Düsseldorf. Mehr als 50.000 Schüler in Quarantäne, und die Zahl der Schulen im regulären Präsenzunterricht sinkt: Corona belastet die Schulen sehr.

Die Zahl der durch Coronafälle und Quarantäne betroffenen Schulklassen steigt in NRW offenbar stark an. Laut einer Umfrage, die inzwischen fast eine Woche alt ist, befinden sich in NRW mehr als 50.000 Schüler in Quarantäne.

Die Landesregierung fragt immer mittwochs das Infektionsgeschehen an den Schulen des Landes ab. Neue Zahlen sind also erst am 11. November zu erwarten. Die vielen Meldungen aus NRW-Kommunen über Coronafälle an Schulen deuten darauf hin, dass sich die Lage in den vergangenen Tagen womöglich weiter verschlimmert hat.

Weniger Präsenzunterricht möglich

„An 87,5 Prozent aller Schulen (3.914 Schulen) findet regulärer Präsenzunterricht für alle Klassen statt, sechs Schulen sind geschlossen und an 12,3 Prozent der Schulen (552) befinden sich in Folge von Maßnahmen der örtlichen Gesundheitsbehörden Schüler bzw. Lerngruppen in Quarantäne“, erklärte das  NRW-Schulministerium auf Anfrage dieser Redaktion. Grundlage ist eine  Umfrage der Regierung zum Schulbetrieb von Mittwoch, 4. November.

Noch am 3. November hatte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer gesagt: „In mehr als 98 Prozent der Schulen wird Präsenzunterricht für alle Klassen erteilt.“ Der Wert sank also innerhalb von nur einer Woche um mehr als zehn Prozent. Das Ministerium hält den Schulbetrieb dennoch für „bisher weiterhin stabil“.

94,2 Prozent der Lehrer können regulär unterrichten

Laut Ministerium hatten sich 92 Prozent an der Umfrage zum Stichtag 4. November beteiligt. Der Anteil der Lehrkräfte, deren Einsatz im Präsenzunterricht nicht durch die Pandemie verhindert wird, liege demnach 94,2 Prozent (145.847); 2,24 Prozent der Lehrkräfte (3.465) befänden sich in Quarantäne, bei 0,36 Prozent der Lehrer (559) sei eine Corona-Infektion bestätigt worden.

96,5 Prozent der Schüler (1.950.458) können am Präsenzunterricht teilnehmen, so das Schulministerium, 2,48 Prozent der Schüler (50.152) befinden sich demnach in Quarantäne, bei rund 0,18 Prozent der Schüler (3.662) sei eine Corona-Infektion bestätigt worden.​

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) nannte am Dienstag Besorgnis erregende Zahlen zum aktuellen Infektionsgeschehen dort. Am Dienstagmittag befanden sich in Solingen 2171 Schüler und 283 Lehrer in Quarantäne, das bedeutet: etwa jeder zehnte Schüler und jeder sechste Lehrer. Kurzbach forderte die Schulministerin als Gast der neuen Grünen-Landtagsfraktionschefin Josefine Paul erneut auf, das Solinger Modell zur Aufteilung von Klassen in Präsenz- und Distanzunterricht zuzulassen. Der Solinger Ob sagte, er habe "Tausende Zuschriften" von hochrangigen Kommunalpolitikern aus ganz Deutschland erhalten, in denen das Solinger Modell gelobt werde.

Josefine Paul und Sigrid Beer aus der Grünen-Landtagsfraktion erneuerten ihre Forderung nach einem "Plan B" für die NRW-Schulen. Niedersachsen und Hessen hätten inzwischen alternative Szenarien zum Präsenzunterricht. Ministerin Gebauer könne sich also nicht mehr "hinter der Kultusministerkonferenz verschanzen".


SPD und Grüne laden in der kommenden Woche zu einem "Schulgipfel" ein. Hauptthema: Die Lage an den Schulen.