Essen. . Die Flugschule TFC Käufer bildet in ihren Simulatoren Flugkapitäne aus. Dazu braucht Inhaber Christian Käufer aber den Flughafen Essen/Mülheim.
Das Flugzeug ist gecheckt, die Starterlaubnis ist erteilt. Der Airbus A 320 rollt auf die Startbahn. Doch das Ziel Palma de Mallorca wird die Besatzung im Cockpit nie wirklich erreichen. Denn sie sitzt in einem der Simulatoren der Flugschule TFC Käufer – in idyllischer Urlaubsatmosphäre hoch über dem Essener Baldeneysee.
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Christian Käufer ist Profi durch und durch. Einmal im Monat verlässt er seine simulierte Flugwelt in Essen und lenkt als Kapitän einen Flieger über die Meere dieser Welt. Die übrige Zeit verbringt er mit der Ausbildung neuer Piloten und den gesetzlich vorgeschriebenen Auffrischungstrainings für Piloten und Flugkapitäne. Die Zahlen sind beeindruckend: Rund 100 junge Leute machen pro Jahr ihre Verkehrsflugzeug-Lizenz in der Schule TFC Käufer. Zu Trainingszwecken kommen bis zu 10 000.
Ausbildung dauert 24 Monate
„Hier fangen Fußgänger an und gehen als fertige Verkehrsflugzeugführer“, sagt Christian Käufer. Dazwischen liegen 24 Monate mit einem prall gefüllten Programm theoretischer und praktischer Ausbildung, die ihren Preis hat. „Der Eigenanteil für die Schüler liegt bei 65 000 bis 75 000 Euro“, erklärt der Fluglehrer. Den Rest der Kosten steuern die Fluggesellschaften bei, sofern die Schüler bereits von ihnen ausgewählt wurden.
Im Ruhrgebiet bekommen die Nachwuchspiloten, die aus ganz Deutschland kommen, nicht nur theoretischen Unterricht und Flugstunden im Simulator. Sie heben auch wirklich ab. TFC Käufer gehört eine Flotte von ein- und zweimotorigen Maschinen, die am Flughafen Essen/Mülheim stationiert sind. Von dort aus starten dann auch die Schulflüge. Sollte der kleine defizitäre Landeplatz tatsächlich geschlossen werden, wie es die drei Gesellschafter Land NRW sowie die Städte Essen und Mülheim es vor geraumer Zeit beschlossen haben, steht Käufer vor einem Problem: „Wir sehen keine Chance, auf andere Flughäfen in NRW auszuweichen“, beschreibt Käufer das Dilemma.
Zumindest die Ausbildung in den Simulatoren ist von dem politischen Gezerre unberührt. In Essen stehen Originalcockpits verschiedener Flugzeugtypen, in denen die Schüler virtuell auf die Reise gehen. Der Ausbilder programmiert die Software so, dass im Laufe der verschiedenen Flüge Störungsszenarien auftreten, die sich kein Pilot im wirklichen Leben wünscht.
„Mit dem Flugzeug kann man nicht wie mit dem Auto einfach rechts ran fahren und Hilfe rufen“, beschreibt Käufer die außergewöhnliche Situation in der Luft. Und so lernen die angehenden Piloten, wie sie während des Flugs im Team Notsituationen bewältigen – vom herausgefallenen Kabinenfenster, über Triebwerksfeuer bis hin zum Ausfall der Hydraulik. Zum Unterricht gehört aber auch die Sensibilisierung für Umwelt und Wirtschaftlichkeit. „Wenn die Piloten in Frankfurt wegen des Nachtflugverbots nicht bis 22.30 Uhr gestartet sind, fallen schnell Kosten je nach Größe des Flugzeugs zwischen 300 000 und 500 000 Euro an“, so Käufer.
Ruhrgebiet profitiert von Kursen
Rund um die Uhr sind die beiden Full-Flight-Simulatoren der Lufthansa für den A 320, die TFC betreibt, im Einsatz. „Sie werden gerade einmal zu Weihnachten abgeschaltet“, meint Käufer. Bis zu 10 000 Piloten von Air Berlin, Germanwings, Germania, Eurowings und Condor nutzen die Cockpits jährlich zum Auffrischtraining und um ihre Prüfungsflüge zu absolvieren. Die Flugzeuglenker sind dann in der Regel drei Tage in Essen und wohnen in umliegenden Hotels. Käufer: „Das ist positiv für den Standort Ruhrgebiet.“
40 festangestellte Mitarbeiter und mehr als 250 freiberufliche Dozenten beschäftigt die Flugschule TFC Käufer. Das Unternehmen hat 1981 der Flugkapitän Rolf Käufer gegründet. Ein Flugsimulator steht als Museumsstück in der Firma.
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Inzwischen führt Sohn Christian den Betrieb, zu dem auch ein LTU-Oldtimer gehört, mit dem Rundflüge von Essen/Mülheim aus angeboten werden, sowie ein Event-Reisebüro.
Aber auch Christian Käufers Brüder sind in der Branche tätig. Bernd gehört das Hotel auf dem Gelände der Flugschule. Er bildet ebenfalls bei TFC Schüler aus.
Der dritte Bruder, Frank, baut in Langenberg die Flugzeugmodelle, in den Stewardessen ausgebildet werden und lernen, was zu tun ist, wenn es in der Kabine wirklich einmal brennt.