Velbert. In leerstehende Ladenlokale wieder Leben bringen und neuen Unternehmern den Start erleichtern: Velbert hat dafür Geld aus dem Verfügungsfonds.

Um Allerheiligen herum sei’s nicht so dolle gelaufen, aber jetzt gehe es mit dem Geschäft wieder aufwärts, berichtet Karima Khaloua, schaut fröhlich und optimistisch. Die gebürtige Marokkanerin ist nicht der Typ Frau, der schnell aufgibt, der Mut und Zuversicht verliert. Vor allem jedoch ist die Unternehmerin eine Pionierin, die nämlich bei der Eröffnung ihres Blumenfachgeschäfts „Profi Florist“ im letzten April in der Fußgängerzone Friedrichstraße 181 a vor Ort als Erste von dem Verfügungsfonds „Anmietung“ profitiert hat – und das auch noch weiterhin tut. Die Stadt Velbert hat im Zuge des NRW-„Sofortprogramms zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren“ Mitte 2020 Fördermittel in Höhe von rund 900.000 Euro zur Aufwertung und Weiterentwicklung der Zentren von Velbert-Mitte, -Langenberg und -Neviges erhalten. Und davon ist noch ordentlich was da.

Fonds steht in Velbert bis Ende 2023 zur Verfügung

Das Reisebüro ist seit Nikolaus geschlossen. Über die Zukunft des Ladenlokals ist offiziell nichts bekannt.
Das Reisebüro ist seit Nikolaus geschlossen. Über die Zukunft des Ladenlokals ist offiziell nichts bekannt. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Interessierte haben also weiter Gelegenheit, das Sofortprogramm zu nutzen. „Der Verfügungsfonds steht noch bis 31. Dezember 2023 zur Verfügung“, so die Innenstadtmanagerin Silke de Roode. Kreisweit wenden acht der zehn Städte im Neanderland dieses Instrument an. Eine wichtige Grundvoraussetzung: Der Vermieter verzichtet auf mindestens 30 Prozent. Das hat in diesem Vorzeige-Beispiel Thomas Lopp erklärtermaßen gerne getan. Vernünftige Mieter zu finden sei schwierig, berichtet der Immobilieneigentümer. Ihm komme es vor allem auf Langfristigkeit an; gerade für Existenzgründer und Neu-Unternehmer sei das Ganze „ne Superidee“, helfe es doch dabei, die Fixkosten zu senken. „Wenn die Städte lebendig bleiben wollen“, sagt Lopp, dann müssten sowohl die Städte als auch die Händler aktiv werden und mehr machen.

Service mit dem Tannen-Taxi

Ein Leerstand von derzeit insgesamt 35, die die Manager in Velbert-Mitte gezählt haben. Hier war über lange Jahre eine Filiale von Blumen Risse drin.
Ein Leerstand von derzeit insgesamt 35, die die Manager in Velbert-Mitte gezählt haben. Hier war über lange Jahre eine Filiale von Blumen Risse drin. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Also etwa so wie Karima Khaloua, die eben nicht nur Schnittblumen, Blumenschmuck, Sträuße, Pflanzen, Zubehör und Dekoartikel verkauft, sondern zudem Serviceleistungen anbietet. Zum Beispiel in diesen Tagen ihr Tannen-Taxi, das das Heimschleppen des Weihnachtsbaums der Wahl überflüssig macht.

Anmieten und dann weiter vermieten

„Das ist die Fördervoraussetzung“, erklärt Stephanie Rulf (Wirtschaftsförderung), die die Vertragsabwicklung begleitet und nach deren Auskunft bereits „einige Mietverträge“ unterschrieben sind, zu dem erwähnten Verzicht. „Wir mieten das Ladenlokal zu dieser reduzierten Miete an und vermieten es weiter an geeignete Betreiber. So zahlen die Mieterinnen und Mieter nur noch 20 Prozent der ursprünglichen Miete an die Stadt.“ Ziel sei es, dass sich das Konzept am Markt etabliere und die Eigentümer solvente Mieter gewönnen, die in ein langfristiges Mietverhältnis wechselten.

Auch Zuschüsse möglich

Velbert Marketing ist ins neue Museum rübergezogen. Doch hier tut sich möglicherweise etwas.
Velbert Marketing ist ins neue Museum rübergezogen. Doch hier tut sich möglicherweise etwas. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Sollte das Reduzieren der Miete keine Option darstellen, gibt es auch die Möglichkeit, über das städtische Mietzuschussprogramm eine Förderung zu erhalten“, fügt Rulf hinzu. Nach dem Ende der Förderperiode müssen dann Mieter und Vermieter über eine adäquate Folgemiete verhandeln.

Kampagne in allen drei Stadtbezirken

Der Fachbereich Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing startet mit dem Innenstadtmanagement Velbert-Mitte (Kontakt: Sven Nowoczien, 0231 5578580) sowie dem Altstadtmanagement Neviges (Julia Ostkamp, 0151 54742091) und Langenberg (Luca Henke, 0151 7448837) eine Bewerbungskampagne, um noch mehr Geschäfte anzusiedeln. Aktuell zähle man 35 Leerstände, hieß es beim Ortstermin. Für interessierte Unternehmer gibt’s auf https://sofortprogramm.velbert.de/ ein Erklär-Video zu dem Verfahren. Ferner ist für Januar ein „Forum für Pioniere“ mit einem digitalen Austausch in Vorbereitung, bei dem Ideen für zukunftsfähige Konzepte gesammelt werden sollen.

Anreize für Gründer und für Etablierte

Ziel des Förderprogramms ist es, den so genannten Handelskonzentrationsbereich zu stärken und fit für die Zukunft zu machen. Zentrales Instrument ist der Verfügungsfonds „Anmietung“. Durch die Anmietung leerstehender Ladenlokale, eine gezielte Beratung von Eigentümern sowie interessierten Gewerbetreibenden will man wichtige Entwicklungsimpulse setzen.

Mit der Chance auf deutlich vergünstigte Mieten gibt das Programm z. B. besondere Anreize für Existenzgründer, ebenso für etablierte Gewerbetreibende, die neue Konzepte ausprobieren möchten. Den Eigentümern wird eine stabile Miete über maximal zwei Jahre garantiert.