Velbert. Die Zahl der Einschulungen klettert in Velbert rapide in die Höhe. Außer einer neuen Grundschule muss die Stadt weitere Herausforderung stemmen.

Die Schülerzahlen gehen – zunächst im Primarbereich – in Velbert in die Höhe. Wurden zuletzt 738 Mädchen und Jungen eingeschult, so klettert die Zahl der I-Dötzchen schon nächstes Jahr über die 800er Marke, wird sie laut Prognose 2024 mit 896 ihr Maximum erreichen. Auf Sicht sind es 100 Kinder mehr in den Eingangsklassen. In Velbert-Mitte fehlen drei Eingangsklassen ; der erforderliche Neubau einer dreizügigen Grundschule am Standort des so genannten Pestalozzi-Platzes ist beschlossene Sache. Im Primarbereich rollt aber noch mehr auf die Stadt zu: Ab 2024/25 soll es auch einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der Offenen Ganztagsschule (OGS) geben. „Das wird eine große Herausforderung“, sagt Barbara Kirschner. Sie leitet jetzt den städt. Fachbereich Bildung/Kultur/Sport, den zuvor Reinhard Mickenheim verantwortet hat.

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Herausforderung für die Stadt Velbert und die Träger

Barbara Kirschner leitet jetzt bei der Stadt Velbert den Fachbereich für Bildung, Kultur und Sport.
Barbara Kirschner leitet jetzt bei der Stadt Velbert den Fachbereich für Bildung, Kultur und Sport. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die notwendige Ausweitung fordere sowohl die Stadt als auch die OGS-Träger. Einerseits gehe es um bauliche Maßnahmen, etwa um Mensa-Kapazitäten, andererseits gelte es das Problem zu lösen, das entsprechende Fachpersonal zu bekommen. Aktuell bewege sich die Quote der OGS-Plätze je nach Schule zwischen 30 und 40, mitunter liege sie bei 50 Prozent, so Kirschner. Gerno Böll rechnet jedoch „perspektivisch“ mit einer Nachfrage von bis zu 80 Prozent. „Bisher haben wir immer alles hinbekommen“, äußert sich der Fachdezernent entspannt zuversichtlich.

Maßgeschneidertes Raumprogramm

„Umso mehr ist die neue Grundschule eine prima Gelegenheit“, findet Kirschner, „bei Null anzufangen und ein wirklich entsprechendes und maßgeschneidertes Raumprogramm aufzulegen.“ Die 52-Jährige stammt aus Oberhausen, lebt in Köln und war zuletzt Amtsleiterin in Pulheim. Die Velberter Verhältnisse kennt sie schon seit 2015/16. Da war sie nämlich noch bei der Gemeindeprüfungsanstalt und vor Ort in Sachen Stärkungspaktberatung mit Schwerpunkt Schulen im Einsatz. „Es war also kein Sprung ins eiskalte, sondern eher schon ins bisschen lauwarme Wasser.“ Für die Fachbereichsleitung beworben habe sie sich, „weil ich gefragt worden bin“.

Ex-Hauptschule Am Waldschlösschen auf dem Prüfstand

Gleich neben der Martin-Luther-King-Hauptschule ist noch Platz genug für die geplante dreizügige Grundschule. Im Vordergrund ist die Christuskirche zu sehen.
Gleich neben der Martin-Luther-King-Hauptschule ist noch Platz genug für die geplante dreizügige Grundschule. Im Vordergrund ist die Christuskirche zu sehen. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die meisten Kontakte hat die Kommunalbeamtin von der Pike auf, die jetzt gut 100 Mitarbeiter hat, nunmehr mit den Kollegen vom Fachbereich Immobilienservice. Das betrifft auch den Komplex der städt. Gesamtschule Neviges . Bislang werden zwei Jahrgänge in der ehemaligen Heinrich-Kölver-Realschule An der Maikammer unterrichtet. Ab 2023/24 muss dann auch die Ex-Hauptschule Am Waldschlösschen einbezogen werden: Die mit großem Interesse erwartete Untersuchung ihrer Gebäudesubstanz soll voraussichtlich im nächsten März abgeschlossen werden.

