Velbert. Wer in Velbert ein Ladenlokal anmieten möchte, muss nicht immer den vollen Mietpreis zahlen. Dafür sorgen Förderprogramme. Eine Zwischenbilanz.

In Velbert gibt es doch nichts außer Billigläden. Die meisten Ladenlokale stehen leer. Früher war deutlich mehr los in der Innenstadt, jetzt ist da doch tote Hose.

Diese und ähnliche Sätze hört und liest man immer wieder. Und in der Tat: Es stehen nach wie vor viele Ladenlokale leer. Doch wer durch die Fußgängerzone bummelt, sieht auch positive Entwicklungen. An der Friedrichstraße und in den angrenzenden Straßen hat sich einiges getan in den vergangenen Jahren.

So konnten 2021 gleich mehrere Neueröffnungen gefeiert werden – „Royal Donuts“, „Profi Florist by Karima“, das Café Extrablatt, die Rats-Apotheke und die Trattoria da delle Rose sind nur einige Beispiele.

Velberter Stadtrat hat bereits 2015 gehandelt

Einer der Gründe für die auch positiven Entwicklungen ist das 2015 von Stadtrat beschlossene „Integrierte Handlungskonzept zur Aktivierung der Innenstadt“.

Auch interessant

In dessen Rahmen wurde ein Innenstadtmanagement installiert, das in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung unter anderem Kontakte zu Hauseigentümern pflegt, Gespräche mit Mietinteressenten führt und aktuell ein Gestaltungskonzept für ein ansprechenderes Erscheinungsbild erarbeitet. Seit 2016 wurden außerdem 40 Maßnahmen bewilligt, mit denen Immobilien aufgewertet werden konnten.

Städtischer Zuschuss: Fünf Leerstände beseitigt

Auch interessant

Und wer ein Ladenlokal anmieten möchte, kann zudem seit 2020 unter bestimmten Voraussetzungen mit einem 50-prozentigem Zuschuss zu der Nettokaltmiete für einen Zeitraum von zwölf Monaten rechnen. Der Stadtrat hat entsprechende Mittel für dieses städtische Zuschussprogramm bewilligt. „Seit der Einführung im Sommer 2020 fünf Leerstände behoben werden“, sagt Stadt-Sprecher Hans-Joachim Blißenbach.

Etwas mehr los sein dürfte in der Velberter Fußgängerzone aus Sicht der Händler schon.
Etwas mehr los sein dürfte in der Velberter Fußgängerzone aus Sicht der Händler schon. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Land geht mit 1,23 Millionen Euro in die Offensive

Außerdem nimmt die Stadt am „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen“ teil. Dieses vom Land NRW aufgelegte Förderprogramm hat seit 2020 insgesamt rund 1,23 Millionen Euro nach Velbert „gespült“ – nach Velbert-Mitte sind davon rund 740.000 Euro geflossen. Zuletzt wurden vom Land weitere 241.600 Euro bewilligt, von denen 79.200 Euro für die Innenstadt genutzt werden können. Der Rest des Geldes ist für die Ortszentren Langenberg und Neviges gedacht.

Stadt rechnet in Kürze mit weiteren Vermietungserfolgen

In Velbert-Mitte konnte über dieses Programm, bei dem nur 20 Prozent der ursprünglichen Ladenmiete für einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren gezahlt werden muss, ein neues Geschäft angesiedelt werden, in Langenberg und Neviges jeweils zwei. Ein weiterer Mietvertrag wurde laut Stadt-Sprecher Blißenbach bereits geschlossen, das Geschäft aber noch nicht eröffnet. „Die Abschlüsse weiterer Mietverträge stehen kurz bevor“, so Blißenbach weiter. Es könne also bald mit weiteren Erfolgsmeldungen gerechnet werden. Durch die bisher geschlossenen Mietverträge in den drei Stadtbezirken und dem beauftragten Altstadtmanagement ergeben sich laut Stadtverwaltung zum aktuellen Zeitpunkt Mittelbindungen von etwa 150.000 Euro. Es ist also noch reichlich Geld im „Topf“ für gute Geschäftsideen.

