Velbert. Derzeit gibt es oft lange Wartezeiten an der Kundenservice-Hotline der Stadtwerke Velbert. Der Stadtwerke-Chef nennt Gründe und Alternativen.
Wer dieser Tage versucht, die Stadtwerke Velbert zu erreichen, braucht oft viel Geduld. Mehrere WAZ-Leser berichteten von langen Wartezeiten in der Kundenservice-Hotline und von Mails, die mehrere Wochen lang nicht beantwortet wurden.
Dass es sich dabei nicht nur um Einzelfälle handelt, räumt Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Freitag ein. Die Zahl der Kundenkontakte habe sich im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht. Aktuell erreichen den telefonischen Kundenservice laut Freitag 10.000 Anrufe pro Monat – also rund 500 pro Arbeitstag. Hinzu kommen monatlich rund 3000 schriftliche Kontakte.
Hohes Aufkommen an Anrufen und Mails: Stadtwerke Velbert arbeiten am Limit
Damit habe man ein „historisch hohes“ Anfrage-Aufkommen erreicht, sagt Stefan Freitag – und sei damit trotz der Hinzuziehung eines externen Dienstleisters am Limit angekommen.
Corona und gestiegene psychische Belastung: Viele Mitarbeiter sind krank
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Hinzu komme, so Freitag weiter, ein ebenfalls historisch hoher Krankenstand. „Wir sind mittlerweile froh, wenn die Hälfte der Mannschaft im Kundenservice anwesend ist.“ Neben Corona mit derzeit wieder stark steigenden Infektionszahlen spiele vermutlich – die Vermutung liegt laut Freitag nahe – „auch eine gestiegene psychische Belastung“ eine Rolle. „Wenn neun von zehn Kundenkontakten negativ sind, dann macht das, trotz aller Schulungen, etwas mit unseren Mitarbeitern“, so der Geschäftsführer.
Pöbeleien und Beleidigungen sind für die Stadtwerke Velbert inakzeptabel
Was Freitag nicht akzeptieren kann und will: Immer wieder werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke angeschrien oder beleidigt. Das dürfe – bei aller Anspannung oder Verzweiflung der Kunden in der für alle schwierigen Situation – nicht passieren. „Am anderen Ende der Leitung sitzen Menschen, die nichts für die aktuelle Situation können.“
Kundencenter der Stadtwerke Velbert ist wieder montags bis freitags geöffnet
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Froh ist Stefan Freitag, dass das Stadtwerke-Kundencenter an der Friedrichstraße 168 endlich wieder an fünf Tagen pro Woche – montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr – geöffnet ist. Das sei eine Alternative zum Telefon, so Freitag. Ansonsten empfiehlt er, ein Kundenkonto „Meine Stadtwerke“ auf der Homepage der Stadtwerke anzulegen: „Viele Anliegen können dort online ohne Wartezeiten abgewickelt werden“, so Freitag.
Strom und Gas: Viele Preisvergleiche hinken
Dass die Kunden derzeit einen hohen Beratungsbedarf haben, kann Freitag verstehen: „Viele sind verunsichert, weil der Energiemarkt derzeit sehr unübersichtlich ist.“ Dazu tragen aus Freitags Sicht auch im Internet oder in Zeitungen veröffentlichte Preisvergleiche bei, „in denen dann Äpfel und Birnen verglichen“ werden. Preisvergleiche seien derzeit noch schwieriger als ohnehin schon – beispielsweise auch, weil es keine festen Termine für Preisanpassungen gebe. „Das kalkuliert jeder Versorger für sich.“ Und wenn dann auch noch Grundversorgungstarife mit Sonderversorgungstarifen verglichen würden, gehe es endgültig durcheinander.
„Was ich aber – Stand heute – versprechen kann“, so Freitag, „es gibt derzeit keinen günstigeren Anbieter für Neukunden aus Velbert als die Stadtwerke.“ Das gelte für Strom wie für Gas.
Viele Kunden sind in Strom- und Gasbert-Tarife gewechselt
Der Empfehlung der Stadtwerke, von der Grundversorgung in einen der günstigeren Sonderversorgungstarife (Strombert und Gasbert) zu wechseln, sind laut Freitag bereits 30 Prozent der in Frage kommenden Kunden gefolgt.
Kippen der Gasbeschaffungsumlage: Ärgerliches Timing
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Als „ärgerliches Timing“ bezeichnet es der Stadtwerke-Chef indes, dass nach den langen politischen Diskussionen um die Gasbeschaffungsumlage diese ausgerechnet wenige Tage nach dem Versand der Stadtwerke-Post zu den geplanten Preiserhöhungen gekippt wurde. Damit waren die in den Schreiben genannten Zahlen samt Berechnungsgrundlage teilweise bereits beim Öffnen des Briefes nicht mehr aktuell. „Das hat natürlich zusätzliche Verwirrung gestiftet“, weiß Freitag und betont, dass die Stadtwerke die weggefallene Umlage natürlich aus den Tarifen herausrechnen.
Auf die Abschläge, die von den Kunden bezahlt werden, habe dies keine Auswirkungen. Diese werden jeweils mit der Jahresrechnung neu kalkuliert oder können auch von den Kunden individuell angepasst werden – „was wir aufgrund der aktuellen Marktsituation weiterhin empfehlen“.
Ob die Velberter Strom und Gas sparen, muss sich noch zeigen
Ob die Velberter ob des entsprechenden Appells und der hohen Preise tatsächlich Energie sparen, kann Stefan Freitag noch nicht mit Gewissheit sagen: „Wir hatten einen überdurchschnittlich warmen September und Oktober – dass der Gasverbrauch da dann geringer als in den Vorjahren ist, liegt in der Natur der Sache.“ Beim Strom gebe es bisher „keine erkennbaren Effekte“, so Freitag weiter.
>>> Situation in den Velberter Bädern
Bereits seit Juni gibt es in den Velberter Schwimmbädern keine Warmbadetage mehr, die Wassertemperatur beträgt somit 28 Grad.
Es sei ein geringer Besucherrückgang im einstelligen Prozentbereich zu verzeichnen, so Stefan Freitag – wobei dieser wohl nicht nur auf die Wassertemperatur zurückzuführen sei – zumal die Besucher in Gesprächen Verständnis zeigen würden.
Aktuell sind keine weiteren Maßnahmen für die Bäder geplant – „wir behalten uns aber vor, die Temperaturen bei Bedarf zu drosseln“, so Freitag.