Velbert. Was passiert, wenn der Strom langfristig ausfallen sollte? Die Stadt Velbert und der Kreis Mettmann haben Pläne für dieses Szenario.
Dass kein Strom aus der Steckdose kommt, kennen wir höchstens von kurzfristigen Stromausfällen – wenn beispielsweise bei Bauarbeiten eine Leitung beschädigt wurde. Meist lassen sich diese Ausfälle in kurzer Zeit beheben, so dass der Strom in aller Regel schnell wieder fließt.
Völlig undenkbar erschien den meisten Menschen im Kreis Mettmann vor einem Jahr wohl noch, dass im Herbst 2022 über ein sogenanntes „Blackout-Szenario“ – also einen langfristigen Stromausfall aufgrund von Gas-Versorgungsengpässen bzw. Netzüberlastung – diskutiert werden muss.
Auch wenn Experten – wie Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Freitag – in den vergangenen Wochen immer wieder betont haben, dass sie einen Strom-Blackout in diesem Winter für sehr unwahrscheinlich halten, so laufen dennoch Planungen und Vorbereitungen für den Fall der Fälle.
Stadt Velbert im engen Austausch mit dem Kreis Mettmann
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Kürzlich haben sich in Vorbereitung auf eine mögliche Energiemangellage in Mettmann Vertreter des Kreises, der kreisangehörigen Städte und der Polizei zu einem ersten Austausch getroffen. „Übereinstimmend lautete die Erkenntnis: Bei einer flächendeckenden Gas- und Strommangellage können die Behörden nur die absolut lebensnotwendigen Maßnahmen ergreifen“, fasst Kreis-Sprecherin Daniela Hitzemann das Treffen zusammen.
Größte Herausforderung: die Versorgung mit Kraftstoff
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Absolute Priorität habe die Sicherstellung der für die Gefahrenabwehr notwendigen Strukturen. Zentrale Herausforderung würde dabei die Versorgung mit Treibstoff – unter anderem für die Notstromversorgung – sein. Denn: Ohne Stromversorgung laufen auch die Pumpen an den Tankstellen nicht. Bislang gibt es – auch das ist eine Erkenntnis der knapp dreistündigen Sitzung – im gesamten Kreisgebiet nur eine Tankstelle, die von außen mit Notstrom versorgt werden kann. Hier will der Kreis in Gespräche mit den Mineralölkonzernen einsteigen, um die Zahl möglichst schnell zu erhöhen.
Polizei erhält in Mettmann einen Tank mit Handpumpe
Die Polizei bekommt in Mettmann einen Kraftstoff-Tank. Dieser soll zum einen als Treibstoffreserve für das Notstromaggregat, das die Leitstellen von Polizei und Feuerwehr im Gefahrenabwehrzentrum sowie wichtige Räumlichkeiten in der benachbarten Kreispolizeibehörde dienen, zum anderen sollen per Handpumpe so auch die Einsatzfahrzeuge betankt werden können.
Da irgendwann die Akkus von privaten Mobiltelefonen leer sind und sich Mobilfunkmasten ohne Stromversorgung nach einiger Zeit abschalten, sollen in jeder Stadt Notfallanlaufstellen eingerichtet werden, wo Bürgerinnen und Bürger Hilfe bekommen.
Notfall-Anlaufstellen in allen vier Feuerwachen in Velbert
„Die Notstromversorgung ist in allen vier Feuerwachen sichergestellt“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach. Diese würden im Krisenfall dann auch als Notfall-Anlaufstellen dienen. Diese wären somit an der Kopernikusstraße 8-10 in Velbert-Mitte, an der Voßkuhlstraße 36-38 in Langenberg, an der Siebeneicker Straße 19 in Neviges sowie an der Hochstraße 14 in Tönisheide.
Mit Digitalfunk und Satellitentelefonen soll die Kommunikation zwischen den Wachen und der Kreisleitstelle sichergestellt und aufrechterhalten werden. „Ob noch weitere Notfall-Anlaufstellen eingerichtet werden, wird abhängig von der Notfallsituation entschieden“, so Blißenbach.
In der Stadt gibt es mehrere Notstromaggregate
Die Feuerwehr Velbert hat nach Angaben von Blißenbach zusätzliche Notstromaggregate beschafft, um ihre Energieversorgung sicherzustellen. Darüber hinaus verfügen seiner Kenntnis nach auch die Technischen Betriebe Velbert und die Stadtwerke Velbert über Notstromaggregate.
Gleiches gilt auch für das Helios Klinikum Niederberg. Dort können Netzersatzanlagen (NEA) die Versorgung übernehmen. Alle lebenswichtigen Geräte haben einen internen Akku, müssen an speziell abgesicherten Steckdosen hängen, die aus Akkus unterbrechungsfrei Strom liefern.
Eine konkrete Gefahr werde derzeit aber noch nicht gesehen, betont Hitzemann, dass Hamsterkäufe etc. zum jetzigen Zeitpunkt nicht angebracht seien. „Den Appell zur Energieeinsparung allerdings richten sowohl Kreis als auch Städte noch einmal eindringlich an die Bevölkerung. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leisten, einer Energiemangellage entgegenzuwirken“, so die Kreis-Sprecherin.
>>> Katastrophenschutz im Kreis Mettmann
Für den Katastrophenschutz im Kreis Mettmann – und somit auch in Velbert – ist die Kreisverwaltung als Untere Katastrophenschutzbehörde, konkret das Amt für Katastrophenschutz, zuständig.
Im Katastrophenfall wird nach Feststellung des Katastrophenfalls durch den Kreis Mettmann und Mitteilung an die kreisangehörigen Städte – wie auch bei früheren Schadensereignissen – umgehend der „Stab außergewöhnliche Ereignisse“ aktiviert.