Velbert. Über 50 Prozent der Investitionen ins Forum in Velbert dienen dazu, die Technik auf neuen Stand zu bringen. Vor allem soll aber mehr Leben rein.
Eine Investitionssumme in Höhe von 43 Millionen Euro ist nach jetzigem Stand vonnöten, um das Forum Niederberg in ein Velberter Bürgerforum mit neuen Funktionen, Angeboten und Aufgaben umzuwandeln, es vor allem aber auch mit mehr Leben zu füllen. Damit die alte Frage, warum in dem Haus nur so selten Licht an sei, künftig allenfalls umgekehrt formuliert werden kann. Knapp über 50 Prozent der Millionen-Summe fließen in neue Technik, die bei diesem Projekt einen hohen Anteil hat. Ja sogar „ungewöhnlich hoch“, wie Architekt Christian Kohl es einordnet.
Eigentlich vier eigenständige Baukörper
Die Anteile stellten sich deshalb so dar, weil ja der „Rohbau“ zum Großteil schon vorhanden sei, erklärt Kohl, der mit acht seiner insgesamt 15 Leute seines Büros (Duisburg/Herne) mit den reinen Architektenleistungen befasst ist. Der Rohbau, das ist das am 24. September 1982 eröffnete Forum Niederberg, das eigentlich aus vier nahezu separaten Baukörpern besteht.
Modell entstand in der Bauzeit
Richtig augenfällig erschließt sich das beim Anschauen des alten, wohl aus der ursprünglichen Bauzeit stammenden Modells im Maßstab 1 : 50, das neuerdings aber noch mehr zeigt: Dass man die Veränderungen nur mit einem kennenden Auge sehen wird, wie Christian Kohl kürzlich bereits prophezeit hat. Bei dem Modell ist nämlich alles schon ergänzt und verändert. Am auffälligsten ist wohl die etwas zurückgesetzte, zusätzlich draufgesattelte Etage in Richtung Stadtgalerie, Villa Herminghaus und neuem Museum. Dort oben bekommt die VHS Räume. Weitere Nutzer werden z. B. Stadtbücherei (auf drei Etagen), Musik & Kunstschule und KVBV.
An den Materialien festhalten
Im Erdgeschoss wird der geschlossene Raum quasi bis auf die Außenlinie der heutigen Arkaden vorgezogen, verschwinden damit auch die offenen Nischen. Der Hinzugewinn kommt vor allem den Mehrzwecksälen zugute. Die Brutto-Grundfläche beträgt künftig rund 8500 qm, das sind ungefähr 1200 mehr als heute. Die verwandten Materialien werden sich behaupten: heller Tuffstein aus der Eifel, Sichtbeton bei der Tragstruktur und Titan-Zink bei der Abdeckung.
Es gibt schon eine ganze Reihe von (Umbau-)Projekten, die die „Handschrift“ von Christian Kohl und seinem Team tragen. Dazu zählen z. B. das Moerser Rathaus und dortige Hanns-Dieter-Hüsch-Zentrum, das Theater am Marientor in Duisburg und gleich nebenan in Essen Colosseum, Folkwang-Musikschule und Steag-Hauptverwaltung.
Turm mit Treppe und Lift
Das Forum verändert am meisten sein Gesicht in Richtung Europaplatz. Theatercafé und Außentreppe verschwinden. Der neue Eingang werde ein Stück nach vorne geholt und mit einem großen, begehbaren Dach versehen, erläuterte Jörg Ostermann beim Rundgang mit der WAZ. Links davon werde ein Erschließungsturm über alle Etagen errichtet, so der Planungs- und Immobiliendezernent weiter, in dem sich die Treppe um den Fahrstuhl wendele.
Bewegungsraum für die Kleinen
Links vom Turm wiederum werde unterhalb eine Cafeteria eingerichtet und darüber das geplante Familienbüro. Das werde vor allem Angebote für Familien aus dem Quartier machen, erklärt Ostermann und nennt beispielhaft Erziehungsberatung, Aktionen, Mitmachangebote sowie Sport für Kleinkinder in einem eigenen, etwa 100 qm großen Bewegungsraum. Seinen Zugang bekommt das Büro oben im Bereich der „Zeppelinbar“, deren blau- und türkisfarbene Mosaikwand erhalten bleibt. Theke und Einbauten kommen weg.
Schub für die Haus- und Sanitärtechnik
Stadt stellt das Projekt vor
Die Stadt plant noch eine öffentliche Informationsveranstaltung, um dort die so genannten finalen Pläne für das Velberter Bürgerforum und auch das überarbeitete alte Modell des Forum Niederberg mit seinen aktuellen Ergänzungen vorzustellen.
Der genaue Termin steht noch nicht fest. Er selbst und auch der genaue Ablauf der Veranstaltung hängen nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung der Corona-bedingten Regeln und -Restriktionen ab.
Doch zurück zum Eingangsthema, zurück zur Technik: Alle Räume erhalten eine unterstützende Lüftung, also keine Vollklimaanlage, die vorhandene Lüftungsanlage für Theatersaal und Mehrzwecksäle wird ertüchtigt, der Brandschutz auf modernen Stand gebracht und auf die veränderte Nutzung zugeschnitten. Die Elektrik wird komplett erneuert, das Gebäude bekommt eine neue Gas-Heizung, die Sanitäranlagen im Untergeschoss werden modernisiert, an anderer Stelle werden neue, zusätzliche gebaut.
Eröffnung im Frühjahr 2023
Die sogenannten öffentlichen Verkehrsflächen – also Flure, Treppen, Galerien – bleiben wie gehabt. Zu Schadstoffen hat es eine gesonderte Voruntersuchung gegeben. Stoffe wie PCB oder auch PAK-Weichmacher – „Baustoffe, die in den 70ern ordnungsgemäß verbaut worden sind“ – sollen jetzt vor dem Beginn der eigentlichen Umbauarbeiten vorschriftsmäßig entsorgt werden. „Wir fangen nach den Sommerferien mit dem Rückbau von innen an“, sagt Kohl. Dann gehe man auch an die Flächen ran, „wo wir an die Technik müssen“. Fertigstellung und Eröffnung des Bürgerforums sind nach bisherigem Fahrplan für das Frühjahr 2023 vorgesehen.