Velbert. Die Stadtwerke Velbert sprechen von einem Allzeithoch der Einkaufspreise und nehmen 2022 mehr Geld für Gas und Strom. Dazu wird der Strom grün.

Zuletzt, da haben die Stadtwerke Velbert bei ihren Tarifen lediglich die seit 1. Januar fällige, neue CO2-Abgabe in Anrechnung gebracht und beim Gas entsprechend aufgeschlagen. Das haben sie allerdings mit Verzögerung erst zum letzten März getan und zuvor das Ende des meteorologischen Winters abgewartet. „Wir geben immer nur externe Kostensteigerungen weiter, interne fangen wir auch intern auf“, hatte Geschäftsführer Stefan Freitag zum Vorgehen erklärt. Nunmehr heben die Stadtwerke die Preise für ihre Strom- und Gaskunden an, so wie es hierzulande einschlägigen Portalen zufolge mehr als 70 Versorger beim Strom um durchschnittlich 14 Prozent bzw. beim Gas fast 170 Versorger um 1,5 bis sogar 150 Prozent tun; größtenteils zum Jahresbeginn. Die Velberter warten wieder die ersten beiden Monate ab.

Stadtwerke schaffen Planungssicherheit in Velbert

Das Team vom Direktvertrieb – das Foto zeigt vorne Dietmar Werner (l.) und Daniel Horstmann – betreut die Kunden in Velbert. Mit im Bild sind der Kaufmännische Leiter Bert Gruber und Stadtwerke-Sprecherin Gesa Weppelmann.
Das Team vom Direktvertrieb – das Foto zeigt vorne Dietmar Werner (l.) und Daniel Horstmann – betreut die Kunden in Velbert. Mit im Bild sind der Kaufmännische Leiter Bert Gruber und Stadtwerke-Sprecherin Gesa Weppelmann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die Kunden sollten während der kältesten Zeit des Jahres besonders bei den Gastarifen von gleichbleibenden Kosten profitieren, heißt es dazu an der Kettwiger Straße. Und weiter: Das mache auf das gesamte Jahr bezogen rund 30 Prozent der Preiserhöhung aus. Überdies gewinnen die Stadtwerke durchs Abwarten vollständige Planungssicherheit, da im Februar-Verlauf alle relevanten Umlagen festgezurrt werden.

46.000 Kunden sind betroffen

Insgesamt geht es jetzt im Privatkunden- sowie Kleingewerbe-Bereich um knapp 46.000 betroffene Kunden. Ihre Stromkosten steigen im März 2022 um 8,7 Prozent. Für einen vierköpfigen Muster-Haushalt mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden sind das netto 83 Euro im Jahr mehr, falls sich das Verbrauchsverhalten nicht ändert. Beim Gas steigt der Tarif z. B. beim Arbeitspreis um 1,806 Cent/kWh und der Grundpreis um 90 Euro/Jahr (jeweils netto).

Einkaufspreise auf Allzeithoch

Alle Kunden bekommen Post

Preisfindung und -festsetzung nehmen bei den Stadtwerken Velbert deren Kaufmännischer Geschäftsführer Stefan Freitag und ihr Kaufmännischer Leiter Bert Gruber vor.

Die betroffenen Kunden werden Mitte Januar angeschrieben und informiert; zudem schalten die Stadtwerke rechtzeitig vor der Preiserhöhung Bekanntmachungen in den regionalen Tageszeitungen.

Die Stadtwerke-Führung begründet die Anhebungen mit dem „Allzeithoch der Einkaufspreise für Gas und Strom“. Während zudem beim Strom gestiegene Netzentgelte, Umlagen und Steuern die Reduzierung der EEG-Umlage weitgehend aufheben würden, seien beim Gas andere Umstände Preis-Treiber. Angeführt wird neben teureren Beschaffungskosten auch der steigende Preis für Emissionszertifikate (CO2-Preis).

Konkurrenzfähig und deutlich günstiger

Die Umstellung beim Strom sei ein weiterer konsequenter Schritt in eine grüne Zukunft, sagt der Technische Geschäftsführer, Kai-Uwe Dettmann.
Die Umstellung beim Strom sei ein weiterer konsequenter Schritt in eine grüne Zukunft, sagt der Technische Geschäftsführer, Kai-Uwe Dettmann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir haben die Preisentwicklung den Marktpreisen angepasst“, sagte Bert Gruber im Gespräch mit der WAZ. Die Tarife seien allerdings „absolut konkurrenzfähig“ und z. B. beim Strom deutlich günstiger als in der Nachbarschaft und im regionalen Umfeld, so der Kaufmännische Leiter auf Nachfrage weiter. „Wir haben unsere Kosteneffizienz in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Daher bleiben wir trotz der Preisanpassung weiterhin einer der preiswertesten Anbieter der Region.“ Dennoch: „Es ist uns bewusst, dass jede Erhöhung eine Belastung für die Haushaltskasse bedeutet“, merkt Bert Gruber an.

Grüner Strom aus der Steckdose

Auf die Stromkunden kommt noch eine weitere Neuerung zu: Sie erhalten ab März ausschließlich 100 Prozent zertifizierten grünen Strom und nutzen damit vollständig CO2-neutrale Energie. „Als lokaler Energieversorger leisten wir mit der Umstellung unseren Beitrag zum Klimaschutz. Sie ist für uns ein weiterer, konsequenter Schritt in eine grüne Zukunft“, sagt Dr. Kai-Uwe Dettmann, Technischer Geschäftsführer.

Risiken bei der Beschaffung vermeiden

„Feste Strategie“ der Stadtwerke, so Gruber, ist die grundsätzlich „nicht risikoreiche“, langfristige Beschaffung des Großteils von Strom und Gas über je etwa anderthalb Jahre. „Wir hatten bisher an der Börse ein gutes Händchen“, beschreibt der Leiter den Einkauf der Velberter. Allerdings gebe es auch mal kurzfristig notwendige Käufe, wenn etwa – wie aktuell im Fall von „Grünwelt/gas.de“-Kunden“ – „vor Ort plötzlich 500 Lieferstellen mehr zu versorgen sind.“

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