Langenberg. Steigende Strompreise bereiten dem Langenberger Thomas Pagel keine Sorgen. Der E-Mobilist gibt Tipps, wie sich der Betrieb eines E-Autos rechnet.
Zwischen Anfang Juli und Anfang September 2022 hat sich der Preis für kurzfristigen Strom an der Strombörse mehr als verdoppelt – von etwa 240 auf mehr als 500 Euro pro Megawattstunde. Das entspricht 50 Cent pro Kilowattstunde. Für Besitzer von Elektro-Autos und für diejenigen, die eines kaufen wollen, nicht gerade gute Nachrichten. Könnte man meinen.
Denn Thomas Pagel sieht das anders. Der Langenberger ist begeisterter E-Mobilist, Gründer des Velberter E-Stammtisches und interessiert sich auch abseits des Straßenverkehrs sehr für die erneuerbare Energien. Er sagt: „Für Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos gilt das Gleiche, wie für alle anderen auch: Tarife vergleichen.“
Vergleichsmöglichkeiten im Netz
Dafür gibt es Möglichkeiten im Internet (hier geht es zum Kostenvergleich) oder auch über die App „Ladefuchs“, empfiehlt Thomas Pagel. Und er macht ein einfaches Rechenbeispiel auf: Für einen Verbrenner, der etwa sechs Liter auf 100 Kilometern verbraucht, kostet der Sprit derzeit knapp 2 Euro pro Liter, also zwölf Euro auf 100 Kilometern bzw. 120 Euro auf 1000 Kilometern. „Das ist die Vergleichsgröße.“
Je nachdem, wo der E-Mobilist nun seinen Strom herbekommt, „kann man bis zu 80 Prozent Kosten sparen“. Wer etwa zu Hause sein Auto laden kann, zahlt derzeit 30 Cent pro Kilowattstunde und komme somit auf rund 75 Euro pro 1000 Kilometer. „Mit Photovoltaik sinken die Kosten sogar auf 15 bis 30 Euro“, sagt Thomas Pagel. „Und da habe ich die Gesamtkosten mit einkalkuliert.“ Also auch die Installation der Anlage.
Natürlich gebe es nicht überall die Möglichkeit, privat die Batterien des Autos wieder aufzuladen. Aber es gibt inzwischen mehrere Anbieter von so genanntem Fahrstrom: Laut dem Onlineportal nextmove.de liegt der günstigste Tarif dabei momentan nur knapp über dem, was privates Laden kostet – nämlich bei 37 Cent pro Kilowattstunde (langsames Laden).
„Es geht aber natürlich auch teurer“, sagt Thomas Pagel lachend, etwa bei Tesla. Da liegt der Preis pro Kilowattstunde bei mindestens 69 Cent – „wer da lädt, zahlt also mehr, als fürs Tanken eines Verbrenners“.
Günstigen Fahrstrom bekommen
Unabhängig vom Tarifvergleich nennt der Gründer des E-Stammtisches drei Möglichkeiten, wie auch E-Autofahrende günstig an Fahrstrom kommen. Da wären zum einen die so genannten Balkonkraftwerke, kleinere Solarpanels, die, wie es der Name schon sagt, etwa an Balkonen angebracht werden können.
„Die kosten in der Anschaffung zwischen 600 und 800 Euro“, sagt Thomas Pagel. Zwei solcher Module dürfe man derzeit installieren, „aber schon eines liefert im Sommer rund 15 bis 20 Kilowattstunden im Monat.“ Das reiche für eine Fahrtstrecke von 100 Kilometern, „für viele ist das schon genug.“
Möglichkeit Nummer zwei: Laden beim Arbeitgeber. „Arbeitgeber bekommen günstigen Industriestrom“, sagt der Langenberger, „und Laden am Arbeitsplatz ist meines Wissens nach kein geldwerter Vorteil.“ Am besten, so sein Rat, solle man den Arbeitgeber fragen, wie eine Lademöglichkeit geschaffen werden kann.
„Bedarf schaffen“, nennt er das. Also nicht fragen „Darf ich?“ sondern „Wie schaffen wir das?“ Das funktioniere auch zu Hause, ist er überzeugt: „Einfach mal in der Nachbarschaft schauen, ob da jemand mitmachen will.“
Neues Modell kommt 2023
Wer noch ein wenig Geduld hat, kann auch bis 2023 warten. Dann will das Start-up Sono Motors aus München sein E-Auto „Sion“ auf den Markt bringen. Das Besondere daran: Dieses Auto hat Solarzellen in das Dach und die Außenhaut eingearbeitet und schafft so je nach Sonnenscheindauer zwischen zehn und 30 Kilometern zusätzliche Reichweite pro Tag. „Auch das ist für viele, die das Auto hauptsächlich in der Stadt nutzen, meist völlig ausreichend.“
Vor den kommenden Monaten sei ihm also nicht bange, sagt Thomas Pagel: „Wer zu Hause einen noch halbwegs günstigen Strompreis hat und zu Hause laden kann, fährt 30 bis 50 Prozent günstiger, mit Photovoltaik bis zu 80 Prozent.“
Und er ist überzeugt: „Mit zunehmendem Strom aus Wind und Sonne wird der Strompreis in den nächsten Jahren sinken – da Wind und Sonne keine weitere Rechnung für Betriebsmittel schicken.“