundamenten und Bogenresten zu erkennen. Wie der Grundriss im Jahr 1695 aussah, kann man im Staatsarchiv Münster einsehen - oder in der neuen Broschüre. Im Staatsarchiv hat Britta Burkhardt nämlich so manche Stunde ihrer Freizeit verbracht.

Prunkvolle Kanzel

"Ja, ich hab ungefähr sechs Monate lang Quellen studiert, mir machte das Recherchieren zunehmend Spaß, ich hinterfrage auch gern Dinge", sagt die Naturwissenschaftlerin, die ihre Liebe zur Geschichte vom Vater geerbt hat. Als wichtige Grundlage dienten ihr unter anderem das Buch "Velbert - Geschichte dreier Städte" und der Rheinische Städteatlas. Eine "ganz tolle Quelle", so Britta Burkhardt, seien auch die Gespräche mit Marlies Köller gewesen, einer über 90 Jahre alten Dame, die am Kirchplatz aufgewachsen ist und noch immer hier wohnt. Was die Broschüre auszeichnet: Hier werden nicht nur Fakten wieder gegeben, sondern es geht auch in die Tiefe. So wird die prunkvolle Rokoko-Kanzel, das Herz der Stadtkirche, ebenso unter die Lupe genommen wie die Kirchenbänke. Das alles unterhaltsam und kurzweilig, man bekommt direkt Lust, sich die Kirche mit dem Flyer in der Hand genauer anzuschauen.

Fotos auch selbst geschossen

Großen Wert legte Britta Burkhardt, die bei ihren Arbeiten von Küsterin Birgit Dywicki und Presbyter Jörg Sindt unterstützt wurde, auf die Auswahl der Fotos. Zum Teil hat sie selbst fotografiert, zum Teil stammen die Bilder aus dem Fundus eines von der Gemeinde engagierten Fotografen.

Die Broschüre liegt aus im Gemeindehaus, Siebeneicker Straße, sowie in der Stadtkirche. Das Gotteshaus ist im Rahmen der Aktion "offene Kirche" im Februar täglich von montags bis freitags von 16.30 bis 19.30 Uhr geöffnet, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 16 Uhr.