Stadtbücherei erfindet sich neu

Apropos Immobilien: „ Diese Bücherei wird mit Sicherheit spannend , sie wird sich neu erfinden und nach Wohnen und Arbeitsplatz dritter Ort. Ein niederschwelliges, kostenfreies Angebot“, sagt die Fachbereichschefin zu der Zentralbibliothek von morgen, deren Wandel in engem Zusammenhang mit dem Umbau des Forum Niederberg zu einem Bürgerforum Niederberg steht. „Ich freue mich darauf, diesen Prozess zu begleiten.“

Grundschulklassen in Quarantäne geschickt

Realschule fängt ab sofort später an

In der Realschule Kastanienallee sind jetzt neue Zeiten angebrochen: geänderte. In der Schule seien die Rückmeldungen immer lauter geworden, so berichtet diese, dass Schulweg, Schulbusse und Haltestellen sehr voll seien. „Alle Schulen im Umfeld fangen zur selben Zeit an, dazu ist die fünfzügige Grundschule an der Kastanienallee eröffnet worden.“ Außerdem gebe es direkt daneben die SKFM-Kita mit 100 Kindern.

„Aus diesem Grund haben wir in der Schule kurzfristig entschieden die Schulzeiten zu verschieben . Somit beginnt der Unterricht um 8.20 Uhr “, das sei fast eine halbe Stunde später. Den Stundenplan umzustellen sei dabei noch der kleinste Teil. OGS-Zeiten und Mitarbeiter hätten umgeplant werden, Bustransfers zur Sporthalle angepasst, Busunternehmen informiert und der Mensabetrieb umgestellt werden müssen. Derzeit plane man, ob und wie eine Frühbetreuung benötigt werde.

Eindeutig weniger Freude bereitet im Alltag hingegen das Thema Corona. „Wir laufen eigentlich immer dem hinterher, was wir an Vorgaben bekommen“, schildert Kirschner die Gegebenheiten. Die Schulen seien gut aufgestellt, auch in Sachen Nachverfolgung, hätten dafür z. B. ihre Sitzpläne. Die Situation sei nicht besser und nicht schlechter als andernorts auch . „Es gibt keine Hotspots“, bekräftigt sie unisono mit Böll. Stand Montag gebe es stadtweit und quer durch alle Schulformen 22 infizierte Schüler und Lehrer. Die Zahl der Quarantänefälle liegt allerdings naturgemäß deutlich höher. Nach WAZ-Informationen sollen aktuell an der Grundschule Birth drei oder gar vier Klassen in Quarantäne geschickt worden sein.

Lage zu Schulbeginn entzerren

„Wir haben bisher alles hinbekommen“, sagt Gerno Böll. Er ist der zuständige Fachdezernent und auch Erster Beigeordneter der Stadt Velbert.
„Wir haben bisher alles hinbekommen“, sagt Gerno Böll. Er ist der zuständige Fachdezernent und auch Erster Beigeordneter der Stadt Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Veränderte Schulbeginn-Zeiten wie an der Realschule Kastanienallee (s. Infobox) oder der Gesamtschule Neviges mit 8.20 Uhr oder auch gestaffelte wie an der Martin-Luther-King-Hauptschule seien „super“, lobt Gerno Böll, alleine schon um morgens die Lage zu entzerren. „Wir sind auf die Schulen zugegangen und mit allen im Gespräch.“ Vermutlich werde der in NRW bislang auf 7.30 bis 8.30 Uhr festgelegte Anfangszeitraum bald auf 9 Uhr ausgedehnt.

Musikschule hat schwer zu kämpfen

Die Musik- und Kunstschule , ergänzt Barbara Kirschner, kämpfe schwer mit den Corona-Begleitumständen: „Ensembleproben und auch Chor, das geht ja alles nicht.“ Die Lage sei fast „wie Karussell-Fahren – auf, zu – auf und wieder zu“. Es sei nicht zuletzt auch die Frage, wie lange Eltern so etwas wohl mitmachten.