Mettmann. . Seit dem vergangenen September gibt es in Mettmann die Beratungsstelle „Sexualisierte Gewalt“ für die Frauen im Kreis. Beratung auch vor Ort.
Die einen kommen Jahrzehnte, nachdem ihnen Gewalt angetan wurde, bei den anderen liegt der Übergriff vielleicht erst wenige Tage zurück. Beide Frauen haben sexuelle Gewalt erfahren, beide finden in Mettmann eine Anlaufstelle. Seit einem Dreiviertel Jahr hilft dort die Beratungsstelle „Sexualisierte Gewalt“, die dem Sozialdienst Katholischer Männer und Frauen (SKFM) angegliedert ist.
Frauenhaus des Kreises besteht seit 25 Jahren
Seit 25 Jahren betreibt der SKFM Mettmann das Frauenhaus des Kreises und seit 15 Jahren die Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt. „Dabei stellten wir fest, dass die sexuelle Gewalt noch einmal eine besondere Rolle spielt und es hier eine Versorgungslücke gibt“, erklärt Eva-Maria Döring, Leiterin des Bereiches Gewaltschutz, die Motivation zu Einrichtung dieser ganz speziellen Beratungsstelle. Es sei ganz wichtig, dass das Schweigen über dieses Thema gebrochen werde, sowohl von den Frauen als auch von der Gesellschaft.
Obwohl die Einrichtung erst seit einigen Monaten besteht, wird sie bereits gut angenommen. Oft würden Frauen aus den anderen Beratungsangeboten „überwiesen“. „Manchmal kommt aber auch in einer Schwangerenberatung fast nebenbei heraus, dass die Frauen sexuelle Gewalt erfahren haben. Denen kann dann schnelle Hilfe hier im gleichen Haus angeboten werden“, sagt Döring. Aber auch die Polizei vermittelt Frauen, denen Gewalt angetan wurde oder die bedrängt worden waren, an die Beratungsstelle.
Für alle Glaubensrichtungen offen
Dort gibt es Beratung zu psychosozialen, rechtlichen und medizinischen Aspekten. „Wir können aber auch bei traumatischen Erfahrungen eine kurzfristige Krisenintervention anbieten“, erklärt Lilo Löffler, die Geschäftsführerin des SKFM Mettmann. So hätten die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle eine Trauma-Ausbildung und könnten schnell helfen. Denn für eine Therapie gebe es oft monatelange Wartezeiten bis die verzweifelten Frauen Hilfe bekämen.
„Manchmal reicht sogar die Krisenintervention aus, so dass keine Langzeittherapie notwendig wird“, erklärt Eva-Maria Döring.
Die Beratung ist immer vertraulich, anonym, über alle Glaubensrichtungen hinweg und kostenlos. Die Frauen kommen aus allen Gesellschafts- und Einkommensschichten und aus allen Altersstufen. Die Mitarbeiterinnen reisen bei Bedarf durch das gesamte Kreisgebiet und beraten dann in den lokalen SKFM-Geschäftsstellen. „Viele Frauen können nicht mehrere Stunden von zuhause wegbleiben, ohne dass es auffällt. Ihnen helfen dann Beratung vor Ort“, sagt die Bereichsleiterin.
Sexuelle Gewalt fängt schon mit einem dummen Witz an
Neben der Beratungsarbeit ist es Mitarbeiterinnen auch ein Anliegen, die Menschen gegen sexuelle Gewalt zu sensibilisieren. „Denn sexuelle Gewalt beginnt mit einem dummen Witz und endet mit Vergewaltigung“, sagt Döring. Manche Frauen kämen und sagten, sie seien „nur“ begrapscht worden.
„Aber auch das ist eine Form von sexueller Gewalt“, betont Lilo Löffler – und das müsse jedem bewusst werden. Zudem ist die Beratungsstelle auch präventiv tätig. Gemeinsam mit den Gleichstellungsbeauftragten der Städte werden momentan Dunkel- und damit oft Angstträume aufgespürt. „Oft kann schon mit einfachen Mitteln Abhilfe geschaffen werden, beispielsweise, wenn ein Gebüsch an einer S-Bahn-Haltestelle verschwindet“, erklärt Lilo Löffler.