Velbert. Fünf Krankenhäuser im Kreis Mettmann – auch das Velberter Klinikum – sichern nach Vergewaltigungen auch anonym Spuren. Warum das wichtig ist.
Jede vierte Frau erfährt in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt zeigt eine Studie zur Initiative Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen. „Die Dunkelziffer der Personen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, ist wahrscheinlich noch höher“, erklärt Eva-Maria Düring von der Fachbereichsstelle Frauen des Sozialdiensts Katholischer Frauen und Männer Mettmann (SKFM).
Verurteilt werden nur wenige Täter
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Doch von hundert vergewaltigten Frauen erlebt nur eine die Verurteilung des Täters, ergab eine Studie des Kriminologe Christian Pfeiffer. Ein Grund für diese niedrige Zahl ist, dass viele Betroffene aus Scham und Angst das Erlebte nicht anzeigen – 85 Prozent der vergewaltigten Frauen verzichten auf eine Anzeige. Viele Frauen sind nach der Straftat zunächst in einem Schockzustand und es fällt ihnen schwer, sich der Polizei anzuvertrauen. Auch der Mangel an Beweismitteln und dass letztlich häufig Aussage gegen Aussage stünde, sei ein Grund dafür, dass die meisten Täter straffrei davonkommen würden, werden sie dann doch noch angezeigt. „Für die Frauen, die ihre Vergewaltigung zur Anzeige bringen, ist es besonders verletzend, wenn der Täter nicht verurteilt wird“, beobachtet Düring.
Zeit geben, um Anzeige zu erheben
„Das Schweigen überwinden“ hat sich der SKFM im Rahmen der gleichnamigen Initiative auf die Fahne geschrieben. Bei verschiedenen Krankenhäusern im Kreis Mettmann können Betroffene sexueller Übergriffe nun anonym Spuren des Täters sichern lassen. In Velbert ist das Helios Klinikum Niederberg als eines der fünf Krankenhäuser für die anonyme Spurensicherung zuständig. Diese Spuren werden in der Düsseldorfer Gerichtsmedizin für zehn Jahre gespeichert, so dass sich die Betroffenen selbstbestimmt für eine Anklage entscheiden können. „Wir möchten den Frauen Zeit geben, um zu überlegen, ob sie Anzeige erheben möchten“, erklärt Düring.
Die fünf Kliniken
Wenn Betroffene sexualisierte Gewalt erfahren haben, können sie in fünf Krankenhäusern im Kreis Mettmann anonym Spuren sichern lassen.In der Notaufnahme des Velberter Helios Klinikums können die Betroffenen nach der ASS fragen. Dabei sind auch das EVK Mettmann, das St. Marien-Krankenhaus Ratingen, das St. Josefs Krankenhaus Hilden und das St. Martinus Krankenhaus Langenfeld
Ärzte während Pandemie geschult
In ganz Nordrhein-Westfalen wird die Anonyme Spurensicherung (ASS) angeboten. „In der Zeit der Pandemie haben wir begonnen auch im Kreis Mettmann ein entsprechendes Angebot zu schaffen“, erinnert sich Düring. Die Ärztinnen und Ärzte der jeweiligen Krankenhäuser wurden über die Online-Plattform igobis geschult. „Betroffene von sexualisierter Gewalt können sich dann in der Notaufnahme des jeweiligen Krankenhauses melden und um die ASS bitten“, fährt die Fachbereichsleitern fort.
Die Anonyme Spurensicherung
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Dort werden Verletzungen dokumentiert und eventuelle Sperma-Spuren gesammelt, die vor Gericht einsetzbar sind. „Mit der ASS sollen Beweise gesammelten werden, die später bei einem Prozess die Aussage der Betroffenen untermauern können“, erklärt Düring. Im Krankenhaus erhalten die Frauen einen Flyer, in dem auch Informationen über die Fachberaterinnen stehen. Diese begleiten die Betroffenen beispielsweise mit zur Polizei und stehen bei Verhören zur Seite. „Die Fachberaterinnen können auch Fragen der Beamten einordnen, da sie mit dem Thema vertraut sind“, erklärt Eva-Marie Düring.
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Vermittlerin zwischen Betroffenen und Polizei
Frage ein Polizist nach der Kleidung, die die Betroffene trug, so würden einige Frauen denken, dass die Gewalttat auf die Kleidung zurückzuführen sei. „Diese Art von Victim-Shaming – also das eigentliche Opfer verantwortlich für die Gewalt machen – ist für viele die sexualisierte Gewalt haben schmerzhaft“, weiß die Fachbereichsleitern. Jedoch sei die Frage nach der Kleidung wichtig, damit Zeugen befragt werden können, die das Opfer zwar gesehen aber nicht gekannt haben. Bei solchen Missverständnissen soll die Fachberaterin zur Seite stehen.