Velbert. Die Stadtwerke Velbert müssen ab 1. Januar 2021 die neue CO2-Abgabe auf Gas berappen. Ihre Kunden bleiben davon etwas länger verschont.
Über die bereits 2019 festgelegte , so genannte CO 2 -Steuer wird seither viel geredet und debattiert. Doch erst in ein paar Wochen merkt jeder Bürger wirklich in Cent und Euro, was diese im Rahmen des Brennstoffemissionshandelsgesetzes beschlossene Abgabe, die bundesweit ab 1. Januar 2021 erhoben wird und in der ersten Stufe per anno eine Belastung in Höhe von sieben Milliarden Euro ausmacht, für ihn persönlich bedeutet. Vor allem aber was sie kostet. Beim Benzin an der Tankstelle, beim Flüssig- und Erdgas, beim Heizöl und später, ab 2023, auch bei der Kohle. Die Stadtwerke Velbert haben beschlossen, ihre Kunden noch ein wenig zu schonen und zu entlasten: Sie erhöhen den Gaspreis erst nach dem Ende des meteorologischen Winters zum 1. März 2021.
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Ein hoher sechsstelliger Betrag
Man habe überlegt, wie man sich als Marktführer vor Ort angesichts Kurzarbeit, Nachteilen, Einschränkungen und Einbußen durch Corona verhalten solle und wolle, erzählt Stefan Freitag. „Und wie viel wir verpacken, ohne dass es wirtschaftlich riskant für uns ist.“ Es handele sich um einen „hohen sechsstelligen Betrag“, erläuterte der Stadtwerke-Geschäftsführer (seit 2014) auf WAZ-Nachfrage. „Steuerpflichtig“ sei immer der Lieferant, also in diesem Fall beim Gas die Stadtwerke. „Wir werden die Belastung weitergeben, aber mit Verzögerung.“ Das sei bei der Corona-bedingten außergewöhnlichen Situation „der einzig vertretbare Weg“.
Ein halber Cent pro Kilowattstunde mehr
Laut Umweltministerium handelt es sich bei dem im Zusammenhang mit dem Klimaschutzpaket fixierten CO 2 -Preis um 25 Euro pro Tonne. Das hat zur Folge, dass der Gaspreis um 0,5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) steigt. „Das geben wir eins zu eins weiter. Wir geben immer nur externe Kostensteigerungen weiter, interne fangen wir auch intern auf.“ Für Kunden, die keine Preisgarantie bzw. keine Alttarife hätten, komme nichts dazu. Laut Modellrechnung des Velberter Versorgers bedeutet die CO 2 -Abgabe bei einem Haushalt mit 15.000 kWh Gas-Verbrauch übers Jahr eine Mehrausgabe von 89 Euro.
EEG-Umlage erstmals stabil
Persönlich und telefonisch für den Kunden da
Die Stadtwerke Velbert haben ihren Sitz zwar an der Kettwiger Straße, sind aber mit ihrem Kundencenter auch in der Innenstadt präsent, und zwar in der Fußgängerzone Friedrichstraße 168: geöffnet mo, di, mi, do und fr jeweils von 9 bis 15 Uhr.
Der telefonische Kundenservice ist unter 02051 988-555 von mo bis do jeweils in der Zeit von 8 bis 16.30 und fr von 8 bis 13 Uhr erreichbar.
Hingegen falle der Preisanstieg bei Kunden mit Alttarifen ab März höher – etwa um das Doppelte – aus, weil sie Anfang dieses Jahres bei der Preiserhöhung ausgeklammert gewesen seien. Beim Strom sind Struktur und Vorgehensweise ähnlich: Der „Preistreiber“, nämlich die EEG-Umlage für erneuerbare Energien , bleibe jetzt erstmals stabil, erklärt der Stadtwerke-Chef, „deshalb halten wir unseren Preis auch stabil“. Eine Ausnahme bildeten hier ebenfalls die Kunden, die bei der Erhöhung Anfang 2020 außen vor geblieben seien.
Sondertarif bringt Ersparnis
„Die Preispolitik zahlreicher Anbieter führt dazu, dass Energieverbraucher u. U. einige hundert Euro mehr im Jahr zahlen wenn sie sich im Tarif Grundversorgung befinden und zu träge für einen Tarif- oder Anbieterwechsel sind“, sagt Andreas Adelberger. Der Leiter der Verbraucherzentrale vor Ort rechnet folgendes für den Grundversorger in Velbert vor: Der örtliche Anbieter verlange bei einem Gasverbrauch von 15.000 kWh/Jahr im Tarif Grundversorgung (Mehrmengentarif) rund 1200 Euro. Durch einen Wechsel in den Sondertarif des gleichen Anbieters sei bereits eine Kostenreduktion um ca. 240 Euro möglich.
Seriosität und Kundennähe haben ihren Preis
Bei einem Anbieterwechsel mit verbraucherfreundlichen Bedingungen und gutem Preis-/Leistungsverhältnis seien weitere 200 Euro Ersparnis drin. „Es gibt immer einen, der noch billiger ist, jedenfalls kurzfristig“, kommentiert das Stefan Freitag, „der Markt ist voll von Einstiegsangeboten.“ Selbstverständlich stehe es jedem frei, aus der Grundversorgung rauszugehen, er verliere dadurch aber auch an Flexibilität. „Wir sind ein seriöser Anbieter“, fügt er hinzu, „diese Seriosität hat ihren Preis. Und auch die Kundennähe.“
Stadtwerke helfen beim Umsteigen und beraten
Die CO 2 -„Steuer“ betrifft viele Bereiche des täglichen Lebens. Wer etwa statt eines Auto mit Verbrennungsmotor Bus und Bahn, Fahrrad oder Elektroauto benutzt, spürt die Abgaben deutlich weniger. Die Stadtwerke arbeiten an der Infrastruktur, zwölf öffentliche Ladesäulen sind bereits in Betrieb , 31 weitere kommen noch bis Ende 2021. Beim Umsteigen beim Heizen hilft das Stadtwerke-Pachtmodell für Solaranlagen und Heizungen. „Die Stadtwerke beraten die Velberter gerne und stehen ihnen mit individuellen Möglichkeiten zur Seite“, verspricht Freitag.