Langenberg. Ein Hilfstransport nach Malbork führt zu Schulfreundschaft zwischen der Grundschule Kuhstraße aus Langenberg und einer polnischer Grundschule.

Der Hilferuf erreichte die Grundschule Kuhstraße im März: Die Szkoła Podstawowa, eine Grundschule im polnischen Malbork, sah sich plötzlich einer großen Anzahl ukrainischer Kinder mit ihren Müttern gegenüber. Malbork liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von Danzig.

„Die Hilfsbereitschaft in Polen war riesig“, sagt Wolfgang Köhler, Leiter der Grundschule Kuhstraße, „dennoch war die Schule überfordert.“ Über private Kontakte gelangte diese Nachricht an die Kuhstraße – „und Schulpflegschaft und Team waren sich sofort einig: Wir helfen!“

Unkomplizierte Kontaktaufnahme

Die Stadt Malbork am Fluss Nogat, im Vordergrund die weltberühmte Marienburg aus dem 13. Jahrhundert.
Die Stadt Malbork am Fluss Nogat, im Vordergrund die weltberühmte Marienburg aus dem 13. Jahrhundert. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Der Kontakt sei dabei auf „klassischem Dorfweg“ zustande gekommen, scherzt Wolfgang Köhler: „Die Leiterin des Lidl-Marktes hat mich angesprochen. Sie weiß, dass ich Schulleiter bin, da unsere Kinder zusammen zur Schule gegangen sind.“

Sein Team und er hätten zunächst gezögert, da ja auch die Grundschule Kuhstraße Flüchtlingskinder zugewiesen bekomme. „Aber dann haben wir gesagt: Das schaffen wir beides.“ Und so kam es zur ersten Kontaktaufnahme mit der polnischen Schule.

Sammelaktion organisiert

„Uns fehlt es an allem, vor allem aber an Schulutensilien, Kinderkleidung, gebrauchten Handys, Schuhen und Sportsachen“, berichtete Dorota Skibiak, Schulleiterin der Grundschule in Malbork, damals in einer Videokonferenz.

Innerhalb weniger Tage organisierten Schulpflegschaft und Schulleitung eine Sammelaktion. „Mit beeindruckendem Engagement brachten Kinder und Eltern säckeweise Kinderkleidung, Spielsachen, Hygieneartikel und Schulsachen in die Aula, wo die Dinge von vielen helfenden Händen sortiert, gepackt und beschriftet wurden“, freut sich der Langenberger Schulleiter. Auch 1300 Euro kamen zusammen, „nicht zuletzt dank einer großen Spende von Holz Lumbeck“.

Transport startete an Karfreitag

Die Lehrerinnen und Lehrer aus Malbork freuten sich über die Unterstützung aus Langenberg. Nun soll die Freundschaft vertieft werden.
Die Lehrerinnen und Lehrer aus Malbork freuten sich über die Unterstützung aus Langenberg. Nun soll die Freundschaft vertieft werden. © GGS Kuhstraße | Wolfgang Köhler

Karfreitag fuhren dann zwei Schülerväter mit einem voll gepackten Kleintransporter plus Anhänger nach Malbork, „wo sie auf das allerherzlichste empfangen wurden“, berichten die beiden Fahrer.

Die Gastfreundschaft der polnischen Kolleginnen und Kollegen sei überwältigend gewesen „und so war es schade, dass die Rückfahrt schon nach wenigen Stunden anstand“.

„Überwältigende Eindrücke“

Mit im Gepäck hatten die beiden auf der Rückfahrt „viele überwältigende Eindrücke“, eine Urkunde der Szkoła Podstawowa und zahlreiche Geschenke für die Helferinnen und Helfer aus Langenberg – die die beiden Väter nun in der Kinderkonferenz an die Kindersprecherinnen und -sprecher übergeben haben.

Nach den Osterferien gab es dann eine weitere Videokonferenz. „Schnell waren sich Schulpflegschaft und Schulleitungsteams einig: Die erste Begegnung sollte nicht die letzte sein“, sagt Wolfgang Köhler. In dem kurzen Zeitraum der Zusammenarbeit sei so viel Nähe entstanden, „dass es dabei nicht bleiben soll“.

Wir beobachten jetzt die Lage im Mai und Juni und eventuell auch im kommenden Winter“, erläutert Wolfgang Köhler, „dann starten wir je nach Bedarf eine weitere Sammelaktion.“ Und schon im Juni soll über eine Schulpartnerschaft beraten werden.

Briefwechsel oder virtuelle Treffen

Weitere Besuche sind unabhängig von der Entwicklung in der Ukraine geplant. „Die neuen Freunde in Polen und die Grundschule Kuhstraße gestalten europäische Zusammenarbeit im Kleinen und das funktioniert hervorragend“, ist Schulleiter Wolfgang Köhler überzeugt.

Er könne sich vorstellen, dass vor allem auf Ebene der Schulpflegschaft und des Lehrerkollegiums gegenseitige Besuche stattfinden. „Für die Kinder ist das noch zu früh, denke ich.“ Die wiederum könnten per Brief oder virtuell Kontakt aufnehmen – „zum Beispiel mit dem Tablet filmend durch das Gebäude laufen und den Kindern in Malbork zeigen, wie unsere Schule aussieht“.