Martin Sträßer, Mitglied des Landtags NRW für die CDU (l.), und Bürgermeister Dirk Lukrafka haben sich im August 2021 darüber ausgetauscht, wie das Land die Städte entlasten kann: Seit 2020 hat die Stadt Velbert rund 1,2 Millionen Euro für die Stärkung der Innenstadt und der Zentren in Neviges und Langenberg erhalten.
Martin Sträßer, Mitglied des Landtags NRW für die CDU (l.), und Bürgermeister Dirk Lukrafka haben sich im August 2021 darüber ausgetauscht, wie das Land die Städte entlasten kann: Seit 2020 hat die Stadt Velbert rund 1,2 Millionen Euro für die Stärkung der Innenstadt und der Zentren in Neviges und Langenberg erhalten. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Landtagsabgeordneter hofft auf langfristige Wirkung

Der örtliche Landtagsabgeordnete Martin Sträßer (CDU) freut sich, dass Velbert nun bereits zum dritten Mal Mittel aus dem Fördertopf erhalten hat: „Hier geht es also nicht um Kleingeld, sondern mit dieser Fördersumme kann einiges in Bewegung gesetzt werden.“ Dass die neu eröffneten Läden auch über den Förderzeitraum in Velbert bleiben, hofft und wünscht der Abgeordnete sich sehr: „Die Auswahl haben wir als Land ja bewusst den Städten und den Fachleuten vor Ort überlassen. Die Förderung ist ja nicht dazu gedacht, dass Sterben herauszuzögern, sondern neues Leben zu fördern. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass die Stadt mit den Hilfen Unternehmungen unterstützt, die in der Innenstadt auch bei der Kundschaft ankommen und deshalb über die Anschubfinanzierung hinaus hier Zukunft haben.“

Sträßer sieht Velbert auf einem guten Weg

Innenstadtoffensive

Prinzipiell sind alle leerstehenden Ladenlokale in festgelegten Bereichen im Rahmen des Programms anmietbar, sobald die Eigentümerin oder der Eigentümer sich bereiterklärt, die Fördervoraussetzungen (Reduktion der Altmiete um 30 Prozent) zu erfüllen. Finanzielle Mittel sind laut Stadtverwaltung noch ausreichend vorhanden, um weitere Anmietungen in allen drei Stadtbezirken tätigen zu können.

Über die Fördermittel wird ein großer Teil des Mietpreises abgedeckt, so dass die Mieterinnen und Mieter am Ende nur 20 Prozent des ursprünglichen Mietpreises bezahlen müssen. Der Haken: Die Förderung ist bis zum 31. Dezember 2023 befristet. Danach muss der reguläre Mietpreis gezahlt werden.

Das Programm setze ganz bewusst auf ein breites Maßnahmenspektrum, das in enger Abstimmung mit den Kommunen nun noch einmal erweitert worden sei. Es würden somit nicht nur Leerstände durch die Übernahme von Mieten beseitigt, es werde vieles gefördert, was die Innenstädte attraktiver mache.„Familienfreundlich, barrierefrei, mehr Aufenthaltscharakter“, nennt Sträßer hier als Stichworte. „Es geht eben nicht nur darum, an Bewährtem festzuhalten, sondern auch Neues zu gestalten“, so Sträßer im WAZ-Gespräch. „Die Städte können beklagen, dass sich das Kaufverhalten ändert. Wenn das aber nicht zu ändern ist, müssen sie sich darauf neu einstellen und die Struktur der Innenstädte entsprechend anpassen. Da ist etwa zu überlegen, wie groß eine Fußgängerzone noch sein muss, welche Angebote da noch gefragt sind und wie wir die Kaufkraft vor Ort halten.“ Das sei nicht nur ein schwieriger, sondern auch ein langwieriger Prozess, meint der CDU-Politiker: „Velbert ist da auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel.“